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       # taz.de -- Palästina-Solidarität: Greta Thunberg bringt Hilfsgüter per Segelschiff nach Gaza
       
       > Vor sieben Jahren begann die Schwedin ihren Protest gegen die Klimakrise.
       > Nun will sie die palästinensische Bevölkerung unterstützen.
       
   IMG Bild: Die Aktivistin Greta Thunberg
       
       Es kann nicht mehr viele Menschen geben, die noch nie etwas von Greta
       Thunberg gehört haben. Damit konnte auch sie selbst nicht rechnen, als sie
       das erste Mal zum Stockholmer Reichstag radelte und sich, noch ganz still,
       einfach davor setzte. Bald ist es sieben Jahre her, seit sich dieses Bild
       von ihr und ihrem „Schulstreik für das Klima“-Schild über die ganze Welt
       verbreitete. Eine ungewöhnlich beharrliche Neuntklässlerin mit einer klaren
       Botschaft. Die Welt der Erwachsenen reagierte anfangs mit erwachsenem
       Wohlwollen – irgendwie fasziniert, gleichzeitig amüsiert und sich weiterhin
       erwachsen fühlend. Ach, die rebellische Jugend!
       
       Greta Thunberg blieb ja aber nicht einfach nur still sitzen. Sie fing an zu
       sprechen. Sie beschimpfte die Erwachsenen, berühmtermaßen beim
       UN-Klimagipfel – [1][schon 2019 hatte ihr Schulstreik sie dorthin
       gebrach]t. „How dare you!“, auch diese Worte längst geflügelt. Sie hätten
       ihre Träume zerstört, die seit Jahrzehnten bekannte Klimaproblematik
       ignoriert, nichts unternommen: Das warf sie der anwesenden weltpolitischen
       Elite vor.
       
       Die jugendliche Aufgabe des Protestierens möglichst so zu übernehmen, dass
       das Weltgeschehen nicht weiter beeinträchtigt würde, das lag nicht in
       Thunbergs Interesse. Der Gedanke an die [2][Klimakatastrophe] hatte sie
       nach eigenem Bekunden schon früh im Leben so stark belastet, dass sie
       keinen anderen Weg sah, als sich zu engagieren. Dass nun ausgerechnet ihre
       Herangehensweise es war, die junge Menschen mit düsteren Klimaaussichten
       weltweit ansprach, sie zu [3][Fridays for Future] zusammenbrachte: das
       bleibt, und auch bei vielen Älteren wurde aus Wohlwollen Bewunderung (bei
       anderen wurde aus Ablehnung Hass).
       
       Dann wurde es komplizierter. [4][Nachdem Hamas-Terroristen am 7. Oktober
       2023] ein bis dahin unvorstellbares Blutbad an israelischen Männern, Frauen
       und Kindern angerichtet hatten, brauchte Greta Thunberg nicht lange: Den
       270. Freitag ihres „Schulstreiks für das Klima“ widmete sie der
       [5][„Solidarität mit Gaza“]. Die Klimakatastrophe war nicht ihr einziges
       Thema. Auch angesichts des Terrors zeigte sie eine klare
       propalästinensische Haltung – ohne sich zuvor überhaupt zur Betroffenheit
       der israelischen Bevölkerung geäußert zu haben.
       
       ## Sie tut, was sie tun muss
       
       Ihre Social-Media-Empfehlung der Berliner Gruppe „Palästina spricht“ sorgte
       gerade in Deutschland für Aufregung – die hatte den 7. Oktober „einen
       revolutionären Tag“ genannt. Wie umgehen mit Greta Thunberg, die so viel
       für die Klimabewegung getan hat? Das wurde eine komplexere Frage.
       
       Einfacher ist es, ihr Vorgehen als Aktivistin einzuschätzen: Was sie für
       wichtig hält, macht sie. Egal, was die Leute denken, und augenscheinlich
       ohne Angst. Aber sicher in dem Bewusstsein, wie bekannt ihr Name jetzt ist.
       Als eine von zwölf Aktivist*innen ist sie am Sonntag von Sizilien aus
       mit dem Segelschiff „Madleen“ aufgebrochen. Ziel: Gaza.
       
       Die Organisation [6][Freedom Flotilla Coalition] steht hinter dem
       waghalsigen Manöver. Es gebe „keine Alternative“, als alles zu tun, um
       gegen „die Besatzung und den Völkermord zu kämpfen“, sagte Greta Thunberg,
       bevor das Schiff ablegte. Es ist nicht sehr groß. Die Organisatoren
       sprachen laut Reuters von einer „begrenzten, symbolischen Menge Nothilfe“,
       die sie nach Gaza transportieren wollen. Erst vor einem Monat war bei einer
       ähnlichen Aktion das Schiff „Conscience“ bei Malta mit Drohnen angegriffen
       worden.
       
       Symbolisches für eine Sache zu erschaffen, so hat Thunberg 2018 angefangen.
       Es war eine andere Sache, und weniger gefährlich. Aber dass sie tut, was
       sie tun muss, ist geblieben.
       
       2 Jun 2025
       
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   DIR Anne Diekhoff
       
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