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       # taz.de -- ARD-Doku über Max Herre und Joy Denalane: Liebe ist Arbeit
       
       > Der ARD-Dreiteiler „Max & Joy – Komm näher“ über Joy Denalane und Max
       > Herre wirft einen Blick auf den Balanceakt einer Beziehung zwischen Liebe
       > und Kunst.
       
   IMG Bild: Klingt wie ein Rezept zum Glücklichsein: Max & Joy. Die beiden hatten dennoch ihre Ups & Downs
       
       Berlin taz | Als Paar eine berufliche Zusammenarbeit im Sinne von
       „tagtäglich“ hinzubekommen, ist ja schon für gemeinsam schuftende
       Ladenbetreiber:innen oder Landwirt:innen schwierig.
       
       Das Daily Business mit einer romantischen, womöglich auch noch erotischen
       Komponente am Abend zu verbinden, kann schon eine gewaltige Herausforderung
       bedeuten. Kaum hat man die Ladentür hinter sich geschlossen, wartet dräuend
       Kuscheligkeit im heimischen Wohnzimmer auf das jeweilige Couple, und da ist
       es dann eben doch egal, wie erfolgreich man ist oder wie gerne man seinen
       Job macht.
       
       Immer zusammen zu sein, heißt im schlimmsten Fall leider auch: null
       Geheimnis, null Sehnsucht nacheinander, null Überraschungseffekte innerhalb
       der Beziehung. Auch um diese Problematik geht es in einer Nebenspur der
       3-teiligen Doku „Max & Joy – Komm näher“, die jetzt [1][in der
       ARD-Mediathek] abrufbar ist.
       
       Max Herre und [2][Joy Denalane], beide gehören seit über zwei Jahrzehnten
       zu den erfolgreicheren Pop-Acts Deutschlands. Nun hat ihr gemeinsamer
       Freund und langjähriger Weggefährte Sékou Neblett die bisher verschlossene
       Tür zu privaten Krisen, Höhenflügen und Phasen des Scheiterns des Paares
       ein Stück weit aufgesperrt.
       
       Neblett, der mittlerweile erfolgreich als Filmemacher und Autor arbeitet,
       war Anfang des letzten Jahrhunderts Teil der sogenannten „Kolchose“, jenem
       legendären Zusammenschluss von Rap-Künstler:innen, die sich von Stuttgart
       aus mit Acts wie „Freundeskreis“, dessen Sänger Herre war, einen guten Ruf
       erarbeiten konnten.
       
       ## „Jeen-yuhs“ als Vorbild
       
       Das intime Material und die Erzählweise erinnern an Coodie Simmons, [3][der
       seinen einstigen Freund Kanye West zwei Jahrzehnte lang mit der Kamera
       begleitete] und das Material in die denkwürdige Netflix-Doku „jeen-yuhs“
       goss. So filmte Neblett auch dann, wenn es mal brenzlig wurde, wenn das
       Paar in Streit und Missstimmung geriet. Ursprünglich nur für den
       Privatgebrauch gedacht, wurde im Zuge der Veröffentlichung eines ersten
       gemeinsamen Albums klar: Hier kann mit neuer Offenherzigkeit relativ
       geschickt ein marketingwirksames Hintergrundrauschen erzeugt werden.
       
       Die drei Folgen der Doku hangeln sich episodisch am Beginn einer großen
       Liebe, an deren Scheitern und schließlich dem gemeinsamen Neubeginn entlang
       – Letzterer wird sogar gekrönt durch eine zweite Hochzeit.
       
       Wie geht all das zusammen: künstlerische Praxis und die Organisation eines
       normalen Familien- und Ehelebens (zwei gemeinsame Söhne und eine uneheliche
       Tochter Herres wollen ja auch betreut sein)?
       
       Neblett legt den Fokus auf genau diese Frage. Wir beobachten, wie sich
       Denalane und [4][Herre] durchaus in einer gewissen Konkurrenz zueinander
       befinden, was permanente Reibung verursacht. Beide haben Ehrgeiz und
       Talent, wollen das ausleben, und besonders [5][Joy] zeigt immer mal wieder
       am Rande, welch großartige, versierte Sängerin sie ist. Beide wollen den
       Erfolg, der zu Beginn mit dem Hit „Mit dir“ direkt da war, in gemeinsamen
       Projekten keinesfalls unterbieten, gleichzeitig aber auch solo
       durchstarten.
       
       ## Highs & Lows
       
       Als internationale Ambitionen nicht recht aufgehen, kommt es zur Krise.
       Trennung. Verwirrung. Zu einer eher merkwürdigen Singer-Songwriter-Phase
       Herres. Denalane ist in einer neuen Beziehung, muss immer mal wieder nach
       Philadelphia fliegen und so weiter, und so weiter. Und wir sehen
       Alltagsszenen. Küchen, die nicht wie geleckt aussehen, müde Gesichter,
       private Feiern und Essen, wahlweise den geknickten Max und die aufblühende
       Joy.
       
       Befriedigt das unser voyeuristisches Interesse am Privatleben von Promis?
       Ja, in Teilen schon. Aber die sehr gut komponierten Ausschnitte eines
       Beziehungslebens zeigen uns noch etwas anderes. Denn was wir zu sehen
       bekommen, ist Arbeit. Gemeinsame harte Arbeit, auch wenn zwischendurch
       geschmust wird.
       
       Diese Doku zeigt uns, was es eben bedeutet, wenn ständig etwas aus sich
       selbst heraus kreiert werden muss, und das Ganze auch noch vor dem
       Hintergrund von Liebe, Verantwortung und Fürsorge für andere.
       
       15 May 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.ardmediathek.de/serie/max-und-joy-komm-naeher/staffel-1/Y3JpZDovL21kci5kZS9zZW5kZXJlaWhlbi9hcmRrdWx0dXItbWF4LXVuZC1qb3ktc3RhZmZlbHNlcmll/1
   DIR [2] /Montagsinterview-mit-Saengerin-Joy-Denalane/!5120166
   DIR [3] /Kanye-West-und-Antisemitismus/!5890976
   DIR [4] /Max-Herre-und-sein-Album-Athen/!5642247
   DIR [5] /Soulsaengerin-Joy-Denalane/!5398949
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rebecca Spilker
       
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