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       # taz.de -- Indien sucht Waffenlieferanten: Rüstungskonzern wittert neues Geschäft
       
       > Rheinmetall will mit einer indischen Firma kooperieren. Der Konzern ist
       > in Indien auf der Sperrliste, doch hat den Vorwürfen widersprochen.
       
   IMG Bild: Munition auf einer Fachmesse in Nürnberg
       
       Mumbai taz | In Krisenzeiten florieren Rüstungskooperationen. Dafür steht
       eine neue Ankündigung: Die [1][Rheinmetall AG] plant eine Partnerschaft mit
       Reliance Defence Ltd., dem Unternehmen des indischen Industriellen Anil
       Ambani. Gemeinsam wollen sie laut Unternehmensangaben im Bundesstaat
       Maharashtra eine der größten Produktionsstätten Südasiens errichten. Dort
       sollen jährlich bis zu 200.000 Artilleriegranaten, 10.000 Tonnen
       Sprengstoff und 2.000 Tonnen Treibmittel hergestellt werden.
       
       Indien möchte seine Verteidigungsindustrie durch heimische Produktion
       stärken. Dennoch ist das bevölkerungsreichste Land der Welt zum
       zweitgrößten Waffenimporteur aufgestiegen. Die hohen Einfuhren spiegeln die
       Bedrohung durch Nachbarn wie China und Pakistan wider. Nach einem
       Terroranschlag im April [2][eskalierte der Konflikt mit Pakistan], das
       ebenfalls Atommacht ist, zu einem mehrtägigen Gefecht. Rüstung bleibt daher
       ein zentrales Thema – in Indien wie in Deutschland.
       
       Die Düsseldorfer sehen in Indien Wachstumschancen und wollen sich zugleich
       Rohstoffe sichern. Das Unternehmen verbuchte zuletzt Rekordumsätze.
       Vorstandschef Armin Papperger betonte, das Projekt zeige das „verlässliche
       Engagement“ unter „starker Führung“ in Indien. Anil Ambani sprach von einem
       „entscheidenden Moment für den indischen Verteidigungssektor“.
       
       Doch die Kooperation ist nicht unumstritten. Rheinmetall geriet in Indien
       unter Korruptionsverdacht. 2012 setzte das indische
       Verteidigungsministerium die Schweizer Tochter Rheinmetall Air Defence
       (RAD) auf eine schwarze Liste. Der Vorwurf: Bestechungsversuche von
       indischen Behörden und Schmiergeldzahlungen an den Rüstungslobbyisten
       Abhishek Verma.
       
       Rheinmetall bestritt die Anschuldigungen, wurde jedoch für zehn Jahre von
       Geschäften mit dem indischen Verteidigungsministerium und anderen
       Verteidigungsunternehmen ausgeschlossen. 2018 versuchte der damalige
       Außenminister Sigmar Gabriel vergeblich, die Sperre aufzuheben, die bis
       heute anhält. Zuvor war Verma von einem indischen Gericht freigesprochen
       worden. Erst im April war das Verbot, das eben Rheinmetall Air Defence
       (RAD) auch Unternehmen aus Singapur, Russland und Israel umfasst, nun
       verlängert worden.
       
       ## Opposition wittert Vetternwirtschaft
       
       Der Oppositionspolitiker Saket Gokhale kritisiert daher die neue
       Kooperation. Er fragte auf der Plattform X: „Gelten Verbote und Regeln
       nicht für die Freunde von Premierminister Modi?“ Denn Anil Ambani, der
       Bruder des schwerreichen Geschäftsmanns Mukesh Ambani, stammt wie Indiens
       Regierungschef Narendra Modi aus dem westindischen Gujarat.
       
       Indien bezog traditionell einen Großteil seiner Rüstungsimporte aus der
       Sowjetunion, später aus Russland. Der Anteil liegt mit 36 Prozent noch
       hoch, doch er sinkt. Frankreich hat mit 28 Prozent aufgeholt, gefolgt von
       den USA, Israel und Südkorea, wie das Stockholmer
       Friedensforschungsinstitut SIPRI berichtet.
       
       Doch auch Importe aus Deutschland sind nicht zu vernachlässigen. 2024
       genehmigte die Bundesregierung Rüstungsexporte nach Indien im Wert von 224
       Millionen Euro – ein leichter Anstieg gegenüber den 213 Millionen Euro des
       Vorjahres. Neue Abkommen, wie der geplante U-Boot-Deal mit ThyssenKrupp
       Marine Systems könnten die Zahl weiter anheben.
       
       26 May 2025
       
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