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       # taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Bau ab, bau auf!
       
       > Kaputtmachen geht schon ganz gut in Berlin, etwas Neues auf die Beine
       > stellen dauert da schon länger. Vor allem, wenn viele es gar nicht
       > wollen.
       
   IMG Bild: Der Senat hat die Absicht, einen Zaun zu bauen: Noch offener Zugang zum Görlitzer Park
       
       In der Disziplin Abreißen hat es Berlin zuletzt auf die vorderen Ränge
       gebracht: Die Ringbahn- und die Westendbrücke auf der A100 waren schon nach
       wenigen Wochen Geschichte, gleiches gilt nun für die [1][Wackelbrücke an
       der Wuhlheide]: Letzten Donnerstag konnten schon erste Trams über die
       neuralgische Kreuzung rollen, seit dem Wochenende fahren die BVG-Linien
       wieder wie gewohnt. Für den Autoverkehr dauert es dagegen noch ein wenig –
       hier könnte es Ende dieser Woche erste Lockerungen geben. Komplett
       abgetragen ist das Bauwerk voraussichtlich am 27. Juni.
       
       Mit dem Aufbauen tut sich die Hauptstadt schon etwas schwerer, vor allem
       wenn öffentliche Stellen involviert sind. Möglich, dass das auch auf den
       Zaun um den Görlitzer Park in Kreuzberg zutrifft, der schon seit dem
       „Sicherheitsgipfel“ von 2023 geplant wird und [2][dessen Errichtung in
       diesen Tagen starten soll]. Wann genau, darüber hüllt sich die
       Landesregierung in Schweigen, um es der breiten Front der GegnerInnen nicht
       zu einfach zu machen.
       
       Ob es nun stimmt oder nicht, dass potenzielle Baufirmen von der Gruppe
       „Görli 24/7“ per „Drohbrief“ eingeschüchtert wurden, wie die CDU glaubt –
       bis Dezember soll der Zaun stehen, bei dem es sich eher um ein paar
       Zäunchen von insgesamt 50 Metern Länge handelt. Hinzu kommen freilich 16
       Stahltore, acht Drehkreuze und 46 elektrische Schließsysteme, um die
       bestehende Mauer undurchlässig zu machen. Für den Donnerstag ruft Görli
       24/7 zur „Parkversammlung“ auf, unter dem Motto „Görli-Schließung
       verhindern – jetzt erst recht“.
       
       Viel länger wird die [3][Erneuerung des Waisentunnels] dauern – eine 850
       Meter lange Verbindung zwischen den U-Bahn-Linien 5 und 8, die unweit der
       Jannowitzbrücke die Spree unterquert. Auch dieses Bauwerk ist marode, im
       Gegensatz zur Wuhlheidebrücke aber ziemlich wichtig, denn es erlaubt Zügen
       aus dem übrigen Netz, die an der U5 gelegene Werkstatt Friedrichsfelde zu
       erreichen. Seit rund 7 Jahren geht das nicht.
       
       ## Dauert noch ein bisschen
       
       Nun hat BVG-Chef Henrik Falk mitgeteilt, „letzte offene Fragen seien
       geklärt“, und er sei „zuversichtlich, dass wir den Waisentunnel zeitnah neu
       bauen dürfen“. Die Herausforderung liegt darin, den Schiffsverkehr auf der
       Spree nicht zu stoppen. Dazu wird mit Spundwänden zuerst auf der Südseite,
       dann auf der Nordseite des Flusses eine Baugrube errichtet, die leergepumpt
       werden kann. Start der Arbeiten soll Ende 2025 sein (was aus diesem Text
       zugegebenermaßen eine Halbjahresvorschau macht).
       
       Und wann ist der neue Tunnel fertig? Da bleibt die BVG wohl aus Erfahrung
       kryptisch: „Schnellstmöglich nach Baubeginn sollen die ersten Züge durch
       den erneuerten Tunnel fahren“, heißt es in ihrer Mitteilung. Das kann in
       Berlin eine Menge bedeuten.
       
       2 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Bruecken-Schrott-im-Berliner-Suedosten/!6089819
   DIR [2] /Goerlitzer-Park/!6085289
   DIR [3] https://www.bvg.de/de/unternehmen/medienportal/pressemitteilungen/2025-05-30-bvg-erneuert-den-waisentunnel
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
       ## TAGS
       
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   DIR Ute Bonde
       
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