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       # taz.de -- Verkehrswende rückwärts: Rot-Grün kämpft um jeden Parkplatz in Hamburg
       
       > Der Wegfall von Parkplätzen wird zunächst fast unmöglich. Eine
       > Umverteilung des Straßenraums rückt damit in weite Ferne, die
       > Verkehrswende-Ziele auch.
       
   IMG Bild: Chefsache: Parkplätze gehen künftig über den Schreibtisch von Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD)
       
       Einen Parkplatz in den Feierabendstunden zu suchen, macht wirklich keinen
       Spaß. Nicht in Großstädten wie Hamburg, wo es eng ist und wo man auf einen
       der öffentlichen Parkplätze am Straßenrand angewiesen ist, weil die Miete
       eines privaten viel zu teuer ist. Da können die Nerven wirklich strapaziert
       werden, wenn zum Bau eines Radwegs oder einer neuen Bushaltestelle oder
       auch zur Schaffung einer kleinen Grünfläche in der sonst zubetonierten
       Stadt auch nur ein einziger heiliger Parkplatz vorm Haus wegfällt.
       
       Individuell ist das alles verständlich. Wenn sich aus dieser kurzen Wut
       einiger jedoch das einzig nennenswerte neue Vorhaben von Hamburgs gerade
       wiedergewählter rot-grüner Regierung für die kommende Legislatur ergibt,
       dann ist das [1][ein komplettes Armutszeugnis] für die selbsternannten
       Treiber:innen der Verkehrswende. Aber tatsächlich: SPD und Grüne wollen,
       so haben sie in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen, von nun an um jeden
       Parkplatz, der wegzufallen droht, kämpfen. Ernsthaft?
       
       Sie haben dem sogar einen entsprechend großspurigen Namen gegeben: Der
       „Masterplan Parken“ soll’s nun richten, denn der „ruhende Verkehr“ gerät
       allerorts unter Druck – es herrscht, ja, „Parkdruck“. Zwar kann das niemand
       so recht mit Zahlen belegen, mehr als subjektive Eindrücke gibt es nicht.
       
       Aber, immerhin, eine ganz grundsätzliche Zahl soll mit dem Masterplan erst
       mal zusammengezählt werden: Wie viele Parkplätze es eigentlich gibt, wollen
       SPD und Grüne herausfinden – um dann gegebenenfalls neue Parkplätze
       bereitzustellen, wo zu wenige sind.
       
       ## Parkplätze fünfmal so wichtig wie Fahrräder
       
       Zehn Absätze [2][im Koalitionsvertrag haben SPD und Grüne] nicht dem
       Straßenverkehr insgesamt, sondern allein den Kfz-Parkplätzen in der Stadt
       gewidmet. Zum Vergleich: Die komplette Radverkehrspolitik – unter dem dafür
       aber ebenso großspurigen Titel „Fahrradstadt Hamburg“ – ist mit zwei
       Absätzen abgespeist.
       
       Und der Masterplan hat nicht nur einige Versprechungen im Angebot, sondern
       unmittelbar wirksame Folgen: Denn solange man zählt, wie viele Parkplätze
       es gibt – alle Eigentümer:innen sollen einen Fragebogen zugeschickt
       bekommen, wie viele denn auf privatem Grund vorhanden sind –, gilt ein
       „grundsätzliches Moratorium für den Abbau von Parkplätzen im öffentlichen
       Raum“. Kein Radweg, keine Bushaltestelle, keine Entsiegelung soll mehr
       einfach weiter geplant werden, wenn dafür ein Parkplatz geopfert würde.
       
       Immerhin: Ausnahmen sind möglich, wenn den Projekten bei einer erneuten
       Prüfung dann wirklich „Relevanz und Dringlichkeit“ attestiert wurde –
       wohlgemerkt durch eine der eigentlich zuständigen Verkehrsbehörde
       übergeordnete Kommission unter dem Vorsitz von Bürgermeister Peter
       Tschentscher (SPD). Der hatte im Wahlkampf laut versprochen, [3][sich von
       nun an mehr für Parkplätze einzusetzen.]
       
       ## So wird's schwierig mit der Verkehrswende
       
       Dass das alles nicht zu einer gerechten Verteilung des öffentlichen Raums
       führen wird, ist offensichtlich. Es wird zugleich aber auch schwer, das von
       SPD und Grünen versprochene Ziel der Verkehrswende zu erreichen, bei dem in
       fünf Jahren 80 Prozent aller Wege nicht mit dem Auto zurückgelegt werden
       sollen. Wenn Parkplätze unbedingt erhalten bleiben sollen, dann kann
       mitunter ein neuer Fahrradweg nicht oder nicht in ordentlicher Qualität
       gebaut werden.
       
       Für diese Fälle haben sich SPD und Grüne allerdings auch schon etwas
       einfallen lassen: Da, wo leider, leider kein Platz für einen Radweg ist,
       also dem Autoverkehr keiner dafür weggenommen werden soll, dürfen
       Radfahrer:innen künftig auch den Gehweg nutzen, wenn es ihnen auf der
       Straße mit dem Autoverkehr zu gefährlich ist. Sehr nett!
       
       8 May 2025
       
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