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       # taz.de -- Franz-Beckenbauer-Platz in München: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist!
       
       > Zu Ehren ihres legendären Kapitäns steht die Arena des FC Bayern München
       > künftig am Franz-Beckenbauer-Platz. Es hätte passendere Orte gegeben.
       
   IMG Bild: Der Franz-Beckenbauer-Platz befindet sich direkt neben der Allianz-Arena in München
       
       Gute Freunde kann niemand trennen, auch nicht der Tod. Und so sind sie
       Anfang der Woche auch alle angetreten, um trotz Nieselregen den großen
       Franz Beckenbauer zu ehren: Uli Hoeneß, Sepp Maier, Lothar Matthäus, Paul
       Breitner und wie sie alle heißen. Der Anlass: [1][Ein Platz gleich neben
       der Allianz-Arena] soll fortan Franz-Beckenbauer-Platz heißen. Es sei die
       „höchste Ehre, die die Stadt München posthum vergeben kann“, findet
       Oberbürgermeister Dieter Reiter.
       
       Klar: Wer, wenn nicht er, der Kaiser und Fußballgott, hätte einen eigenen
       Platz verdient? Sicher, es wird in letzter Zeit immer wieder gemahnt, bei
       der Benennung von Straßen nach Menschen vorsichtig zu sein. In München hat
       gerade eine Kommission nach jahrelanger Arbeit vorgeschlagen, 39 Straßen
       umzubenennen. Aber da ging es natürlich um ganz andere Sachen als nur ein
       bisschen [2][Korruption bei einer WM-Vergabe]. Und was zählt, ist doch das
       Ergebnis: Wer hätte auf das Sommermärchen 2006 verzichten wollen?
       
       Ein braver Steuerzahler war Beckenbauer noch dazu – wie man aus Österreich
       hört. Und doch: Die Sache lief schon sehr schnell für einen Libero.
       Beschlossen hat der Stadtrat die Platztaufe gerade mal acht Monate nach
       [3][des Kaisers Tod]. Das erinnert fast an Johannes Paul II., nach dessen
       Ableben die Massen gerufen haben: [4][Santo subito!] Zu Deutsch: Sprecht
       ihn heilig, aber ein bisschen subito! Der war ja auch so eine Art Franz
       Beckenbauer, nur eben in einer anderen Disziplin.
       
       In Berlin müssen fünf Jahre nach dem Tod einer Person verstrichen sein, bis
       eine Straße nach ihr benannt werden darf, in Frankfurt drei, in Hamburg
       immerhin zwei. In München muss der Mensch nur tot sein, ganz egal, wie
       lange schon. Hätte man sich aber nun auch hier mehr Zeit genommen, wäre man
       sicher noch auf eine würdigere Location gekommen als diesen komischen
       Grashügel da draußen an der Autobahn. Jeder Giesinger Bolzplatz hätte
       besser gepasst.
       
       Der einzige angemessene Ort freilich wäre der gewesen, wo Beckenbauers
       Verein Jahr für Jahr die Meisterschale dem Volk präsentiert: der
       Marienplatz! Und was ist mit Maria, werden jetzt Kleingeister einwenden.
       Gut, die steht zwar nicht auf der Liste der 39 und soll ganz nett gewesen
       sein. Aber welchen Münchenbezug bitte hatte diese Frau? Vielleicht kommt
       der Stadtrat ja doch noch zur Vernunft. Mit etwas Zeit. Schauma mal!
       
       13 May 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.deutschlandfunk.de/ehrung-fuer-kaiser-in-muenchen-allianz-arena-liegt-nun-am-franz-beckenbauer-platz-102.html
   DIR [2] /Millionenhonorar-fuer-Beckenbauer/!5336139
   DIR [3] /Franz-Beckenbauer-ist-tot/!5977391
   DIR [4] /Doppelte-Heiligsprechung-im-Vatikan/!5043513
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominik Baur
       
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