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       # taz.de -- Neue Härte an den Grenzen: Dobrindt lobt Zurückweisung Geflüchteter
       
       > Bundesinnenminister Dobrindt freut sich über fast 800 zurückgeschickte
       > Personen, darunter knapp 30 Asylsuchende. Doch Polen scheint sich
       > querzustellen.
       
   IMG Bild: Die Bundespolizei hat die Kontrollen an den Grenzen verschärft
       
       Berlin taz | Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hat die
       Zurückweisung Asylsuchender verteidigt. Gemeinsam mit dem bayerischen
       Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) besuchte er am Donnerstag die
       deutsch-österreichische Grenze in Kiefersfelden. In der letzten Woche seien
       739 Personen zurückgewiesen worden, 32 davon, obwohl sie einen Asylantrag
       stellen wollten, so Dobrindt.
       
       Im strömenden Regen bedankte sich der Innenminister bei den Polizeikräften
       vor Ort an dem Grenzübergang. Man wolle mit verschärften Kontrollen und
       3.000 zusätzlichen Beamten [1][illegale Migration unterbinden] und
       Schleusern Einhalt gebieten. Man sende ein „Signal, dass sich die
       Migrationspolitik in Deutschland geändert hat.“ Erneut betonte Dobrindt,
       dass aber Angehörige vulnerabler Gruppen, wie Schwangere oder Kinder,
       weiterhin nach Deutschland durchgelassen werden.
       
       Die Zurückweisung Schutzsuchender war eine der zentralen Forderungen der
       Union im Wahlkampf. Sie ist aber rechtlich und politisch hochumstritten und
       [2][könnte an den Nachbarländern scheitern], die die Geflüchteten
       schließlich wieder entgegennehmen müssen. Der Spiegel berichtete am
       Mittwoch über einen Vorfall, der darauf hindeutet, dass Polen die
       Zurückweisungen blockiert: Am frühen Montagmorgen sollen zwei junge
       afghanische Männer unweit der Grenze zu Polen aufgegriffen worden sein. Sie
       teilten mit, Asyl beantragen zu wollen. Als die deutschen
       Polizist*innen sie nach Polen zurückschieben wollten, weigerte sich
       allerdings der polnische Grenzschutz, die beiden Männer zurückzunehmen.
       
       Laut Spiegel leiteten die deutschen Beamten die beiden in eine deutsche
       Erstaufnahmeeinrichtung weiter. Die Begründung der Polen: Ihr Land sei
       nicht zuständig. Deutschland sei laut Dublin-Abkommen dazu verpflichtet zu
       klären, welches EU-Land für den Asylantrag zuständig ist, da die beiden
       Männer in Deutschland Asyl beantragen wollten.
       
       ## Keine echte Abstimmung mit Nachbarländern
       
       Genau das sieht Dobrindt aber offensichtlich anders, auch wenn er es
       bislang nicht so klar ausgesprochen hat. Dafür äußerte sich Andreas
       Roßkopf, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GDP), am Mittwoch
       eindeutig [3][zu den Zurückweisungen]: „Wir sind von europäischem Recht
       damit, in diesem Punkt, in nationales Recht umgestiegen.“
       
       Der Bericht des Spiegels deutet außerdem darauf hin, dass es weiterhin
       keine ausreichenden Absprachen mit Warschau gibt, obwohl „nationale
       Alleingänge“ an den Grenzen sowohl von Kanzler Merz als auch von
       Vizekanzler Klingbeil wiederholt ausgeschlossen wurden. Der innenpolitische
       Sprecher der Union im Bundestag, Alexander Throm, sprach am Donnerstag von
       einem Einzelfall. Sollte er Unrecht haben, dürften die Zurückweisungen sich
       bald insgesamt als undurchführbar erweisen.
       
       Grüne und Linke halten die Zurückweisungen an den Grenzen ohnehin für
       rechtswidrig. Clara Bünger, Expertin für Flucht- und Rechtspolitik der
       Linken im Bundestag sagte: „Mit Rechtsstaatlichkeit hat das nicht mehr viel
       zu tun.“
       
       15 May 2025
       
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