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       # taz.de -- Gipfel von EU und Großbritannien: Viel Lärm um fast nichts
       
       > Die neue Partnerschaft ist ziemlich fragil. Dabei ist das Klima zwischen
       > beiden Seiten wichtiger als Vertragspapier.
       
   IMG Bild: Premierminister Keir Starmer und Ursula von der Leyen auf Deck der HMS Sutherland in London
       
       Je größer die Worte, desto kleiner die Wirklichkeit. Das macht [1][der
       Gipfel zwischen Großbritannien und der Europäischen Union in London]
       besonders deutlich. „Ladies and Gentlemen, Großbritannien ist zurück auf
       der Weltbühne“, tönt Premierminister Keir Starmer wie ein schlechter
       Showmaster. Aus seinem „reset“ (Neustart) mit der EU wird jetzt eine „neue
       Ära“.
       
       Die Gipfelergebnisse aber sind fast nur Absichtserklärungen. Am
       konkretesten ist die sicherheitspolitische Zusammenarbeit, wobei Details
       aber ausgespart bleiben. In der Zusatzerklärung „Common Understanding“
       (Gemeinsames Verständnis) werden lauter Gemeinsamkeiten genannt, Vorhaben
       aber lediglich in Aussicht gestellt. Die einzige konkrete Verpflichtung
       ist, dass EU-Fangflotten bis 2038 ihre bestehenden Fischrechte in
       britischen Gewässern behalten, und das steht gar nicht in den Papieren.
       Denn die waren schon fertig, als Starmer das am Montag zusagte, angeblich
       weil die EU sonst alles zurückgezogen hätte.
       
       Das zeigt, wie fragil die „neue strategische Partnerschaft“ ist – und auch,
       wie belastbar. Denn wie gut London und Brüssel zusammenarbeiten, hängt
       nicht von Papieren ab – wäre das so, wäre Boris Johnsons
       [2][Brexit]-Abkommen eine Liebeserklärung gewesen. Maßgeblich ist das
       Vertrauen. Das ist auf EU-Seite gegenüber Keir Starmer offensichtlich
       vorhanden, und deswegen führen ein paar Seiten wolkiger Hoffnungen im Jahr
       2025 politisch weiter als ein zentnerschweres Vertragswerk voller
       millimetergenauer Festlegungen im Jahr 2019.
       
       In der verrückten Welt des Jahres 2025 ist gute Zusammenarbeit zwischen der
       EU und Großbritannien unerlässlich. Die gab es zuletzt ohne Papiere – und
       zwar je nach Weltlage und Bedarf. Sollten die beiden Seiten jetzt
       versuchen, ihre vielen neuen Absichtserklärungen tatsächlich in rechtlich
       bindende Verpflichtungen zu verwandeln, werden sie unweigerlich miteinander
       in Konflikt geraten. London und Brüssel sollten ihr gutes Klima möglichst
       lange bewahren – und die in Aussicht gestellten Vereinbarungen möglichst
       schnell vergessen.
       
       19 May 2025
       
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