URI: 
       # taz.de -- Nach Anschlag in Kaschmir: Indien suspendiert Wasservertrag
       
       > Der Indus ist der wichtigste Fluss Pakistans. Nach einem Anschlag mit
       > mindestens 26 Toten in Kaschmir will Indien sein Nachbarland empfindlich
       > treffen.
       
   IMG Bild: Kaschmir: Menschen verbrennen eine pakistanische Flagge aus Protest gegen den tödlichen Anschlag auf Feriengäste
       
       Neu-Delhi dpa | Nach dem [1][verheerenden Terroranschlag im indisch
       kontrollierten Teil Kaschmirs] verschärfen sich wieder die Spannungen
       zwischen Indien und Pakistan. Als Reaktion auf den Angriff beschloss die
       Regierung in Indien unter anderem, einen wichtigen Vertrag mit dem Nachbarn
       über die [2][Nutzung der Flüsse in der Himalaya-Region] auf unbestimmte
       Zeit auszusetzen. In der Region kam es zu Protesten.
       
       Der Staatssekretär im Außenministerium, Vikram Misri, sprach von
       „grenzüberschreitenden Verbindungen“ bei dem Anschlag. Er warf Pakistan
       vor, Terrorismus zu unterstützen. Zudem weist Indien pakistanische
       Diplomaten aus und schließt einen Grenzübergang. Am Donnerstag will
       Pakistans Sicherheitsausschuss über die Schritte beraten.
       
       Der Indus-Wasservertrag werde so lange außer Kraft gesetzt, „bis Pakistan
       glaubhaft und unwiderruflich der Unterstützung des grenzüberschreitenden
       Terrorismus abschwört“, sagte Misri. Die Regierung in Islamabad hatte zuvor
       jede Beteiligung an dem Anschlag zurückgewiesen.
       
       ## Vertrag regelt Wassernutzung
       
       Das 1960 unter Vermittlung der Weltbank ausgehandelte Vertrag regelt die
       Wassernutzung des Indus und seiner Nebenflüsse. Der Indus ist der
       wichtigste Fluss Pakistans. Aus der chinesischen Region Tibet kommend
       fließt der Indus durch Ladakh, das bis 2019 noch offiziell zum indischen
       Teil Kaschmirs gehörte.
       
       Bei [3][dem Anschlag auf einer Bergwiese in einer beliebten Urlaubsgegend
       nahe der Stadt Pahalgam im Unionsterritorium Jammu und Kaschmir] wurden am
       Dienstag 26 Menschen getötet, mindestens 17 weitere verletzt. Die meisten
       von ihnen waren indische Feriengäste. Die Regierung stuft den gezielten
       Angriff auf Touristen als Terrorakt ein. Indische Medien berichteten, eine
       islamistische Terrorgruppe mit möglichen Verbindungen zu Pakistan habe den
       Anschlag für sich reklamiert.
       
       [4][Kaschmir steht seit Jahrzehnten im Mittelpunkt eines Konflikts zwischen
       beiden Ländern], die jeweils einen Teil der Region kontrollieren. Beide
       beanspruchen das ganze Gebiet für sich. Die beiden Atommächte führten
       bereits zwei Kriege um die Herrschaft über das Himalaya-Tal.
       
       In der Stadt Jammu kam es am Mittwoch zu antipakistanischen Protesten. Die
       Teilnehmer forderten, dass Terroristen mit Gewalt aus der Region vertrieben
       werden sollen, wie indische Medien berichteten.
       
       ## Mehrere Maßnahmen
       
       Unter den Maßnahmen, die am Abend (Ortszeit) auf einer Sondersitzung des
       Sicherheitskabinetts des indischen Premierminister Narendra Modi
       beschlossen wurden, wird die Suspendierung des Wasservertrags als ein
       Schritt gesehen, der das Nachbarland besonders empfindlich treffen könnte.
       
       Zudem wurden die Militärberater in der pakistanischen Auslandsvertretung in
       Neu-Delhi zu unerwünschten Personen erklärt. Sie sollen das Land verlassen.
       Der Umfang der indischen Gesandtschaft in Islamabad soll zudem von 55 auf
       30 Menschen reduziert werden. Ferner soll der wichtigste
       Grenzkontrollposten auf indischer Seite mit sofortiger Wirkung geschlossen
       werden. Pakistanische Staatsbürger dürfen nicht mehr ohne Visum nach Indien
       einreisen. Am Donnerstag will der Nationale Sicherheitsausschuss in
       Pakistan unter Vorsitz von Regierungschef Shebaz Sharif über die Maßnahmen
       Indiens beraten.
       
       ## Zahlreiche Festnahmen nach Anschlag
       
       Nach dem Anschlag gab es Medienberichten zufolge Hunderte Festnahmen im
       indisch kontrollierten Teil Kaschmirs. Wie der Sender NDTV und andere
       indische Medien unter Berufung auf Informanten berichteten, wurden in der
       Region im Kontext des Anschlags bislang etwa 1.500 Personen festgenommen,
       um sie zu möglichen Verbindungen zu den Tätern zu befragen. Darunter hätten
       sich auch Personen befunden, die bereits früher wegen militanten Verhaltens
       aufgefallen seien, hieß es.
       
