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       # taz.de -- Saisonfinale in der 2. Liga: Ärger über Prügelei trübt Aufstiegshoffnung
       
       > Ein alkoholisierter Köln-Profi wurde in eine Prügelei verwickelt – so
       > droht der FC doch noch den Aufstieg zu verspielen.
       
   IMG Bild: Ihn trinkt niemand unters Sofa: Tim Lemperle
       
       Köln taz | Um Friedhelm Funkel seiner Zuversicht zu berauben, ist mehr
       notwendig als ein paar Erschütterungen auf Nebenschauplätzen. Am Sonntag
       hat er die Chance, zum siebten Mal mit einer Fußballmannschaft in die erste
       Bundesliga aufzusteigen. Dazu reicht ein Unentschieden [1][gegen den 1. FC
       Kaiserslautern], deshalb sagt der Trainer des 1. FC Köln: „Ich verspüre
       Euphorie und viel Positives und genau das wollen wir auf den Platz
       bringen.“ Die ganze Stadt fiebert, das Stadion wird elektrisiert sein.
       
       In der vergangenen Woche erlebte der Anhang einen Trainerwechsel, die
       Trennung von Sportchef Christian Keller und die Vorstellung von Funkel als
       Rettungskraft für den in Gefahr geratenen Aufstieg. Es folgten eine
       beachtliche Leistungssteigerung, ein dramatisch in der 90. Minute
       geschossener Siegtreffer beim 2:1-Sieg in Nürnberg und ein harter
       Rückschlag. Diskutiert wird im Umfeld des Vereins nämlich weniger über den
       letzten Spieltag. Schlagzeilen und Gespräche werden beherrscht von einer
       Prügelei, in die der Spieler Tim Lemperle am vergangenen Sonntag im
       Anschluss an ein „Daydrinking“-Event verwickelt war.
       
       Seit Tagen werden immer neue Details zu dem Vorfall ausgebreitet. Lemperle
       ist der gefährlichste Stürmer der Kölner und droht nun auszufallen. Der
       Streit entstand offenbar, weil ein Anhänger des Klubs Lemperle angeblich
       vorwarf, sich in so einer wichtigen Woche nicht professionell genug zu
       verhalten. Welche Einzelschritte der Eskalation vorausgegangen sind, ist
       noch Gegenstand von Untersuchungen. Am Ende musste der Fußballer mit einem
       Nasenbeinbruch ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dort ergab eine
       Blutuntersuchung einen Wert von mehr als 2 Promille. „Das war nicht in
       Ordnung, aber er ist weder von der Mannschaft noch von mir verurteilt
       worden“, wird Funkel in der Bild zitiert.
       
       Zunächst hieß es, ein Einsatz am Sonntag sei ausgeschlossen, laut den
       neuesten Nachrichten werden die Folgen des Faustschlages Lemperle nicht von
       einem Einsatz abhalten. Aber das Knie, das er sich beim Torjubel im Spiel
       gegen Regensburg verletzte, macht Probleme. Außerdem ist nicht endgültig
       klar, wie Streit und Alkoholexzess intern aufgearbeitet werden.
       
       ## 0,0 Einfluss
       
       Unbestritten ist, dass die ohnehin von Versagensängsten betrübte Stimmung
       rund um den Dramaverein seit dem Vorfall noch aufgekratzter ist. „Natürlich
       haben die Jungs gesagt, dass Tims Verhalten nicht in Ordnung war“,
       berichtet Funkel. Aber: „Was mit Tim passiert ist, hat auf das Spiel am
       Sonntag nullkommanull Einfluss.“
       
       Und so freute sich der Trainer, dass unter der Woche die alte Klubikone
       Jonas Hector beim Training vorbeischaute. Der ehemalige Nationalspieler,
       der selbst schon unter Funkel spielte, sagte in seinem Podcast: „Friedhelm
       ist jemand, der viel mit den Spielern redet, der versucht, jeden abzuholen
       und zwei Wochen eine Stimmung reinzubringen, wo man merkt: ‚Alles klar,
       Jungs, ihr habt das eh drauf – dann zeigt es einfach mal.‘ Das traue ich
       ihm zu.“ Die Magie wirkt bereits.
       
       Beispielsweise [2][ist es Funkel gelungen], das seit fast zwei Jahren
       beschädigte Selbstvertrauen von Florian Kainz zu reparieren; der
       Österreicher spielte auch unabhängig von seinen beiden Toren in Nürnberg so
       gut wie seit Monaten nicht. Das ganze Team wirkte wie befreit, traute sich
       spielerische Lösungen zu, war kaum wiederzuerkennen. Aber die im Untergrund
       schwelenden Versagensängste bleiben eine Gefahr, weil diese Mannschaft in
       wichtigen Spielen mehrfach ihren Mut verloren hat. Um gar nicht erst in
       eine gefährliche Zittersituation hineinzugeraten, in der der notwendige
       Punkt über eine lange Schlussphase bis ins Ziel hinweggerettet werden muss,
       will Funkel angreifen. „Es ist nicht möglich, auf ein Unentschieden zu
       gehen“, sagt er.
       
       Üblicherweise ist Skepsis angebracht, wenn Menschen im Fußball versuchen,
       verworrene Situationen mit derart schlichten Überlegungen zu lösen. Aber
       Friedhelm Funkel ist bekanntermaßen ein Mann, der genau diese Kunst
       beherrscht wie [3][kaum ein anderer Trainer].
       
       15 May 2025
       
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