URI: 
       # taz.de -- US-Migrationspolitik: Trump-Regierung will Gerichte umgehen
       
       > Die US-Regierung von Präsident Trump liegt weiter mit der Justiz über
       > Kreuz. Nun soll der nächste Trick helfen, unliebsame Richtersprüche erst
       > gar nicht zuzulassen.
       
   IMG Bild: Donald Trump würde am liebsten Millionen Menschen abschieben
       
       Washington, D.C. taz | Die US-Regierung um Präsident Donald Trump überlegt,
       das Recht auf Haftüberprüfung außer Kraft zu setzen, um die [1][Abschiebung
       von illegalen Einwanderern] zu erleichtern. Dies erklärte der
       stellvertretende Stabschef für Politik im Weißen Haus, Stephen Miller,
       gegenüber Journalisten am Freitag.
       
       „Die Verfassung ist eindeutig, und das ist natürlich das oberste Gesetz im
       Land: Das Privileg des Habeas-Corpus-Gesetzes kann im Falle einer Invasion
       ausgesetzt werden. […] Ich würde also sagen, dass dies eine Option ist, die
       wir aktiv prüfen“, sagte Miller auf die Frage, ob die Regierung plane, das
       Recht auf Haftüberprüfung außer Kraft zu setzen.
       
       Die Trump-Regierung hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten immer
       wieder öffentlich darüber beschwert, dass [2][Richter versuchen würden, die
       Abschiebungen von illegalen Einwanderern zu blockieren]. Viele Fälle
       berufen sich dabei auf das Habeas-Corpus-Gesetz, welches es jeder Person
       erlaubt, die Verhaftung durch ein Gericht auf Rechtsmäßigkeit prüfen zu
       lassen.
       
       In der US-Verfassung heißt es, dass dieses Recht nur ausgesetzt werden
       kann, wenn eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit besteht, „im Falle
       einer Rebellion oder Invasion“. Die Formulierung gibt der Regierung also
       einen gewissen Spielraum, die Gerichte zu umgehen.
       
       Sowohl Miller in seiner Aussage am Freitag als auch andere
       Regierungsmitglieder inklusive Präsident Trump haben in der Vergangenheit
       die Situation an der Südgrenze zu Mexiko immer wieder als Invasion
       bezeichnet.
       
       Ob die Regierung diese Option wirklich wahrnehmen wird, hängt laut Miller
       davon ab, ob die Gerichte „das Richtige tun oder nicht“. In der Geschichte
       der USA wurde das Habeas-Corpus-Gesetz erst viermal außer Kraft gesetzt. In
       drei der vier Fälle war es der US-Kongress, der die Suspendierung des
       Rechts auf Haftüberprüfung zunächst genehmigte.
       
       Die illegalen Grenzübertritte entlang der Südgrenze sind seit Trumps
       Amtsantritt im Januar drastisch gefallen. Der Rückgang startete zwar
       bereits unter Ex-Präsident Joe Biden, doch das harte Durchgreifen der
       Trump-Regierung gegen die irreguläre Migration hat das Ganze weiter
       beschleunigt.
       
       Im März kam es laut dem US-amerikanischen Heimatschutzministerium (DHS) nur
       zu etwas über 11.000 Festnahmen entlang der Südgrenze. Im März 2024 lag die
       Zahl noch bei 189.000.
       
       Erst am Montag verkündete das DHS, dass Menschen, die sich ohne legales
       Aufenthaltsrecht in den USA befinden, eine finanzielle Hilfe von bis zu
       1.000 Dollar in Anspruch nehmen können, wenn sie das Land freiwillig
       verlassen.
       
       „Wenn Sie sich illegal hier aufhalten, ist die Selbstabschiebung der beste,
       sicherste und kostengünstigste Weg, die Vereinigten Staaten zu verlassen
       und einer Verhaftung zu entgehen“, sagte Heimatschutzministerin Kristi Noem
       in einer Erklärung.
       
       ## Bürgermeister von Newark bei Protest verhaftet
       
       Der Vollstreckungsarm des Ministeriums, die Behörde ICE, hat in den
       vergangenen Monaten tausende Menschen, die sich unerlaubt im Land befinden,
       verhaftet und abgeschoben. Trump begann seine zweite Amtszeit mit dem
       Versprechen, die größte Massenabschiebung in der Geschichte der USA zu
       vollziehen.
       
