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       # taz.de -- Auflösung der PKK: Versöhnung und Gerechtigkeit – für alle
       
       > Der bewaffnete Kampf der PKK ist nun offiziell Geschichte. Aber Vorsicht:
       > Die Rechte der Kurd*innen sind für Erdoğan nur ein Teil eines
       > Machtkalküls.
       
   IMG Bild: Demonstierende feiern die Oppositionspolitiker Selahattin Demirtas (HDP) und Abdullah Öcalan (PKK)
       
       Einen Moment mal innehalten: [1][Die PKK verkündet ihre Auflösung und]
       damit das Ende ihres bewaffneten Kampfes – Jahrzehnte voller blutiger
       Kämpfe zwischen dem türkischen Staat und der verbotenen Arbeiterpartei
       Kurdistan gehen damit zu Ende. Drei Generationen sind mit diesem Konflikt
       groß geworden, zehntausende Menschen sind ihm zum Opfer gefallen, auch
       Kinder. So viele Kinder.
       
       So viel Hass, so viel Schmerz. Auf beiden Seiten. Es ist ein kollektives
       Trauma, das auch Menschen in der Diaspora betrifft. Es ist gut, dass es nun
       endlich vorbei ist. Aber ist es wirklich vorbei? Die kurdische Bewegung
       hatte den Kampf für ihre Rechte schon vor Jahren parallel zum bewaffneten
       Kampf ins Parlament verlegt.
       
       Das war nicht einfach. Selahattin Demirtaş, der inhaftierte ehemalige
       Co-Vorsitzende der HDP – der Vorgängerin der kurdischen DEM-Partei –, hatte
       es mit strategischem Geschick geschafft, neue Wählergruppen zu erschließen
       und den Kampf der Kurd*innen als den Kampf für die Rechte aller Völker in
       der Türkei umzudeuten.
       
       Er hatte 2023 die Präsidentschaftskandidatur des CHP-Politikers Kemal
       Kılıçdaroğlu unterstützt und damit den Weg für weitere Allianzen bei den
       Kommunalwahlen 2024 geebnet. Das Ergebnis: Die AKP fuhr das erste Mal in
       ihrer Geschichte landesweit Verluste ein.
       
       Bei aller Euphorie über das Ende der Gewalt darf man nicht vergessen: Die
       Rechte der Kurd*innen sind für Erdoğan nur Verhandlungsmasse. Die
       Freilassung Öcalans wurde kurz vor [2][der Verhaftung Ekrem İmamoğlus]
       verkündet. Das war kein Zufall: Es gefährdet die fragile Allianz zwischen
       der DEM und der CHP, und genau das will die AKP erreichen. Gleich zwei
       große Oppositionsparteien gegen sich zu haben, ist gefährlich für Erdoğan.
       
       Die DEM-Partei hatte sich bei den jüngsten Protesten sogar von der CHP
       distanziert, um den Friedensprozess nicht zu gefährden. Sie hat aber
       klargestellt: Sie will Versöhnung. Und Gerechtigkeit – für alle. Dazu
       gehört auch die Freilassung İmamoğlus. Es bleibt zu hoffen, dass der lang
       ersehnte Frieden sie das nicht vergessen lässt.
       
       12 May 2025
       
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