       Indiens Verteidigungsminister Rajnath Singh drohte den Tätern und ihren
       vermeintlichen Hinterleuten mit einer raschen Reaktion. Es werde eine
       „laute und deutliche Antwort für die Verantwortlichen“ sein, sagte er.
       
       ## Suche nach Angreifern in vollem Gang
       
       Die Suche nach den Angreifern lief währenddessen auf Hochtouren. Nach
       Angaben der indischen Streitkräfte beteiligten sich die Armee und die
       Polizei an der Suchaktion. Die Sicherheitsmaßnahmen im gesamten
       Kaschmir-Tal seien verstärkt worden, berichtete die Zeitung „Greater
       Kashmir“. Die Polizei in Kaschmir veröffentlichte am Mittwoch zur
       Unterstützung der Fahndung Phantombilder von drei mutmaßlichen Angreifern.
       
       ## Pakistan: Mit Anschlag nichts zu tun
       
       Die Gruppe The Resistance Front (TRF) reklamierte die Tat laut „Greater
       Kashmir“ für sich. Demnach handelt es sich um eine Splittergruppe der
       verbotenen islamistischen Terrororganisation Lashkar-e-Taiba (LeT), die
       unter anderem für eine [5][Anschlagsserie in der indischen
       Wirtschaftsmetropole Mumbai im November 2008] verantwortlich gemacht wird.
       
       Die Basis der Gruppe soll sich in Pakistan befinden. Aber auch dort ist sie
       verboten. Pakistans Verteidigungsminister Khwaja Asif hatte nach dem
       Anschlag im pakistanischen Fernsehen gesagt, die Regierung seines Landes
       habe mit der Tat nichts zu tun.
       
       ## Mehrere Kriege um Himalaya-Region
       
       Rebellengruppen kämpfen im indischen Teil Kaschmirs, der vorwiegend
       muslimisch geprägt ist, für eine Unabhängigkeit vom mehrheitlich
       hinduistischen Indien – oder für einen Zusammenschluss mit Pakistan. Die
       Region Kaschmir ist zwischen beiden Nachbarländern geteilt. Beide
       Atommächte führten bereits zwei Kriege um die Herrschaft über das
       Himalaya-Tal.
       
       Der indische Teil wurde 2019 in die zwei Unionsterritorien Jammu und
       Kaschmir sowie Ladakh aufgeteilt und damit stärker unter die Kontrolle der
       Zentralregierung in Neu-Delhi gebracht. Pakistan hatte die Aufhebung der
       Teilautonomie als illegal bezeichnet.
       
       24 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Terroranschlag-in-Indien/!6083778
   DIR [2] /Klimawandel-im-Himalaja/!5148855
   DIR [3] /Terroranschlag-in-Indien/!6083778
   DIR [4] /Geschichte-des-Kaschmir-Konflikts/!5574247
   DIR [5] /Bombay-unter-Schock/!5171958
       
       ## TAGS
       
   DIR Kaschmir
   DIR Indien
   DIR Pakistan
   DIR Narendra Modi
   DIR Terrorismus
   DIR Himalaya
   DIR Narendra Modi
   DIR Kaschmir
   DIR Indien
   DIR Indien
   DIR Frieden und Krieg
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kaschmir-Konflikt: Schusswechsel zwischen indischen und pakistanischen Soldaten
       
       Nach dem Anschlag in der umstrittenen Region Kaschmir fielen laut
       Regierungsvertretern Schüsse. Die UNO fordert „Zurückhaltung“ von Indien
       und Pakistan.
       
   DIR Indien und Pakistan: Die Spannungen sind zurück
       
       Nach dem Terroranschlag in Kaschmir kündigt Indien ein Wasserabkommen mit
       Pakistan auf. Droht die Lage weiter zu eskalieren?
       
   DIR Terroranschlag in Indien: Viele Tote bei Angriff im indischen Teil Kaschmirs
       
       Angreifer haben in einem Urlaubsgebiet das Feuer auf männliche Touristen
       eröffnet. Indiens Innenminister spricht von Terror, die Täter sind
       flüchtig.
       
   DIR Minderheiten in Indien: Indien greift in Verwaltung islamischer Stiftungen ein
       
       Indiens Regierung erhöht ihren Einfluss auf gestiftete Grundstücke.
       Muslimische Gruppen sprechen von einem Angriff auf ihre Selbstverwaltung.
       
   DIR Wo Friedenspläne scheiterten: Frieden auf Papier
       
       Zahllose Friedenspläne waren erfolglos. Sie scheiterten an komplexen
       Gemengelagen oder blieben für immer in der Schublade. Einige Beispiele.