       Insgesamt halten sich laut Regierungszahlen knapp 11 Millionen Menschen
       illegal in den USA auf. Auch wenn die bisher veröffentlichten Daten noch
       keine Massenabschiebung bestätigen, so hat sich die Zahl der
       ICE-Verhaftungen verdoppelt und die Zahl derer, die sich in Haftanstalten
       befinden, ist auf einem Allzeithoch.
       
       Beim Versuch, Menschen ohne Aufenthaltsrecht abzuschieben, sind der Behörde
       aber auch Fehler unterlaufen. Der vielleicht bekannteste ist der [3][Fall
       von Kilmar Abrego Garcia, der in ein Gefängnis nach El Salvador deportiert
       wurde]. Der Supreme Court hat die Regierung daraufhin aufgefordert, sich
       für dessen Rückkehr einzusetzen. Diese weigert sich und behauptet, dass
       Abrego Garcia ein Gewalttäter und Mitglied der Straßengang MS-13 sei. Für
       beides gibt es keine Beweise.
       
       Vor allem Demokraten und Menschenrechtsorganisationen kritisieren das
       aktuelle Vorgehen der Trump-Regierung. Erst am Freitag wurde Ras Baraka,
       der demokratische Bürgermeister der Stadt Newark im Bundesstaat New Jersey,
       verhaftet, als er zusammen mit anderen Aktivisten und Kongress-Abgeordneten
       gegen die Eröffnung eines Aufenthaltslagers für Migranten in der Stadt
       protestierte.
       
       10 May 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Abschiebungen-in-den-USA/!6073153
   DIR [2] /Donald-Trumps-Kampf-mit-der-Justiz/!6082034
   DIR [3] /Rechtsstaat-versus-Regierung/!6082933
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hansjürgen Mai
       
       ## TAGS
       
   DIR Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR Abschiebung
   DIR USA
   DIR Social-Auswahl
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR taz Panter Stiftung
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR Donald Trump
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Protest gegen Abschiebungen aus den USA: Demonstranten lassen nicht locker
       
       In Los Angeles gehen Proteste gegen die Abschiebepolitik der
       Trump-Regierung weiter. Trump schickt Nationalgarde. Versammlungen in der
       Innenstadt sind verboten.
       
   DIR Migration in den USA: Oberster US-Gerichtshof erlaubt Massenabschiebungen
       
       Der Supreme Court erlaubt der US-Regierung, mit der Abschiebung von 530.000
       Menschen aus Haiti, Kuba, Nicaragua und Venezuela fortzufahren.
       
   DIR Rassismus in den USA: Warum Trump Programme gegen Polizeigewalt abräumt
       
       Der US-Präsident spielt mit Ressentiments: Wenn er Polizeigewalt weniger
       verfolgen will – und wenn er von einem „Genozid“ in Südafrika spricht.
       
   DIR Ein Flugzeug für Donald Trump: Aus Katar with Love
       
       Der Emir von Katar will dem US-Präsidenten eine luxuriös ausgebaute Boeing
       schenken. Diese könnte die neue Air Force One werden. Das sorgt für Kritik.
       
   DIR Milliarden für US-Flugsicherheit: Am Himmel über Amerika herrscht Chaos
       
       In Washington starben im Januar 67 Menschen bei einem Absturz. Vor allem
       veraltete Technik sorgt für eine hohe Unfallgefahr. Dies soll sich nun
       ändern.
       
   DIR Tag der Pressefreiheit 2025: Hilfreiche Infos für Migrant*innen
       
       Das „Borderless Magazine“ in Chicago will über Trumps Änderungen der
       Einwanderungspolitik informieren, ohne Ängste zu schüren.
       
   DIR 100 Tage im Amt: Trumps Wirklichkeit steht im Kontrast mit der Realität
       
       Sinkende Eier- und Spritpreise, Milliardeneinnahmen durch Zölle – vieles,
       was der US-Präsident in seiner ersten Bilanz preist, ist frei erfunden.
       
   DIR Trumps Migrationspolitik: Absolute Willkür
       
       Um aus den USA abgeschoben zu werden, reichen bisweilen schon ein Tattoo
       oder eine Mütze. Was die Gerichte entscheiden, spielt kaum noch eine Rolle.