# taz.de -- Neuer Oberbürgermeister in Würzburg: Wahlsieger outet sich als Grüner
> Erstmals stellen die Grünen einen Oberbürgermeister in Bayern. Die Partei
> feiert den Erfolg von Martin Heilig. Er tritt betont überparteilich auf.
IMG Bild: Martin Heilig nach seinem Wahlsieg im Ratssaal des Würzburger Rathauses
Die Nachricht aus Unterfranken sorgte am Montag bis hinauf in die Berliner
Parteizentrale für Jubel. „Herzlichen Glückwunsch nach Würzburg an Martin
Heilig“, sagte Grünen-Chefin Franziska Brantner nach der wöchentlichen
Sitzung des Bundesvorstands als Allererstes. „Das ist ein starkes Zeichen
an die CSU und an alle in Bayern, dass sich grüne Politik auch heute noch
lohnt.“
Mit 65 Prozent der Stimmen hatte der Grüne Martin Heilig am Sonntag die
Stichwahl zum Oberbürgermeister von Würzburg gegen Judith Roth-Jörg von der
CSU gewonnen. Der 49-Jährige folgt auf den scheidenden Amtsinhaber
Christian Schuchardt, ein Exil-Hesse mit CDU-Parteibuch.
Kein Wunder, dass der Erfolg unter [1][Grünen] auch über die Stadtgrenzen
hinaus für gute Laune sorgt. Auf Bundes- und Landesebene ist es schließlich
schon eine Weile her, dass es für sie nach einem Wahltag etwas zu feiern
gab. Und im Kampf um die Rathäuser des Landes war die Bilanz sogar schon
durchwachsen, als Grüne und Klima eigentlich noch im Trend waren.
Dieter Salomon, in Freiburg einst erster grüner Großstadt-Bürgermeister,
verlor sein Amt schon 2018. In Baden-Württemberg gingen in den Jahren
darauf auch Stuttgart und Tübingen verloren. Zwischendurch gab es zwar auch
Erfolge. So amtiert seit 2023 ein Grüner in Kassel. Dennoch bleiben grüne
Oberbürgermeister die Ausnahme.
In Bayern ist Heiligs Wahlsieg sogar eine Premiere: Der ehemalige Lehrer
wird der erste Oberbürgermeister in der Geschichte der Landes-Grünen. Im
Freistaat hatten sie zwar schon Leute an der Spitze von Landratsämtern und
Kleinstadt-Rathäusern, [2][in den urbanen Zentren und Uni-Städten gelang
ihnen das bisher aber nie].
## „Klimabürgermeister“
Warum es jetzt Martin Heilig geglückt ist? Dass man ihn in der Stadt kennt,
könnte ein Faktor sein. Er ist in Würzburg aufgewachsen und wurde vom
Stadtrat schon 2020 zum Zweiten Bürgermeister gewählt. Ganz offiziell
amtierte er seitdem in der Funktion als „Klimabürgermeister“.
Als Ober-Grüner trat er im Wahlkampf dennoch nicht auf. Im Gegenteil:
Unterstützt wurde er von einem überparteilichen Bündnis. Auf seinen
Social-Media-Kanälen ist die Farbe Grün kaum zu finden. Auf Unterstützung
durch die Parteiprominenz verzichtete er, anders als seine Gegenkandidatin
von der CSU, für die sogar Markus Söder warb. In einer Wahlkampfbroschüre
erwähnte Heilig noch nicht mal, in welcher Partei er seit Jahrzehnten aktiv
ist.
## Keine Sorge, er frisst keine Parkplätze
Auch inhaltlich stellte der Realo grüne Themen nicht in den Vordergrund.
Die Klimapolitik streute er nebenbei ein, zum Beispiel in einem
Acht-Punkte-Plan für die Würzburger Wirtschaft, zu dem der Bau einer
Veranstaltungshalle gehört. Erst im neunten Satz heißt es, dass sie
klimaneutral werden soll. Kurz vor der Wahl veröffentlichte Heilig sogar
ein Video, um mit Gerüchten über ihn aufzuräumen: Dass er Parkplätze in der
Innenstadt streichen wolle, stimme nicht. Sich selbst bezeichnete er immer
wieder als „Brückenbauer“ – ein Schlagwort, das man von Robert Habeck kennt
und das seit dessen verlorener Bundestagswahl eigentlich etwas mieft.
Im September werden in NRW neue Oberbürgermeister gewählt, 2026 unter
anderem in weiteren bayerischen Großstädten sowie in Hannover, wo [3][der
grüne Amtsinhaber Belit Onay] wieder antritt. Ob Grüne dort vom Erfolg in
Unterfranken lernen können? Martin Heilig habe „ein Programm für alle
Würzburgerinnen und Würzburger aufgelegt, mit einem „wirklich zugewandten,
zuhörenden Ton“, sagt Parteichefin Brantner am Montag auf Nachfrage. Er
habe klar gemacht, dass es ihm um die ganze Stadt gehe.
19 May 2025
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## AUTOREN
DIR Tobias Schulze
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