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       # taz.de -- US-Bürgermeisterin Erin Mendenhall: Salt Lake City zeigt Flagge
       
       > Der US-Bundesstaat Utah verbietet die Regenbogenflagge an öffentlichen
       > Gebäuden. Doch die Bürgermeisterin der Hauptstadt kommt dem Ansinnen
       > zuvor.
       
   IMG Bild: Stand schon häufiger unter Druck von Rechts: Die 44jährige Erin Mendenhall
       
       Es ist ein Rückschlag für den [1][Kampf gegen „Wokeness“ und Diversität],
       den die US-Regierung führt: Während [2][Unternehmen weltweit], Politiker
       und sogar Universitäten unter dem Druck aus Washington reihenweise
       einknicken, ist der Bürgermeisterin von Salt Lake City ein Coup gegen die
       queerfeindliche Politik ihres Bundesstaates gelungen.
       
       Kurz vor Inkrafttreten eines Gesetzes, das die Verwendung der
       Regenbogenflagge „und anderer inoffizieller Flaggen“ in öffentlichen
       Gebäuden mit einer Geldstrafe von 500 Dollar belegt, hat Bürgermeisterin
       Erin Mendenhall mit Stimmen des Stadtrats die offiziellen Flaggen der Stadt
       kurzerhand geändert.
       
       Künftig sollen demnach in allen Behörden, Schulen und auf öffentlichen
       Plätzen eine Regenbogenflagge, eine Trans*flagge und eine
       Juneteenth-Flagge wehen, jeweils mit dem Stadtemblem der Lilie versehen.
       [3][Juneteenth] bezeichnet den unter Präsident Joe Biden eingeführten
       Gedenktag, der seit 2022 das Ende der Sklaverei am 19. Juni 1865 feiert.
       
       Es seien „mächtige Symbole, die die Werte von Salt Lake City
       repräsentierten“, schrieb Mendenhall in einer Pressemitteilung. „Ich will,
       dass alle Salt Lakers zu diesen Flaggen aufschauen und sich daran erinnern,
       dass wir Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion wertschätzen – und
       keinen Zweifel daran lassen, dass wir als Stadt und als Menschen gemeinsam
       und vereint weiter voranschreiten.“
       
       ## „Kreuzzug der Wokeness“
       
       Ein Akt des Widerstands für die einen, eine unerträgliche Provokation für
       andere. Reaktionäre Stimmen empören sich in sozialen Medien über den
       vermeintlichen Kreuzzug im Namen des „Wokeness-Kultes“, den Mendenhall
       führe. Die Bürgermeisterin müsse sofort abgewählt werden, forderten viele.
       
       Die 44-jährige Demokratin ist seit 2020 im Amt. Den Weg in die Politik fand
       sie nach eigenen Aussagen über den Kampf gegen die notorisch schlechte Luft
       in der 600.000-Einwohner-Stadt. Nach dem Highschool-Abschluss studierte
       Mendenhall an der staatlichen Universität von Utah Gender Studies,
       anschließend machte sie ihren Master in Technologiemanagement.
       
       Nach der Geburt ihres ersten Sohnes, 2008, engagierte sie sich zunächst in
       der Initiative Moms for Clean Air (Mütter für saubere Luft) und gründete
       später die Umweltorganisation Breathe Utah (Atme, Utah). Aufgrund ihrer
       geografischen Lage leidet die Stadt unter besonders hohen Ozon- und
       Feinstaubwerten. Abgase aus Öl- und Gasindustrien, starkem Verkehr, aber
       auch Waldbrände sorgen für eine der [4][schlimmsten Luftverschmutzungen] im
       ganzen Land.
       
       Nach zwei Amtsperioden im Stadtrat setzte Mendenhall sich im Jahr 2019 in
       einer Stichwahl gegen ihre Mitbewerberin für das Bürgermeisteramt durch.
       Auf ihrer Homepage nennt sie als ihre Schwerpunkte unter anderem einen
       besseren Zugang zu Wohnraum und öffentlichen Verkehrsmitteln sowie eine
       gerechtere Stadt für Frauen und Mädchen.
       
       ## Mut zum Widerstand
       
       Das Image einer weltoffenen Stadt inmitten eines ultrakonservativen
       Staates, der von den strengen religiösen Gesetzen der Mormonen geprägt ist,
       hat Mendenhall durch die Flaggen-Aktion erst mal verteidigt. Sie hat sich
       nicht erst seitdem Feinde gemacht: Bereits kurz nach ihrem Amtsantritt war
       sie wegen ihrer Coronapolitik bedroht worden, ein Mann wurde wegen
       Tötungsabsicht festgenommen.
       
       Mit ihrem Mut, standhaft gegen rechte Hetze zu bleiben, ist sie allerdings
       nicht allein. Im konservativ regierten [5][Nachbarstaat Idaho hat die
       Hauptstadt Boise] das Verbot der Prideflagge ebenfalls umgangen: ebenfalls
       auf Initiative der dortigen Bürgermeisterin.
       
       13 May 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Trumps-Feldzug/!6079551
   DIR [2] /SAP-streicht-Geschlechtervielfalt/!6084365
   DIR [3] /Juneteenth-gedenkt-Ende-der-Sklaverei/!5777062
   DIR [4] https://www.iqair.com/de/usa/utah/salt-lake-city?srsltid=AfmBOoovCfCyk9G27RTcaf39p7bP5ZX0mwjZyFa_wxUaKAhUF1A0aBSP
   DIR [5] https://apnews.com/article/boise-salt-lake-city-pride-flags-law-13c8f9f7269d1b33daaa7ef041c6c497
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sunny Riedel
       
       ## TAGS
       
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