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       # taz.de -- Russische Reaktion auf Drohnenangriff: Die taube Gesellschaft
       
       > In Russland geraten Flugzeuge in Brand, der Krieg wird im ganzen Land
       > sichtbar. Doch die russische Bevölkerung schaut weg, wie sie es seit
       > Jahren gewohnt ist.
       
   IMG Bild: 30 Grad Celsius, ein warmer Tag in Moskau
       
       Als quer durch Russland Bomber in Flammen aufgehen, als
       Autofahrer*innen am Straßenrand laut fluchend die Einschläge von
       Drohnen selbst in Sibirien noch filmen, feiert Moskau seinen „Sommer in der
       Stadt“. Die Parks verwandeln sich in Bühnen, es gibt Theateraufführungen,
       Lesungen, Kinderschminken. Es wird voller Pomp und Lautstärke der Kindertag
       begangen, auch wenn russische Raketen das Leben von Kindern in der Ukraine
       seit Jahren zerstören. Darüber wird in der russischen Gesellschaft nicht
       geredet. [1][Darf nicht geredet werden], schon gar nicht öffentlich.
       
       Das russische Regime hat es in all den Jahren, ja Jahrzehnten, geschafft,
       die Menschen zur Gleichgültigkeit zu erziehen. So reagieren die meisten
       Russ*innen auf so ziemlich alles, was über sie hereinbricht, mit einer im
       wahrsten Sinne des Wortes gewaltigen Abgestumpftheit.
       
       Drohnen über Moskau? Ein wenig nervig zwar, in der Schlange am Flughafen zu
       stehen und nicht in den Urlaub fliegen zu können, aber was soll’s?
       Entgleiste Züge und Tote? Schlimm, aber passiert ja anderen. Tote Soldaten,
       tötende und vergewaltigende Kriegsrückkehrer? Ach, die sind ja irgendwo
       weit weg.
       
       So scheint gar nichts, was in diesem Krieg passiert, etwas mit den Menschen
       in Russland zu tun zu haben. Auch wenn der Krieg ihr Leben verteuert,
       [2][ihre Kinder zu willenlosen Soldaten des Staates macht], die Familien
       zerstört. Sie spalten all das ab, um ihre Psyche zu schützen – und tragen
       so die Gewalt mit, [3][die ihr Staat gegen das Nachbarland und die eigenen
       Nachbarn ausübt]. Manche helfen aktiv mit, indem sie „unpatriotisches“
       Verhalten der Nächsten denunzieren.
       
       Die Gesellschaft krankt und überspielt das Leid mit lauten „Hurra“-Rufen.
       Sie sieht nicht, wie Bomber brennen, will nicht sehen, dass diese Bomber,
       die Drohnen, die entgleisten Züge, die toten Söhne und Väter die hässliche
       Fratze des Krieges sind, den ihr Staat nicht bereit ist zu stoppen. Sie
       feiern den Sommer und tanzen dazu. Immer unnahbarer.
       
       2 Jun 2025
       
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