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       # taz.de -- Senats-Beauftragter Walter Gauks: Aussiedlerverein im Visier der Integrationsverwaltung
       
       > Der schwarz-rote Senat überprüft die Abrechnungen des bis 2024 von seinem
       > Aussiedlerbeauftragten Walter Gauks (CDU) geleiteten Vereins Lyra
       > Marzahn.
       
   IMG Bild: Marzahn, mon amour
       
       Berlin taz | Nach Berichten über finanzielle Unregelmäßigkeiten beim
       Spätaussiedler-Verein Lyra Marzahn überprüft jetzt der Senat dessen
       Abrechnungen sowie des 2019 insolvent gegangenen Vereins Lyra. Beiden
       Vereinen stand lange die heutige Ansprechperson des Senats für Aussiedler
       und Russlanddeutsche, Walter Gauks (CDU), vor.
       
       Wie Integrationsstaatssekretär Max Landero (SPD) [1][auf eine
       parlamentarische Anfrage der Linksfraktion] mitteilt, ist die Kontrolle
       aufgrund der Presseberichterstattung erfolgt. Die Prüfung fokussiere sich
       auf die „Einhaltung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften des
       Zuwendungsrechts“. Zudem werde geprüft, inwieweit die Vereine „aus
       Zuwendungsmitteln Personalkosten für den damaligen Vereinsvorsitzenden
       verausgabt haben und ob dies rechtlich zulässig ist“.
       
       Der damalige Vereinsvorsitzende Gauks bekam 2022 fast 16.000 Honorar von
       seinem Verein überwiesen, sein Stellvertreter, der Marzahn-Hellersdorfer
       CDU-Bezirksverordnete Alexander Korneev, sogar noch mehr ([2][taz
       berichtete]).
       
       Die Zahlungen waren teilweise als „Dienstleistung im Projektmanagement“
       ausgewiesen – was dafür spricht, dass es sich um Honorare für öffentlich
       geförderte Projekte handeln könnte. Zahlungen eines gemeinnützigen Vereins
       an Mitglieder des eigenen Vorstandes gelten als In-sich-Geschäfte und sind
       nicht zulässig.
       
       ## Auch Rechtsamt von Marzahn-Hellersdorf prüft
       
       Falls öffentliche Mittel zweckwidrig verwendet wurden, würden
       Rückforderungen geprüft, schreibt Landero auf die Linken-Anfrage. Außerdem
       will die Senatsverwaltung für Integration mit der Staatsanwaltschaft
       kooperieren, die gegenwärtig wegen möglicher Untreue im Zusammenhang mit
       dem Verein Lyra Marzahn ermittelt.
       
       Schon zuvor hatte das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf die Abrechnungen des
       Vereins geprüft, diese aber als „grundsätzlich korrekt und in sich
       schlüssig“ eingeschätzt. Die Bezirksverordnete Chantal Münster von den
       Grünen wundert sich, dass der Bezirk keine Fehler in der Abrechnung
       gefunden haben will.
       
       Sie selbst hatte mit einer Buchprüferin Akteneinsicht beim Bezirksamt
       genommen, wobei ihr eine Reihe von Ungereimtheiten aufgefallen seien.
       Inzwischen wurde das Rechtsamt des Bezirks mit einer erneuten Prüfung
       beauftragt.
       
       Zu den Ungereimtheiten gehört laut Münster beispielsweise, dass Alexander
       Korneev 2023 weitere 1.000 Euro Honorar aus Bezirksmitteln erhielt. Zudem
       bekam ein freier Mitarbeiter deutlich weniger Geld für seine Projektarbeit,
       als für ihn beim Bezirk beantragt worden war.
       
       „Stattdessen bekamen dieses Geld fünf Leute, für die nach den mir
       vorgelegten Unterlagen weder ein Antrag beim Bezirk gestellt noch deren
       Qualifikation für ein sozialpädagogisches Projekt geprüft wurde. Ich frage
       mich, wofür diese Leute plötzlich Geld bekamen“, so Münster.
       
       ## Vielbeschäftigte CDU-Funktionäre
       
       [3][Alexander Korneev] ließ Fragen der taz zu den Honoraren unbeantwortet.
       Wo er die Zeit hernahm, neben seinem Job als Büroleiter im Abgeordnetenbüro
       von Gauks’ Frau, der CDU-Abgeordneten Olga Gauks, seinen Ehrenämtern als
       Bezirksverordneter, Ausschussvorsitzender in der BVV und Vorstandsmitglied
       im Verein auch noch Honorararbeit zu leisten, bleibt sein Geheimnis.
       
       Der Linken-Politiker Kristian Ronneburg, der die parlamentarische Anfrage
       gestellt hat, [4][fordert erneut weitergehende Schritte]. CDU-Mann Gauks
       solle bis zur Aufklärung der Vorgänge sein Amt als Ansprechperson des
       Senats „nicht weiter ausüben und vertreten werden“, erklärt der aus
       Marzahn-Hellersdorf kommende Abgeordnete des Landesparlaments.
       
       Glaubt man Chantal Münster von den Grünen, so kooperiert
       Marzahn-Hellersdorf, also der Bezirk, in dem die meisten Russlanddeutschen
       leben, schon nicht mehr mit Walter Gauks als Ansprechperson des Senats für
       diese Gruppe. Eine offizielle Bestätigung hierfür aus dem Bezirk gibt es
       nicht.
       
       19 May 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-22406.pdf
   DIR [2] /Ermittlungen-des-LKA-Berlin/!6082419
   DIR [3] /Verein-Lyra-Marzahn/!6079583
   DIR [4] /Senats-Beauftragter-Walter-Gauks/!6078989
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marina Mai
       
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