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       # taz.de -- Unabhängigkeit der US-Zentralbank: Donald Trump wird wieder übergriffig
       
       > Der US-Präsident fürchtet die Konjunkturrisiken, die er mit seiner
       > Zollpolitik selbst verursacht. Fed-Chef Powell will er vorerst wohl doch
       > nicht entlassen.
       
   IMG Bild: US-Präsident Donald Trump wird Fed-Chef Jerome Powell (r.) weiter im Nacken sitzen
       
       Washington taz | Die US-Wirtschaft ist aufgescheucht. Der
       [1][Internationale Währungsfonds IWF warnt in seiner jüngsten Analyse
       davor, dass der von US-Präsident Donald Trump ausgelöste Handelskrieg das
       weltweite Wirtschaftswachstum senken] würde. Maßgeblichen Anteil daran
       werde der prognostizierte Rückgang der US-Wirtschaft haben. Laut der am
       Dienstag veröffentlichten Prognose des IWF dürfte diese in diesem Jahr nur
       um 1,8 Prozent wachsen, einen Prozentpunkt weniger als noch im Januar
       geschätzt.
       
       „Neben den Zöllen selbst ist die zunehmende politische Unsicherheit –
       sowohl handelspolitisch als auch allgemein – ein wichtiger Treiber der
       Wirtschaftsaussichten“, sagte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas vor
       Journalisten.
       
       Trotz der aktuellen 90-tägigen Pause für die meisten Gegenzölle mit
       Ausnahme derer gegen China hält Trump weiter an seiner Wirtschaftsstrategie
       fest. Und die geht über die Zollverwirrungen hinaus. Zuletzt verunsicherten
       vor allem Trumps Attacken gegen US-Notenbankchef Jerome Powell die Akteure
       auf den Finanzmärkten. Sogar eine mögliche Entlassung von [2][Powell, den
       Trump selbst während seiner ersten Amtszeit für das Amt nominiert hatte],
       stellte er kurzzeitig in Aussicht – bevor dann am späteren Dienstag wieder
       alles anders war: Da erklärte der US-Präsident, dass er nicht beabsichtige,
       Powell zu feuern.
       
       Aber auch wenn Powells Job damit vielleicht nicht in akuter Gefahr ist, war
       die Botschaft doch deutlich: Mit seiner scharfen Kritik kratzt Trump an der
       Unabhängigkeit der Federal Reserve. Wie schon in seiner ersten Amtszeit,
       als er sich als erster US-Präsident in die Geldpolitik einmischte, will er,
       dass „die Fed das tut, was für das Land gut ist“ – wobei die Frage ist, wer
       das definiert.
       
       ## Begründete Unabhängigkeit
       
       Denn aktuell ist die bislang stabile und nachvollziehbare Vorgehensweise
       der US-Notenbank angesichts der globalen Neuausrichtung unter Anlegern
       äußerst willkommen. Die [3][Unabhängigkeit der Notenbanken] sei eine der
       größten Errungenschaften moderner Industrieländer und unterscheide diese
       von einer „Bananenrepublik“, erklärte Benjamin Bente, Geschäftsführer der
       deutschen Finanzfirma Vates Invest. Ein Eingriff in diese Unabhängigkeit
       würde deutlich größere wirtschaftliche Folgen haben als das Zollthema.
       „Hinter Trumps Agieren steht vielmehr die mögliche Einsicht, dass seine
       Zölle das Wirtschaftswachstum massiv bedrohen.“
       
       Auch US-amerikanische Analysten sehen dies ähnlich. „Würde Powell
       abgesetzt, würden die Märkte dies mit ziemlicher Sicherheit [4][als
       Inflationssignal] interpretieren, was möglicherweise die langfristigen
       Zinssätze in die Höhe treiben und die Rolle des [5][US-Dollars als
       Reservewährung der Welt] untergraben würde“, sagte Elliot Dornbusch,
       Investmentchef bei CV Advisors, der Nachrichtenagentur Reuters.
       
       ## Zinssenkungen sollen ausgleichen
       
       Trump will, dass die [6][US-Notenbank ihren Leitzins deutlich schneller
       senkt, als sie dies bisher getan hat], um die US-Wirtschaft anzukurbeln.
       Bei der aktuellen Verunsicherung durch die Zollpolitik und den [7][Plan,
       mehr Produktion zurück in die USA zu holen], könnte ein niedriger Leitzins
       durchaus von Vorteil sein. Ob Trump noch weitere Ziele verfolgt, ist
       unklar.
       
       In Online-Posts erklärte er, dass Powell mit seinen Entscheidungen zur
       Bekämpfung der Inflation immer zu spät sei und immer falsch liege. Auch
       bezeichnete er Powell als einen „riesigen Verlierer“. Doch Powell hat sich
       von diesen verbalen Attacken bislang nicht beeinflussen lassen und hält
       vorerst an seinem Kurs fest – und er nannte die aktuelle wirtschaftliche
       „Unsicherheit“ als einen Grund dafür.
       
       Trump wird weiterhin nichts unversucht lassen, um die Politik der Notenbank
       mit seinen politischen Zielen in Einklang zu bringen. Mit seinen Aussagen
       erhöht er immer wieder den Druck auf Powell und die Fed. Wie lange diese
       standhaft bleibt, wird sich zeigen. Powells Amtszeit endet offiziell im
       kommenden Jahr.
       
       23 Apr 2025
       
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