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       # taz.de -- momentaufnahmen: Wenn es nicht mehr der Straßenhandel sein soll
       
       Es klingelt an der Tür zur Hamburger taz-Redaktion im Schanzenviertel,
       gleich zweimal, ding-ding, ding-ding. Vor der Tür steht, an die Wand
       geschmiegt, eine Frau. Wir seien doch die Zeitung, oder? Da könnten wir ihr
       doch helfen? Sie sei gerade beschimpft worden und komme nicht weiter.
       
       Kurz überlege ich, ob ich sie nicht rüber zur Polizeiwache schicken sollte,
       und frage dann, worum es denn gehe. Sie erzählt, dass sie endlich sauberes
       Gras rauchen wolle, nicht mehr dieses Straßenzeugs, und es gebe doch in
       Hamburg legale Verkaufsstellen für Marihuana, sie wisse aber nicht, wo.
       Irgendwer habe sie in einen Hanfshop geschickt, aber dort gebe es nur CBD
       und so; als sie nach Gras fragte, habe man sie beschimpft. Dabei sei sie
       extra nach Hamburg gefahren, um Gras zu kaufen.
       
       Sie steht da mit ihrem Uralt-Handy etwas verloren herum, da nehme ich sie
       mit rein, wir suchen zusammen nach einem Social Club in der Nähe. Keine
       Ahnung, ob sie da was bekommt, ohne Mitglied zu sein, aber sie wollte es
       versuchen. Küss die Hand, Madam, sagt sie noch, als sie sich die Adresse
       aufgeschrieben hat, deutet eine Verbeugung an und verschwindet aus der
       Redaktion. Ilka Kreutzträger
       
       10 May 2025
       
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   DIR Ilka Kreutzträger
       
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