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       # taz.de -- Humanitäre Hilfe für den Gazastreifen: Israel entlarvt sich selbst
       
       > Israel will keine Hilfslieferungen nach Gaza schicken, weil die in die
       > Hände der Hamas fallen könnten. Das zeigt, dass das Kriegsziel
       > unerreichbar ist.
       
   IMG Bild: Am Grenzübergang Kerem Shalom warten Lkws mit Hilfsgütern auf Einreise in den Gazastreifen, 20. Mai
       
       Nach über zwei Monaten Blockade lässt Israel wieder Hilfsgüter in den
       Gazastreifen. Nicht zu früh freuen: Premierminister Benjamin Netanjahu
       betonte gleich, es handele sich um ein „Mindestmaß“, das „aus praktischen
       und diplomatischen Gründen“ geliefert würde. Offizielle Begründung für die
       seit Anfang März für die Lieferung humanitärer Güter geschlossene Grenze:
       Man wolle nicht, dass sie in den Händen der Hamas landeten.
       
       Auch der israelische Botschafter in Deutschland, [1][Ron Prosor, betonte im
       Deutschlandfunk]: „Hilfe für die Zivilbevölkerung – ja, für die Terroristen
       – nein.“ Niemand habe ein Interesse daran, dass [2][die Bevölkerung
       hungert]. Daraus lassen sich zwei mögliche Schlüsse ziehen: Nimmt man die
       Begründung der israelischen Regierung beim Wort, so hat die Hamas nach über
       19 Monaten Krieg, zigtausenden zivilen palästinensischen Toten, Hunderten
       im Kampf gefallenen israelischen Soldaten noch immer derart viel Kontrolle,
       dass eine Lieferung an ihr vorbei nicht möglich zu sein scheint.
       
       Dafür, [3][dass Teile der Hilfslieferungen entwendet wurden] – von wohl
       hamasnahen Gruppen oder der Miliz selbst –, gibt es Belege. Dafür, [4][dass
       einige Hilfsgüter auf den Märkten verkauft statt verteilt werden, auch].
       Rechtfertigt das, die Bevölkerung eines ganzen Küstenstreifens in eine
       absolute Mangellage zu stürzen? Natürlich nicht – da sind sich die
       internationale Gemeinschaft und viele Völkerrechtler einig. Der andere
       mögliche Schluss: Israel führt Krieg gegen die Hamas, aber auch gegen die
       Zivilbevölkerung.
       
       Mit dem Ziel, nicht nur die Hamas zu vertreiben, sondern auch die
       Zivilistinnen und Zivilisten. Passende Aussagen dazu gibt es aus den Reihen
       der israelischen Regierung genug. Eines ist sicher: Die Kriegsstrategie
       Israels funktioniert nicht. Sie besiegt nicht die Hamas, sie stärkt sie
       sogar. Das Militär schickt die Bevölkerung nicht hinter die Frontlinie, wo
       sie – im Einklang mit dem Völkerrecht – versorgt werden könnte, sondern
       immer wieder in Zonen, die von der Miliz kontrolliert werden.
       
       In den sozialen Medien häufen sich Videos: Menschen aus der Stadt Chan
       Yunis protestieren gegen den Krieg und die Hamas. Was macht Israel?
       Vertreibt sie weiter nach al-Mawasi, wo das Militär einst Hamas-Kommandeur
       Muhammad Deif tötete – in einem Lager voll Vertriebener. Es ist richtig,
       dass nun Frankreich, Großbritannien und Kanada die absurde Kriegsführung
       auf Kosten der Palästinenser wie Geiseln nicht mehr hinnehmen wollen.
       
       In [5][einer Erklärung] sprechen sie von „konkreten Konsequenzen“. Bleibt
       es bei fünf Lkws an Hilfslieferungen, müssen sie folgen. Und bleibt Israel
       bei seiner Kriegstaktik, auch.
       
       20 May 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.deutschlandfunk.de/interview-ron-prosor-botschafter-israel-zum-krieg-im-gazastreifen-100.html
   DIR [2] https://www.timesofisrael.com/far-right-minister-says-israel-should-bomb-humanitarian-aid-starve-gazans/
   DIR [3] /Hilfslieferungen-fuer-den-Gazastreifen/!6050052
   DIR [4] /Waffenstillstand-im-Gazakrieg/!6064437
   DIR [5] https://www.gov.uk/government/news/joint-statement-from-the-leaders-of-the-united-kingdom-france-and-canada-on-the-situation-in-gaza-and-the-west-bank
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lisa Schneider
       
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