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       # taz.de -- Die Wahrheit: Der schwarze Metzger
       
       > Lebenslänglich Bayer: Schon als Bub war der neue Landwirtschaftsminister
       > Alois Rainer ein Beinhauer vor dem Herrn und liebte warmes Schweineblut.
       
       Dem Ignaz ist auf den ersten Blick anzusehen, wie stark er ist. Es heißt,
       das liege daran, dass der Bub als Säugling in einen Kessel mit dem warmen
       Blut eines frisch geschlachteten Schweins gefallen ist. Und was der essen
       kann! Das Staunen ist jedenfalls groß, wenn der Ignaz in der Hofpause auch
       die fünfte Leberkassemmel in sich hineinverfrachtet, ohne auch nur einmal
       aufstoßen zu müssen. Als es im Unterricht einmal darum gegangen ist, wie
       wertvoll eine ausgewogene Ernährung ist, hat die Lehrerin ihn deshalb als
       positives Beispiel vor der ganzen Klasse gelobt und ihm die Gelbwurst der
       Woche überreicht.
       
       Schon kurz nachdem der neue Landwirtschaftsminister und Metzger Alois
       Rainer diese Auszeichnung als eine Art Bundesjugendspiele für den Magen in
       den Schulen etabliert hatte, rissen sich die Kinder um das gebrühte
       Schweinebrät in der markanten Plastikhaut. Was könnte es auch Schöneres
       geben für ein Kind als eine Gelbwurst? Eine Scheibe Presssack vielleicht.
       Ein Wammerl. Lüngerl oder saure Nieren. Ein Leberknödel ist gewiss auch
       nicht zu verachten. Und welcher Lausbub würde sich nicht gern einen Teller
       frisch gegarten Kesselfleischs zuführen? Nach altem Rezept – mit
       Schweinskopf und gewolfter Bauchspeckschwarte, gut gesalzen, gepfeffert
       sowie mit Majoran verfeinert.
       
       Der kleine Sören freut sich jedenfalls genauso wie die freche Kim, wenn der
       mobile Metzger mit seinem Bus vorfährt und eine traditionelle
       Schulhofschlachtung durchführt. Der starke Severin hat gleich eine Note
       besser in Biologie gekriegt, weil es ihm beim letzten Mal gelungen war, den
       Schädel der Sau nach dem Ausbluten mit einem einzigen Axthieb vom Körper zu
       trennen. Auch wenn die Blutflecken auf dem T-Shirt, das er damals trug,
       auch nach dem dritten Mal Waschen immer noch zu sehen gewesen sind, war
       seine Mutter ziemlich stolz auf ihn.
       
       Weil es beim Thema Essen immer auch kritische Stimmen gibt, konnte es nicht
       ausbleiben, dass auf den Elternabenden über das neue Essensregiment in der
       Schulkantine diskutiert wurde. Am Ende überwog dann doch die Freude über
       die Entscheidung, im Sinne der Abwechslung zum Schweinsbraten mal Semmel-
       und mal Kartoffelknödel zu servieren. Letztere seien sogar vegan, witzelte
       der Schuldirektor, und auch die Mutter des kleinen Yussuf musste lächeln,
       obwohl sie ja eigentlich gekommen war, um ihre Kritik am doch arg
       schweinefleischlastigen Speiseplan zu äußern.
       
       Am Ende hat auch sie eine Karte für den Auftritt des Fleischsommeliers
       gekauft, der in der nächsten Woche in der Aula zeigen würde, wie man den
       Unterschied zwischen einer abgebräunten Milzwurst und einer Wollwurst am
       besten beschreiben kann. Auf jeden Fall gilt auch hier, was der Minister
       Rainer beim traditionellen „Ogrillt is'“ in Bad Füssing, seinem ersten
       offiziellen Termin im neuen Amt, gesagt hat. Beim Grillen sei es auch nicht
       anders als in der Politik. Eine Regel gelte immer: „Bloß nichts anbrennen
       lassen.“
       
       18 May 2025
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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