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       # taz.de -- Bundesnetzagentur-Chef zum Blackout: „Wir müssen daraus lernen“
       
       > Ein Stromausfall wie in Spanien sei in Deutschland sehr unwahrscheinlich,
       > sagt Klaus Müller, der Präsident der Bundesnetzagentur. Gibt es einen
       > Notfallplan?
       
   IMG Bild: Candlelight Dinner bei einer Familie in Barcelona während des Blackouts am 28. April
       
       taz: Herr Müller, kann ein Blackout über viele Stunden wie auf der
       Iberischen Halbinsel auch in Deutschland passieren? 
       
       Klaus Müller: Das ist sehr unwahrscheinlich. Wir haben in Deutschland ein
       redundantes Stromsystem, was Netze und weitere Sicherungselemente angeht.
       
       taz: Was heißt redundant? 
       
       Müller: Das bedeutet, dass immer eine Leitung ausfallen kann, weil es eine
       zweite Leitung gibt, die sie ersetzen kann. Damit gibt es eine hohe
       Stabilität und Sicherheit. Wir müssen jetzt natürlich nach Spanien und
       Portugal schauen, was eigentlich passiert ist, um daraus zu lernen.
       
       taz: In Spanien gibt es doch auch redundante Netze. 
       
       Müller: Ja. Trotzdem ist das System etwas anders aufgebaut als bei uns. Das
       Netz ist zentraler. Die Iberische Halbinsel hat Besonderheiten. Teil des
       Problems oder auch Teil der Lösung ist, dass die Verbindungen zwischen der
       Iberischen Halbinsel und Frankreich nicht besonders intensiv sind. Das hat
       zwei Konsequenzen. Erstens: Es sind nur ganz kleine [1][Teile Frankreichs
       betroffen] gewesen. Umgekehrt ist es auch schwieriger für Frankreich,
       Spanien zu helfen, weil man einfach nicht genug Strom rüberschaffen konnte.
       
       taz: Bei einem Blackout in Deutschland könnten also mehr Staaten helfen? 
       
       Müller: Das ist ein Punkt, der uns eindeutig von Spanien unterscheidet. Wir
       hätten Frankreich, Polen, Österreich, Skandinavien und weitere Länder. Die
       Leitungen in die Nachbarländer sind viel dichter. Und unterm Strich gilt:
       Je mehr Interkonnektoren, also Verbindungsleitungen, zwischen Ländern
       existieren, desto stabiler ist das System.
       
       taz: Auch zwei Stromkreisläufe können gleichzeitig gestört werden, etwa
       durch einen Cyberangriff. Wie gut ist unser Netz davor geschützt? 
       
       Müller: Das ist seit Jahren ein intensives Thema zwischen den
       Netzbetreibern, der Bundesnetzagentur und den Kollegen vom Bundesamt für
       Sicherheit in der Informationstechnik. Das breiten wir natürlich nicht
       öffentlich aus. Nicht nur für den Strombereich, aber eben auch für den
       Strombereich ist [2][die Frage der Sicherheit, der Cybersicherheit, der
       Resilienz dieser Systeme in den letzten Jahren größer geschrieben worden.]
       Aber eine Umsetzung der europäischen Vorgaben würde das unterstützen.
       
       taz: Gibt es Notfallpläne? 
       
       Müller: Natürlich. Wenn es so einen Vorfall in Deutschland geben würde,
       würden spezielle Kraftwerke, die selbst keine Energie brauchen, um
       anzufahren, ein Stromnetz aufbauen und die Versorgung gewährleisten.
       
       taz: Wie sehen Notfallpläne aus, etwa für Kliniken? 
       
       Müller: Kritische Infrastrukturen wie Krankenhäuser verfügen über eigene
       Erzeugungskapazitäten oder Notfallaggregate. Sie hätten die Möglichkeit,
       solche Phasen zu überbrücken.
       
       taz: Wenn der Strom ausfällt, fällt zwangsläufig die Kommunikation über
       Handys und das Internet aus? 
       
       Müller: Spätestens seit der Gaskrise gibt es dazu einen intensiven Diskurs,
       weil ja beide Sektoren zur [3][Bundesnetzagentur] gehören. Dazu haben wir
       ein Maßnahmenpaket mit den Telekommunikationsunternehmen vereinbart, das
       schrittweise umgesetzt wird. Mit mobilen, transportablen Stationen, mit
       Akkusystemen, mit Erneuerbare-Energien-Modulen kann so eine Situation
       überbrückt werden. Zumindest für bestimmte Krisenszenarien sind die
       Telekommunikationsunternehmen gewappnet, auch aufgrund der Erfahrungen nach
       der Flutkatastrophe im Ahrtal, wo das noch nicht geklappt hat.
       
       taz: Wenn jemand eine Solaranlage hat: Ist er oder sie bei Stromausfall
       unabhängig oder wird die Solaranlage automatisch ausgeschaltet? 
       
       Müller: Das kommt auf den Typ der Solaranlage an. Wenn das technisch
       möglich ist, dann wären diese Haushalte ein Stück weit autark. Aber es
       gibt auch Solaranlagen, die diese Autarkie nicht haben.
       
       taz: Wie können sich Verbraucher:innen auf ein Blackout vorbereiten? 
       
       Müller: Auf der [4][Internetseite des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz
       und Katastrophenschutz] gibt es eine detaillierte Liste für alle möglichen
       Arten von Vorfällen, auf die man gut vorbereitet sein sollte. Dazu gehört
       immer eine Reserve an Wasser im Haushalt und bestimmte Formen von Licht.
       Und ansonsten ist es gut, Verständnis dafür zu haben, dass ein Stromsystem
       ausgebaut werden muss, um stabil zu bleiben.
       
       29 Apr 2025
       
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