# taz.de -- Designierte Kultursenatorin Wedl-Wilson: Alle freu’n sich auf die Neue
> Sarah Wedl-Wilson bekommt einen eigenen Tagesordnungspunkt im
> Kulturausschuss. Die designierte Kultursenatorin steht Rede und Antwort –
> ein bisschen.
IMG Bild: Berlins neue Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson wurde am 5. Mai 2025 vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner vorgestellt
Berlin taz | Ein Versprecher sorgt für Heiterkeit, dabei ist
Tagesordnungspunkt 3 der Kulturausschusssitzung am Montagnachmittag
eigentlich von ernster Natur. Es geht um den [1][Rücktritt von
Kultursenator Joe Chialo] (CDU) und einem damit verbundenen personellen
Wechsel im Ressort und einen möglichen Neustart für die Berliner
Kulturpolitik. Die Oppositionsparteien Grüne und Linke haben Redebedarf
angemeldet, die Regierungsparteien SPD und CDU ebenso.
Daniel Wesener (Grüne) begründet den Wunsch nach Aussprache und vertut sich
in der Anrede, als er „Kultursenatorin [2][Sarah Wedl-Wilson]“ schon mal
zum neuen Job beglückwünscht. Dabei muss es doch noch
Kulturstaatssekretärin heißen: Sie wird in der nächsten Sitzung des
Abgeordnetenhauses am 22. Mai zur Senatorin vereidigt – so lange ist die
Personalie lediglich ein Vorschlag des Regierenden Bürgermeisters Kai
Wegner.
Wesener, einer der scharfen Kritiker des zurückgetretenen Chialo, spricht
vom „schweren Erbe“, das Wedl-Wilson antreten werde, von den
Einsparvorgaben für dieses Jahr und die folgenden Jahre. Er habe bei Chialo
vor allem den Dialog vermisst und hoffe auf eine andere Arbeitsweise der
designierten Kultursenatorin, sagt er und fragt auch nach ihren Zielen. Für
die SPD spricht Melanie Kühnemann-Grunow, die sich auch schon mal auf die
neue Senatorin freut, aber keine Fragen hat.
Wedl-Wilson bedankt sich, die „Freude und Ehre“ sei ganz ihrerseits. Sie
spricht von „einer Art Schwebezustand“, weil im Falle ihrer Vereidigung
auch der Staatssekretärsposten neu zu besetzen sei. Das Amt ist eine
„schwierige Aufgabe, das ist mir bewusst“ – alles andere wäre auch
verwunderlich. Schließlich ist Wedl-Wilson seit zwei Jahren Teil der
Regierung.
## Frühestens am 2. Juni
Es gehe ihr nicht nur um [3][die Kürzungen], sagt sie, sondern auch darum,
„gemeinsame Wege und Perspektiven mit den Kulturschaffenden zu finden“, so
wie mit dem bereits begonnenen Kulturdialog – und um Transparenz. Doch dann
verweist Wedl-Wilson noch einmal auf den 22. Mai und erbittet sich Zeit bis
zur ersten Sitzung des Kulturausschusses nach ihrer Vereidigung im Amt,
also frühestens am 2. Juni. Erst dann könne sie als Senatorin ihre Ideen
präsentieren.
In den folgenden Wortmeldungen kommt es zum Schlagabtausch zwischen Dennis
Haustein (CDU) und Daniel Wesener. Auch Haustein spricht von dem
herausfordernden Amt und den schweren Zeiten in „der schwierigsten
Haushaltslage seit der Wiedervereinigung“, woran maßgeblich die
Vorgängerregierung, also Rot-Rot-Grün, verantwortlich sei. Letzteres will
Wesener nicht unkommentiert lassen und liest Haustein die Leviten: Es dürfe
kein „Weiter so“ geben. Ein Personalwechsel allein werde nicht reichen, es
brauche einen Neuanfang. Dem schließt sich Elke Breitenbach
(Linke-Fraktion) an.
Für einen Neuanfang, so Wesener, müsse man etwa alle bisher
Nichtbeteiligten am Kulturdialog – der bisher mit den Verantwortlichen von
fünf landeseigenen Bühnen geführt wird – mit ins Boot holen. Die Freie
Szene zum Beispiel, die Trägervereine der kulturellen Bildung. „Wir werden
die CDU und die SPD in die Pflicht nehmen“, verspricht Wesner und macht auf
neue Einnahmequellen aufmerksam – „auf Parkplatzgebühren!“, ruft Haustein
an der Stelle in die Runde.
Nein, nein, pariert Wesener, durch „70 Millionen Euro Mehreinnahmen durch
die City-Tax“, die erhöht wurde. Von diesen Mitteln könne die Kultur
profitieren. Es müsse nur politisch gewollt sein. Wesener jedenfalls drückt
schon mal die Daumen: „Es kann nur besser werden.“ Wenn das mal keine
Vorschusslorbeeren sind.
12 May 2025
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## AUTOREN
DIR Andreas Hergeth
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