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       # taz.de -- AfDler will rechte Gewerkschaft gründen: Der rechte Personalrat
       
       > Jens Keller ist AfD-Stadtrat in Hannover, Personalrat und
       > Ver.di-Mitglied. Nun will er Ver.di verlassen und eine AfD-nahe
       > Gewerkschaft gründen.
       
   IMG Bild: Will eine rechte Gewerkschaft in Niedersachsen gründen: AfD-Politiker Jens Keller
       
       Der rechtsextreme Verein „Zentrum“ aus Stuttgart, der schon eine Weile
       versucht, sich als [1][„alternative Gewerkschaft“ in den Betrieben
       breitzumachen], könnte eine regionale Gruppe in Niedersachsen bekommen.
       Jens Keller, Vorsitzender der AfD-Stadtratsfraktion Hannover, kündigte an,
       eine landesweite Gruppe in Niedersachsen oder wenigstens eine regionale
       Gruppe in Hannover aufbauen zu wollen.
       
       Keller ist seit 2015 Mitglied der AfD. Ihn brachten, so ist es auf der
       Website der AfD-Fraktion Hannover zu lesen, „Euro-Skepsis und Kritik
       der,alternativlosen' merkelschen Euro-,Rettungs'-Politik“ zu der Partei,
       die gerade vom Bundesverfassungsschutz [2][als gesichert rechtsextrem
       eingestuft] worden ist. Später habe ihn auch das restliche Wahlprogramm
       größtenteils überzeugt, sagte er.
       
       Seit 2009 ist Keller beim kommunalen Entsorgungsunternehmen „Aha“ und er
       ist Mitglied der Gewerkschaft Ver.di. Im Februar 2024 sorgte seine
       Kandidatur für den Personalrat von „Aha“ für eine [3][Debatte über die
       Vereinbarkeit von der gleichzeitigen Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft
       und in der AfD]. Seine Kandidatur war aber erfolgreich, mit 626 Stimmen
       erreichte er das beste Ergebnis für das 15-köpfige Gremium.
       
       Bereits vor Kellers Wahl in den Personalrat hatte
       Ver.di-Landesbezirksleiterin Andrea Wemheuer erklärt, dass die aktive
       Tätigkeit für die [4][AfD] nicht mit den Positionen der Gewerkschaft zu
       vereinbaren sei. Der Ver.di-Bezirk Niedersachsen-Bremen versuchte, Keller
       auf dem Rechtsweg bis 2027 für gewerkschaftliche Ämter sperren zu lassen.
       Das Landgericht Berlin entschied im Januar dieses Jahres aber, dass Keller
       alle Rechte zustehen. Er konnte seine Position als Vertrauensmann wieder
       aufnehmen. Eine Perspektive bei Ver.di sieht Keller trotz des
       erstinstanzlichen Sieges nicht mehr. Er hat seinen Austritt aus der
       Gewerkschaft angekündigt.
       
       Die neu-rechte Wochenzeitung Junge Freiheit (JF) schreibt, Keller wolle
       [5][Ver.di] „freiwillig“ verlassen. Im Januar hatte Keller der JF noch
       gesagt, er wolle „bei der nächsten Wahl für den Ver.di-Bundesvorstand
       kandidieren“. Er habe „positiven Zuspruch“ von den Mitgliedern erhalten,
       weil er sich „gegen die Ungleichbehandlung aufgelehnt habe“. Davon ist nun
       keine Rede mehr.
       
       Diese vermeintliche Ungleichbehandlung von Ver.di-Mitgliedern, die
       gleichzeitig in Parteien engagiert sind, lässt die Gewerkschaft nicht
       unkommentiert. Ver.di-Landesbezirksleiterin Wemheuer weist darauf hin, dass
       die Satzung „unverrückbare Grundsätze benennt“, sich zum „demokratischen
       und sozialen Rechtsstaat“ bekenne, sich auch für die Gleichstellung von
       Mann und Frau, für die Einhaltung der Menschenrechte und für die Achtung
       der Menschenwürde einsetze. „Um diese Ziele zu erreichen“, setze man sich
       gegen „faschistische und rassistische Einflüsse“ und für die „Interessen
       von Arbeitnehmer*innen mit Migrationshintergrund“ ein. Die Positionen
       der AfD seien folglich „unvereinbar“ mit Ver.di, so Wemheuer.
       
       In einem Video, das „Zentrum“ auf Tiktok veröffentlicht hat, greift Keller
       die Gewerkschaft, der er mit 16 Jahren beigetreten ist, an. Ver.di sei bloß
       noch ein „Sprachrohr der Altparteien“ und mache gegen demokratische
       Parteien mobil. Mit demokratischer Partei meint Keller die AfD. Kellers
       Jargon passt zum Jargon vom „Zentrum“. „Wir sind die Opposition zu den
       gekauften Einheitsgewerkschaften“, die „Teil des Problems“ seien, schreibt
       der rechtsextreme Verein in seiner Selbstdarstellung.
       
       Den [6][Vorläufer von „Zentrum“] gründete übrigens Oliver Hilburger, einst
       Mitglied der Rechtsrockband „Noie Werte“, bei Daimler im Stammwerk
       Stuttgart-Untertürkheim. Der Verein hieß damals „Zentrum Automobil e. V.“
       und war eine rechte Arbeitnehmervereinigung für die Autobranche.
       
       8 May 2025
       
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