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       # taz.de -- Tourauftakt von Dua Lipa in Hamburg: Den Balkanspieß mal kurz umdrehen
       
       > So gewissenhaft wie Barbie: Dua Lipa eröffnet ihre Deutschland-Tour in
       > der ausverkauften Hamburger Barclays Arena. Es wurde ein fulminanter
       > Auftritt.
       
   IMG Bild: Aufgestiegen in die Riege der Superstars: Dua Lipa beim Konzert in Hamburg
       
       Insgesamt vier Konzerte wird Dua Lipa während ihrer „Radical Optimism“-Tour
       in Deutschland geben – zwei finden in Hamburg statt, zweimal gastiert sie
       in München, alle vier Vorstellungen waren vorab ziemlich schnell
       ausverkauft. [1][Denn die britisch-albanische Sängerin ist längst in die
       Weltriege der Superstars aufgestiegen, neben Beyoncé] und Adele thront auch
       Dua Lipa, die im August ihren 30. Geburtstag feiern wird, hoch oben auf dem
       Popolymp. Weil Adel nun mal verpflichtet, fährt sie bei ihrem ersten
       Auftritt am Montagabend in der Hamburger Barclays Arena eine übergroße Show
       auf.
       
       Ob Tänzer:innen, Laufsteg, Showtreppe, Kostümwechsel, Lichteffekte,
       Konfettiregen oder Videoeinspielungen: Die 29-Jährige, deren Eltern vor dem
       Bosnien-Krieg nach England geflohen waren, bietet erwartungsgemäß das volle
       Programm. [2][Unterteilt hat sie den Abend in vier Akte, jeder vereinigt
       die Songs ihres dritten Albums „Radical Optimism“ mit Stücken älterer
       Bauart.] Bevor Dua Lipa aus dem Boden auf die Bühne hinauffährt, rollen rie
       
       sige Wellen über eine LED-Wand. Die Band, die auf der oberen Etage steht,
       droht von ihnen verschluckt zu werden. Allein diesen Wow-Moment halten
       viele Zuschauer:innen schon auf Videos mit ihren Smartphones fest,
       während „Training Season“ den Dancefloor-Reigen eröffnet.
       
       ## Sexappeal zur Schau stellen
       
       Passend dazu präsentiert sich Dua Lipa in Glitzerstiefeln und einem Body in
       Silber als Discoqueen. Sie flaniert über ihren Catwalk wie ein Model,
       mühelos reiht sie sich in die Choreografien ihres Ensembles ein. Als sie
       sich vor dem zweiten Teil umzieht, unterhalten derweil ihre Tänzer das
       Publikum. Die Männer stellen mit freien Oberkörpern ihren Sexappeal ganz
       offen zur Schau.
       
       Vielleicht wollte Dua Lipa zumindest für einen kurzen Moment den Spieß
       einmal umdrehen. Normalerweise sind es in der Musikwelt gerade die Frauen,
       die als Sexobjekte solche Popklischees erfüllen – Dua Lipa eingeschlossen.
       Auch sie spielt dieses Spiel offenbar gern mit. Von einem Fan lässt sich
       Dua Lipa eine Kunstfellstola reichen, die zumindest aus der Ferne wie
       echter Pelz aussieht. Zunächst baumelt die Stola aber bloß über Dua Lipas
       Schulter, während sie auf jenen Augenblick zusteuert, der in jedem Land
       individuell ist.
       
       Die Popdiva interpretiert den Song einer einheimischen Künstlerin oder
       eines einheimischen Künstlers. In Australien etwa hat sie sich für
       Interpretationen von AC/DC- und Kylie-Minogue-Material entschieden, in
       Hamburg fällt Dua Lipas Wahl auf Nenas Klassiker „99 Luftballons“ aus dem
       Jahre 1983. Ihre neugewellte Coverversion moderiert sie auch auf Deutsch
       an. Es ist sofort zu merken, wie gewissenhaft sie sich darauf vorbereitet
       hat. Ihre Aussprache kommt fast akzentfrei rüber, der Jubel fällt groß aus.
       
       ## Happy for You
       
       Mit „Maria“ wiederum hat Dua Lipa etwas anderes im Sinn: einen
       stimmungsvollen Moment heraufzubeschwören. Im Intro erklingen mexikanisch
       anmutende Mariachi-Bläsersätze, wie eine Flamencotänzerin bewegt sie sich
       als Akteurin vor einem Sonnenaufgang. Den dritten Akt eröffnet dann der
       Song „Physical“, dazu wird eine Anleitung für eine kleine Choreografie
       eingeblendet – sozusagen eine sportliche Karaoke-Variante.
       
       Gewiss ist das spaßig, dennoch ist eigentlich der vierte Part dieses Abends
       am beeindruckendsten. Hier zeigt sich nämlich das, was vielleicht einigen
       Zuschauer:Innen immer noch nicht bewusst ist: Dua Lipa braucht sich als
       Sängerin wahrhaftig nicht zu verstecken. Bei „Be the One“ und „Happy for
       You“ holt sie alles aus ihrer Altstimme heraus, um in die Gesangsliga von
       Mariah Carey abzuheben.
       
       Die Zugabe wird dann zum Dancefloor-Spektakel mit Lasershow. Dua Lipas
       schwarzer Body ist mit schweren Ketten behangen, offenbar hat sie sich dazu
       von der US-HipHopszene inspirieren lassen. [3][Eine Kurzversion von „Dance
       the Night“ aus dem „Barbie“-Film], entstanden in Zusammenarbeit mit dem
       Produzenten Mark Ronson, geht ansatzlos über in den Nu-Disco-Stampfer
       „Don’t Start Now“. Ganz am Schluss stehen der Ohrwurm „Houdini“, Jubel und
       Applaus. Kein Wunder, Dua Lipa hat die Leute bestens unterhalten.
       
       Auch wenn ihr Mainstream-Pop nicht allzu viel Tiefgang hat: Sie ist eine
       exzellente Performerin, die die Messlatte für andere Stars und Sternchen
       hoch legt.
       
       20 May 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Dagmar Leischow
       
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