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       # taz.de -- Umgang mit der AfD: Bundestagspräsidentin Julia Klöckner will vermitteln
       
       > Die AfD sitzt nach ihren Wahlgewinnen mit einer größeren Fraktion im
       > neuen Bundestag. Was heißt das für den Parlamentsbetrieb und wichtige
       > Ämter?
       
   IMG Bild: Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) will vermitteln – ist selbst aber schon mit zweifelhaften Aussagen zur AfD aufgefallen
       
       Berlin dpa | [1][Bundestagspräsidentin Julia Klöckner] schaltet sich in die
       Debatte um den Umgang mit der AfD bei parlamentarischen Abläufen und
       Funktionen ein. „Die Fraktionen untereinander müssen sich absprechen, wie
       sie mit der AfD umgehen wollen“, sagte die CDU-Politikerin der Bild am
       Sonntag. Für den gesamten Bundestag, für den sie spreche, gelte die
       Geschäftsordnung. „Keine Fraktion, kein Abgeordneter wird vom Präsidium
       anders behandelt als andere.“ Klöckner kündigte auch an, in strittigen
       organisatorischen Fragen zu vermitteln.
       
       [2][CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn] hatte sich dafür ausgesprochen, mit
       der AfD im Parlamentsbetrieb so umzugehen wie mit anderen
       Oppositionsparteien auch. Dies löste eine Kontroverse aus. Zum Start der
       Wahlperiode stehen Abläufe und auch praktische Fragen wie Sitzungssäle im
       Blickpunkt. Seit dem Bundestagseinzug der AfD 2017 fielen alle ihre
       Bewerber als Vizepräsidenten durch. In der vergangenen Wahlperiode ging die
       AfD bei Ausschussvorsitzen leer aus. Sie ist nun zweitstärkste Fraktion mit
       152 statt zuvor 77 Abgeordneten.
       
       ## Ältestenrat als Klärungs-Gremium
       
       Zur Frage, ob AfD-Politiker Ausschüsse leiten sollten, sagte Klöckner: „Das
       wird jetzt besprochen. Das ist jetzt Sache der Fraktionen. Und wenn die
       Fraktionen sich nicht einigen, wird das in den Ältestenrat gebracht. Und da
       werde ich vermitteln.“
       
       Ob ausgerechnet sie dafür geeignet ist, bleibt fraglich. Anfang Januar 2025
       schrieb Julia Klöckner auf Social Media: „Für das, was Ihr wollt, müsst Ihr
       nicht AfD wählen. Dafür gibt es eine demokratische Alternative: die CDU“.
       Nach Kritik löschte sie den Beitrag.
       
       Dem Ältestenrat, der auch strittige organisatorische Fragen klärt, gehören
       die Bundestagspräsidentin, ihre Vizes und weitere Abgeordnete an, wobei die
       Mehrheitsverhältnisse des Bundestags abgebildet sind.
       
       In der künftigen schwarz-roten Koalition pocht die SPD auf eine weitere
       klare Abgrenzung zur AfD. Parteichef Lars Klingbeil sagte den Zeitungen der
       Funke-Mediengruppe: „Ich bin irritiert über diese Diskussion, die unnötig
       und falsch ist.“ Klingbeil sprach auch von einem internen „Foulspiel“ gegen
       CDU-Chef Friedrich Merz nach den Vereinbarungen für eine neue Koalition.
       
       ## SPD warnt vor Belastung der Koalition
       
       Der SPD-Abgeordnete Ralf Stegner sagte dem Handelsblatt: „Wenn Konservative
       das Verhältnis zur rechtsradikalen AfD normalisieren, also auf Deutsch
       gesagt, sich annähern wollen, legen sie die Lunte an eine mögliche
       Koalition mit der Sozialdemokratie.“ Die AfD habe Vorschlagsrechte wie jede
       andere Fraktion. „Das Anrecht, gewählt zu werden, hat dagegen niemand“.
       
       Auch aus der Union kam Kritik. Der [3][Vorsitzende des
       CDU-Arbeitnehmerflügels, Dennis Radtke], nannte die Debatte in der taz
       überflüssig und schädlich. Das Bundesverfassungsgericht habe festgestellt,
       dass die Geschäftsordnung des Bundestages zulasten der AfD nicht verletzt
       worden sei.
       
       ## Streit um Vize-Posten schon bei Grünen und Linke
       
       Der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert hatte kürzlich daran
       erinnert, dass die Grünen nach ihrem Bundestagseinzug 1983 mehr als zehn
       Jahre warten mussten, bis sie zum ersten Mal im Präsidium vertreten waren.
       „Damals gab es noch Zweifel an ihrer parlamentarischen Gesinnung“, sagte er
       dem Portal „ntv.de“. Ungewöhnliche Umstände gab es auch 2005. Damals fiel
       der Linke-Vorsitzende Lothar Bisky viermal als Vizepräsidentenkandidat
       durch. Im April 2006 wurde dann die Linke-Abgeordnete Petra Pau ins Amt
       gewählt.
       
       Aktuell beansprucht die AfD auch den zweitgrößten Fraktionssaal, in dem
       bisher die SPD tagt. Klöckner sagte, über die Raumverteilung entscheide der
       Ältestenrat. „Ich werde dort auch versuchen, zu vermitteln.“ Sie wies
       darauf hin, dass AfD und SPD wenige Prozente trennten, was 32 Abgeordneten
       entspreche. Als Regierungspartei werde die SPD in Fraktionssitzungen auch
       Beamte und Bedienstete dabeihaben. „Grundsätzlich sage ich, es gelten die
       gleichen Regeln für alle. Und am Ende entscheiden Mehrheiten. Aber die AfD
       muss auch angemessen tagen können.“
       
       21 Apr 2025
       
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