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       # taz.de -- Schutz von Sinti und Roma: Neue Regierung verzichtet auf Antiziganismus-Beauftragten
       
       > Das Familienministerium besetzt die vakante Stelle des
       > Antiziganismus-Beauftragten nicht nach. Ex-Amtsinhaber Daimagüler spricht
       > von einem „Schlag ins Gesicht“.
       
   IMG Bild: Mehmet Daimagüler, erster und vorerst letzter Beauftragter der Regierung gegen Antiziganismus, 2024 bei einer Pressekonferenz
       
       Berlin taz/epd | Die Bundesregierung streicht de facto das Amt [1][des
       Beauftragten für den Kampf gegen Antiziganismus]. Die Stelle werde nicht
       nachbesetzt, sagte eine Sprecherin des Familienministeriums der taz. Mehmet
       Daimagüler, der das Amt bis vor wenigen Wochen innehatte, sagte der taz:
       „Eine Abschaffung des Amts wäre ein Schlag ins Gesicht für die Sinti und
       Roma in Deutschland.“
       
       Die Geschäftsführerin der Sinti-Union Schleswig-Holstein, Kelly Laubinger,
       sprach gegenüber der taz von einem „politischen Skandal“ und einem
       „Offenbarungseid“ der neuen Bundesregierung. „Diese bewussten
       Entscheidungen zeugen vom fehlendem historischen Bewusstsein und
       fortlaufender Ignoranz gegenüber Sinti und Roma.“
       
       Zwar gab es schon Sorge um das Amt, seit die schwarz-rote Koalition
       angekündigt hatte, die Zahl der Regierungsbeauftragten um die Hälfte zu
       streichen. Doch auf einer ersten Abschussliste war der
       Antiziganismusbeauftragte nicht aufgelistet. Sinti-und-Roma-Verbände
       atmeten zunächst auf. Jetzt aber nutzt das Familienministerium offenbar
       aus, dass der bisherige Amtsinhaber Daimagüler aus persönlichen Gründen
       zurückgetreten war, indem es die Stelle einfach auslaufen lässt. Das Thema
       werde im Ministerium dennoch weiter verankert bleiben, sagte eine
       Sprecherin.
       
       Mindestens symbolisch ist die Quasiabschaffung eine deutliche Herabstufung
       des Themas. Antiziganismus ist in Deutschland weit verbreitet, gerade auch
       in Behörden und der Polizei. Wo andere offene Formen des Rassismus und
       Antisemitismus weitgehend tabuisiert sind, bleibt expliziter Hass auf
       Sinti und Roma oft ohne Konsequenzen. Sinti und Roma wurden während des
       Nationalsozialismus gezielt ermordet, insgesamt wurden europaweit rund
       500.000 von den Deutschen und ihren Kollaborateuren umgebracht. Nach Ende
       des Zweiten Weltkriegs blieben viele Täter in ihren Positionen.
       
       ## 25 Beauftragte gestrichen
       
       Am Mittwoch hat die Bundesregierung eine Reihe von [2][Beauftragten für
       andere Themen ernannt]. Gleichzeitig teilte sie mit, dass 25 von vormals 43
       Stellen von Beauftragten des Bunds wegfallen. Das im Koalitionsvertrag
       versprochene Ziel einer Halbierung der Stellen werde „übererfüllt“, sagte
       ein Sprecher nach der Kabinettssitzung. Welche Posten genau noch alle
       gestrichen wurden, blieb am Mittwoch allerdings offen. Ein Sprecher des
       neuen Ministeriums für Digitalisierung und Staatsmodernisierung, das die
       Liste künftig führen wird, sagte, sie werde in den nächsten Tagen
       veröffentlicht.
       
       Schon länger klar sind unter anderem die Streichung der Botschafterin für
       feministische Außenpolitik, der Sonderbeauftragten für internationale
       Klimapolitik und des Sonderbevollmächtigten für Migrationsabkommen. Eine
       Nachfolge gibt es aber für den Queer-Beauftragten Sven Lehmann. Das Amt
       heißt künftig „Beauftragte für Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher
       Vielfalt“ und wird von Sophie Koch (SPD) ausgefüllt, die seit 2024
       Landtagsabgeordnete in Dresden ist und sich in dem Bundesland für das Thema
       engagierte.
       
       Erhalten bleiben in der neuen Bundesregierung unter anderem auch der
       Ostbeauftragte, die Integrationsbeauftragte, der Beauftragte für Kultur und
       Medien und der Aussiedlerbeauftragte.
       
       29 May 2025
       
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