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       # taz.de -- Studie zu Brennpunktschulen: Wo die Lernvoraussetzungen „extrem ungünstig“ sind
       
       > Die Startchancen für sozial benachteiligte Schüler:innen sind oft
       > stark eingeschränkt. Trotzdem sind die Schulleitungen zuversichtlich.
       
   IMG Bild: Schulen in sozialen Brennpunkten erhalten über das „Startchancen-Programm“ zusätzliche Mittel von Bund und Ländern
       
       Berlin taz | Es ist das vielleicht größte Vermächtnis der Ampel: Seit
       diesem Schuljahr und mindestens bis 2034 erhalten Tausende Schulen in
       sozialen Brennpunkten zusätzliche Mittel von Bund und Ländern. Insgesamt 20
       Milliarden Euro fließen in das „Startchancen-Programm“, das mit 2.125
       Schulen startete und von dem [1][insgesamt 4.000 Einrichtungen] bundesweit
       profitieren sollen. Erklärte Ziele sind: die anhaltend hohe
       Chancenungleichheit abzubauen sowie die Zahl der Schüler:innen, die die
       Mindeststandards in Deutsch und Mathe verfehlen, bis zum Ende der Laufzeit
       zu halbieren.
       
       Wie dringend nötig dieses Programm ist, das die neue
       Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) auf Kitas ausweiten möchte,
       verdeutlicht eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage der Wübben Stiftung
       Bildung unter 226 sogenannten Brennpunktschulen in vier Bundesländern –
       also Regelschulen, in denen ein Großteil der Familien staatliche
       Transferleistungen bezieht und/oder in denen nichtdeutsche
       Herkunftssprachen überwiegen.
       
       Die befragten Schulleitungen berichten von schwierigen Arbeitsbedingungen,
       fehlender elterlicher Unterstützung und großen Personalsorgen. Wörtlich
       heißt es in dem Bericht: „Die Lernvoraussetzungen, mit denen die Kinder in
       die Schule kommen, sind extrem ungünstig und die Lernbedingungen stark
       beeinträchtigt.“
       
       Die erschwerenden Umstände für Kinder reichen demnach von fehlendem oder
       ungesundem Frühstück (zusammen über 60 Prozent), traumatischen
       Lebenserfahrungen wie Flucht oder sexueller Missbrauch (30 Prozent) bis hin
       zu überdurchschnittlich hohem Anteil an sonderpädagogischen Förderbedarf
       (8,9 Prozent statt durchschnittlich 3,3 Prozent). Auch haben weniger
       Schüler:innen eine Kita besucht als im Schnitt. All dies führt dazu,
       dass nach Angaben der Schulleiter:innen jedes vierte Kind die
       Grundschule nicht in der Regelzeit schafft.
       
       ## Lernabstände nicht mehr aufzuholen
       
       Seit Jahren belegen Tests wie [2][Pisa] oder IQB-Bildungstrend, dass
       leistungsschwache Schüler:innen ihre Rückstände aus der Grundschule an
       weiterführenden Schulen nicht mehr aufholen. Schon zum Ende der Grundschule
       betragen die Abstände zwischen sozial privilegierten und benachteiligten
       Kindern teils ein ganzes Lernjahr.
       
       Um die ungleichen Startchancen auszugleichen, erstellen die meisten der
       befragten Schulen unter anderem Unterrichtsmaterialien in verschiedenen
       Niveaus, besetzen den Unterricht doppelt und bieten gezielte Leseförderung
       an. Allerdings gaben vier von fünf Schulen an, dass ihnen für solche
       Maßnahmen eigentlich das Personal fehlt. Knapp zwei Drittel vermisst auch
       eine entsprechende Lernunterstützung durch die Eltern.
       
       Trotz dieser Bedingungen sind viele Schulleitungen optimistisch. Markus
       Warnke, Geschäftsführer der Wübben Stiftung Bildung, erklärt dies vor allem
       mit dem „Startchancen-Programm“, in das ein Großteil der befragten Schulen
       aufgenommen wurde. Warnke mahnt, dass das Programm nun so aufgesetzt werden
       müsse, dass sich die Bildungschancen der Schüler:innen dadurch auch
       tatsächlich verbessern.
       
       21 May 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Pauli
       
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