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       # taz.de -- 1. FC Köln holt wieder Funkel: Ein Mann für die Herzen
       
       > Den 1. FC Köln befällt im Aufstiegskampf die Panik. Trainer und
       > Sportvorstand müssen gehen. Der altbewährte Friedhelm Funkel, 71, soll es
       > richten.
       
   IMG Bild: Der schon wieder! Der 1. FC Köln verpflichtet bereits zum dritten Mal Friedhelm Funkel als Trainer
       
       Gleich im ersten Statement, das Friedhelm Funkel nach seiner überstürzten
       Rückkehr aus dem Rentnerleben hinein in die Hochspannungszone des
       Fußballbetriebs formulierte, tauchte ein entscheidendes Wort auf. „Der FC
       ist und bleibt eine [1][Herzensangelegenheit für mich]“, erklärte die
       71-jährige Trainerlegende, die während der beiden verbleibenden
       Saisonwochen für den 1. FC Köln zuständig sein wird. Zuvor hatte der Klub
       den bisherigen Trainer Gerhard Struber sowie den für den Sport zuständigen
       Geschäftsführer Christian Keller entlassen.
       
       Funkel wird den FC nicht neu erfinden können, aber er ist ein Mann, der
       eine besondere Gabe für alle Fragen schneller Stimmungsumschwünge besitzt.
       Ein Trainer, der Herzen erwärmen und Vertrauen schaffen kann. Das braucht
       dieser Klub tatsächlich dringender als fußballerischen Sachverstand. Rund
       um die Mannschaft herrscht nämlich eine Untergangsstimmung wie in den
       schlimmsten Krisenzeiten, die alle belastet und zu einem hochwirksamen
       Bremsfaktor für das Projekt Bundesligarückkehr geworden ist. „Wir reden,
       als stünden wir im Abstiegskampf“, monierte Kapitän Timo Hübers am Samstag
       nach dem zweifellos enttäuschenden 1:1 gegen den Tabellenletzten
       Regensburg.
       
       Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der FC noch mit einem Vorsprung von
       drei Punkten Zweiter ist, was vollständig im Rahmen der geltenden
       Zielsetzung liegt. Die Kölner haben den Aufstieg in der eigenen Hand. Ein
       Unentschieden und ein Sieg aus den Duellen in Nürnberg am Freitag und gegen
       Kaiserslautern am letzten Spieltag reichen definitiv aus, um am Ende ein
       großes Fest feiern zu können. Und dennoch beschimpfen Teile des Publikums
       eine mental höchst labile Mannschaft, statt ihr unterstützend über
       schwierige Momente hinwegzuhelfen.
       
       Am Samstag wurden die Spieler mit „Wir wollen euch kämpfen sehen“-Gegröle
       verunsichert, die Stimmung im Stadion war phasenweise gespenstisch.
       Untermalt von „Struber raus“- und „Keller raus“-Rufen, die schließlich
       erhört wurden. „Das Team muss sich für die letzten beiden Spiele auf die
       eigene Stärke besinnen“, sagte Präsident Werner Wolf, „es braucht dafür
       jetzt neue Impulse. Die haben wir nicht mehr gesehen.“ Funkel, der nur für
       zwei Spiele zurückkehrt, ist dafür eine schlüssige Wahl, weil er mit seiner
       wärmenden sowie direkten Art und seinem Gespür für Menschen Blockaden lösen
       kann. [2][Auch Keller] hätte diesen Schritt mitbeschließen und damit
       mutmaßlich seinen Verbleib im Klub absichern können.
       
       ## Gewaltiger Druck im Umfeld
       
       Aber der Schwarzwälder neigt zum Dogmatismus und erklärte am Montag nach
       der Trennung: „Eine kurzfristige Änderung auf der Trainerposition konnte
       und wollte ich in diesem Kontext aber nicht mittragen, da diese nicht
       meinen Überzeugungen und Werten entsprochen hätte.“ Wer sich in den
       vergangenen Wochen vertraulicher mit Keller ausgetauscht hat, der wusste,
       dass der Funktionär die Ursachen für die Probleme weniger beim Trainer
       sieht als in den atmosphärischen Dynamiken rund um den Klub sowie in der
       Kabine. Dass ein Trainerwechsel zur Lösung beitragen kann, wollte er aber
       nicht sehen.
       
       Dabei ist das Team bereits [3][in der Vorsaison abgestiegen], weil es dem
       gewaltigen Druck nicht gewachsen war, der sich in dieser Stadt, in diesem
       Umfeld und in diesem Klub aufbaut. Genau wie jetzt entstand eine Lähmung,
       die Keller wahrnahm und beschreiben konnte. Die passenden Gegenmaßnahmen
       fand er nicht.
       
       Der Ertrag, den dieser Funktionär hinterlässt, wird damit nicht im
       sportlichen Bereich liegen, sondern auf der wirtschaftlichen und der
       strukturellen Ebene. Unter Kellers Ägide entstanden verbesserte Strukturen,
       ein modernes Scouting, Verbindungen zwischen Nachwuchs- und
       Erwachsenenfußball und eine fast vollständige finanzielle Genesung. Nach
       einem Aufstieg werde ersichtlich, „dass der Grundstein für eine
       nachhaltigere FC-Zukunft auf zahlreichen Ebenen gelegt wurde“, teilte
       Keller in seinem Abschiedsstatement mit.
       
       Den Bereich Sport wird Thomas Kessler, der bisherige Bereichsleiter Lizenz,
       in der neu geschaffenen Funktion des Sportdirektors von Keller übernehmen,
       der auch „mit ganzem Herzen Kölner“ sei, wie Präsident Wolf betonte.
       Atmosphärisch mag sich diese Woche finster anfühlen, aber in der Situation
       liegt auch eine Chance. Der Aufstieg ist möglich, die wirtschaftliche
       Ausgangslage ist gut und im September wird ein neues Präsidium gewählt.
       Aber bevor die blühende Zukunft beginnt, muss erstmal Friedhelm Funkel
       funktionieren.
       
       5 May 2025
       
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