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       # taz.de -- Filmfestspiele in Cannes: Großes Kino
       
       > Die Filmfestspiele haben begonnen. Der künstlerische Leiter der
       > Filmfestspiele, Thierry Frémaux, spricht recht gelöst mit der Presse.
       
   IMG Bild: Cannes zeigt auch großes US-Action-Kino: Tom Cruise in „Mission Impossible: The Final Reckoning“
       
       Zum Einstimmen auf die Internationalen Filmfestspiele von Cannes gibt es
       einen Tag vor dem ganzen Rummel traditionell eine Runde, in der die Presse
       dem künstlerischen Leiter, Thierry Frémaux, ein paar Fragen stellen kann.
       Auf die dieser dann geduldig antwortet. Dabei werden neben den
       unterschiedlichen Interessen, die die Journalisten zu erkennen geben,
       mitunter die Leidenschaften Frémaux’ in seinen Antworten deutlich.
       
       Auf eine Frage etwa nach den vielen US-amerikanischen Filmen dieses Jahr,
       unter denen auch Christopher McQuarries „Mission Impossible: The Final
       Reckoning“ mit Tom Cruise ist, holte Frémaux zunächst aus, erwähnte die
       Hollywood-Streiks der Schauspieler und Drehbuchautoren vor zwei Jahren,
       durch die sich viele Produktionen verzögert hätten, was dazu führe, dass
       Hollywood jetzt umso stärker vertreten sei. Zudem böte das US-amerikanische
       Kino weiter großes Kino, wobei er Spektaktelfilme wie die
       [1][Actionfilmserie „Mission Impossible“] dazurechnete.
       
       Ähnlich ausführlich ging er auf die Frage ein, warum die [2][Brüder
       Jean-Pierre und Luc Dardenne mit jedem neuen Film in Cannes im Wettbewerb
       antreten] würden. Dahinter stecke doch wohl die Frage, warum immer
       dieselben Leute nach Cannes eingeladen würden, konterte Frémaux. Um dann
       aufzulisten, wie viele der Regisseure im Wettbewerb der 78. Filmfestspiele
       zum ersten oder zweiten Mal eingeladen seien. Die sind tatsächlich,
       ungeachtet der erwartbaren Alt-Prominenz, in der Mehrheit. Dass das
       Festival das sozial engagierte Kino der Dardennes ebenfalls weiter
       unterstütze, war Frémaux gleichfalls wichtig zu erwähnen.
       
       ## Das koreanische Kino lebt
       
       An anderer Stelle verrieten einzelne Fragen die Neigung, aus einem
       Einzelphänomen einen allgemeinen Trend abzuleiten. So fragte eine
       Journalistin aus China, warum Südkorea, das regelmäßig im Programm von
       Cannes berücksichtigt werde, dieses Jahr keinen Film auf dem Festival habe.
       Auch in diesem Punkt sah sich Frémaux genötigt, Entwarnung zu geben. Das
       koreanische Kino habe in Cannes für einen Hit gesorgt, womit er auf
       [3][Bong Joon-hos „Parasite“ von 2019] angespielt haben dürfte, dieses Jahr
       seien jedoch einfach weniger Filme im Angebot gewesen. Er nannte
       ausdrücklich den koreanischen Regisseur Park Chan-wook, dessen aktueller
       Film nicht rechtzeitig fertig geworden ist, „sonst wäre er bei uns
       gelaufen“, so Frémaux. Bemerkenswert, dass er, womöglich leicht ironisch,
       die Bemerkung hinterherschob: „Das koreanische Kino ist nicht tot.“
       
       Eine Frage, die dafür überhaupt nicht auftauchte, war die nach den
       gehäuften Regiedebüts von Schauspielstars in der Nebenreihe „Un Certain
       Regard“. Immerhin präsentieren sich Kristen Stewart mit „The Chronology of
       Water“, Scarlett Johansson mit „Eleanor the Great“ und Harris Dickinson mit
       „Urchin“ dort alle auf einmal. Auch das mag eine Nachwirkung der Streiks in
       Hollywood sein.
       
       Am schönsten fiel Frémauxs Antwort auf eine Frage aus, die man als nicht
       zwingend notwendig betrachten könnte. Ein Journalist wollte wissen, ob
       Frémaux Druck verspüre, ein sehr gutes Festival organisieren zu müssen.
       Frémaux’ Antwort lautete professionell: „Ich kenne keinen Druck, außer bei
       Bier“, ein Wortspiel, das sich ins Deutsche nicht richtig übertragen lässt:
       Ein gezapftes Bier heißt im Französischen schlicht „pression“.
       
       13 May 2025
       
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