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       # taz.de -- Jordanien: Mitgliedschaft bei den Muslimbrüdern verboten
       
       > Sechzehn Personen, die angeblich einen Anschlag planten, wurden
       > festgenommen. Sie sollen der Muslimbruderschaft angehören und im Libanon
       > trainiert worden sein.
       
   IMG Bild: Abdul Hamid Thunaibat von der Muslimbruderschaft in Jordanien bei einer Veranstaltung im Januar 2024
       
       Berlin taz | Das jordanische Innenministerium greift gegen die Muslimbrüder
       durch. Am Mittwoch gab der Innenminister des Haschemitischen Königreichs,
       Mazen Farraya, bekannt: Die Mitgliedschaft in der Organisation sei
       verboten, ebenso das Bewerben ihrer Ideologie. Von der Organisation
       genutzte Büros sollen geschlossen werden, berichtet die Jordan Times.
       
       Das kommt nur bedingt überraschend: In der vergangenen Woche wurden in
       Jordanien sechzehn angeblich der Muslimbruderschaft nahestehende Personen
       festgenommen. Der Vorwurf: Sie hätten Anschläge im Königreich geplant, etwa
       auf militärische Anlagen. Die Verdächtigen sollen im Libanon trainiert
       worden sein.
       
       Die Muslimbruderschaft in Jordanien ist ein komplizierter Sonderfall: Sie
       existiert seit 1946 im Land. Die Beziehungen zwischen Königshaus und der
       Organisation waren lange recht gut: Die Organisation sei eng verwoben mit
       der Gründung des Staates Jordanien selbst, schreibt etwa das Italian
       Institute for International Political Studies. Sie habe die Monarchie in
       unruhigen Zeiten stabilisiert.
       
       Die Beziehungen verschlechterten sich aber mit dem [1][Beginn des
       Arabischen Frühlings] deutlich: Aus Sorge vor einer durch die
       [2][Muslimbrüder vorangetriebenen Destabilisierung] setzte König Abdullah
       II. erst auf Dialog, dann auf Einschüchterung. Im Jahr 2015 kam es zu einer
       Aufspaltung der Organisation: Die Muslimbruderschaft stand unter Druck des
       jordanischen Königshauses und zerfiel in zwei Fraktionen – die Reformer,
       die sie von der Mutterorganisation, der ägyptischen Muslimbruderschaft,
       wegführen wollten. Und die alte Fraktion, die diese Nähe beibehalten
       wollte.
       
       Schließlich registrierten die Reformer eine neue Muslimbrüder-Organisation
       in Jordanien – und übertrugen das gesamte Vermögen darauf. [3][Die
       Regierung erkannte die neue Gruppe an], die alte löste sich 2020
       schließlich auch formal auf. Über ihren politischen Arm, die Islamische
       Aktionsfront (IAF), sitzt die neue Gruppe auch im jordanischen Parlament:
       31 von 138 Sitzen gewann sie [4][in der Wahl im vergangenen September].
       
       Es sei wohl die alte, aufgelöste Gruppe – so berichtet es das
       Nachrichtenportal Al-Monitor – von dem nun erfolgten Bann betroffen. Ob die
       Ankündigung des Innenministers dennoch auch das Parlament betreffen könnte,
       ist bislang unklar: Am Dienstag hatte die IAF laut Al-Monitor bekannt
       gegeben, dass auch drei ihrer Mitglieder eine Beteiligung an den geplanten
       Angriffen vorgeworfen werde. Sie seien suspendiert worden.
       
       23 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Die-Stadt-Maan-in-Jordanien/!5043833
   DIR [2] /Buch-ueber-Muslimbruederschaft/!5841119
   DIR [3] https://www.newarab.com/news/splinter-jordanian-muslim-brotherhood-faction-gets-government-green-light
   DIR [4] /Niedrige-Wahlbeteiligung/!6032957
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lisa Schneider
       
       ## TAGS
       
   DIR Jordanien
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   DIR König Abdullah
   DIR Spielfilm
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Lesestück Recherche und Reportage
       
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