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       # taz.de -- Carl-Bolle-Grundschule in Berlin: Doch kein Mobbing?
       
       > Die Bildungssenatorin sieht keine homophobe Diskriminierung von einem
       > Grundschullehrer. Der Fall sei sehr komplex, sagte sie im
       > Bildungsausschuss.
       
   IMG Bild: Berlins Bildungssenatorin hat sich durch viele Akten gelesen – und keine relevanten Hinweise auf homophobe Anfeindungen gefunden
       
       Berlin taz | Die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) weist den
       Vorwurf zurück, dass an der Carl-Bolle-Grundschule ein schwuler Lehrer
       gemobbt worden sein soll. Dies sagte sie auf eine Nachfrage des
       SPD-Bildungspolitikers Marcel Hopp am Donnerstag im Bildungsausschuss. Die
       Grünen hatten eine ähnliche Frage für die aktuelle Viertelstunde
       eingereicht.
       
       Es gebe eine „deutliche Diskrepanz zwischen dem in den Medien erhobenen
       Vorwurf“ und dem Fall, wie er sich in den Akten darstelle, sagte sie. „Ich
       habe mich in den letzten Tagen dazu in Kenntnis gesetzt“, so
       Günther-Wünsch. Erstmals von dem Vorwurf habe sie persönlich im Dezember
       erfahren. Sie schlug den Parlamentarier*innen vor, Akteneinsicht zu
       nehmen.
       
       Die Süddeutsche Zeitung hatte vor gut zwei Wochen berichtet, dass ein an
       der Schule als [1][pädagogische Unterrichtshilfe eingestellter 43-Jähriger
       monatelang von Schüler*innen homophob beschimpft], beleidigt und gemobbt
       worden sein soll. Nach seinen Angaben habe das Mobbing begonnen, nachdem er
       vor rund zwei Jahren seinen Schüler*innen offenbart hatte, dass er
       schwul sei und mit einem Mann zusammenlebe. Er sagte auch, dass er weder
       bei der Schulleitung noch bei der Schulaufsicht des Bezirks Unterstützung
       bekommen habe.
       
       Die Grünen hatten daraufhin kritisiert, dass die [2][internen
       Beschwerdestrukturen versagt] hätten und eine unabhängige Beschwerdestelle
       gefordert. Auch diese Forderung wies die Senatorin von sich. Der
       Rechtsbeistand des Lehrers hätte sich über drei Wege an drei verschiedene
       Stellen gewandt und von allen eine Antwort bekommen.
       
       ## Sparen bei queeren Bildungsprojekten
       
       „Dieser Lehrkraft wurde nicht geholfen“, widersprach Louis Krüger,
       bildungspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, in seiner Nachfrage. Denn
       seine Situation habe sich nicht verbessert, obwohl er sich an mehrere
       Stellen gewandt hatte.
       
       Krüger kritisierte außerdem, dass die Bildungsverwaltung Fälle von
       Queerfeindlichkeit und Antisemitismus an Schulen nicht systematisch erfasse
       und außerdem zuletzt massiv gekürzt hatte, auch bei [3][außerschulischen
       Bildungsprojekten, die mit Schüler*innen zu queeren Themen] arbeiten.
       Die Bildungspolitiker kritisierten auch, dass die Senatorin sich nach
       eigener Aussage in den vergangenen Tagen umfänglich zu dem Fall informiert
       habe. Das hätte sie schon viel früher machen können.
       
       Günther-Wünsch wiederum warf den Grünen vor, „einen komplexen Fall“ nun
       „populistisch auszunutzen“ und unnötig zu „skandalisieren“. Sie sei bereit,
       sich das „Dickicht“ der Beschwerdestrukturen anzusehen und es
       gegebenenfalls zu reformieren. Sie wies außerdem darauf hin, dass sie im
       vergangenen Jahr die Positionen für eine [4][Antidiskriminierungbeauftragte
       und eine Antimobbingbeauftragte] an der Bildungsverwaltung eingerichtet
       habe.
       
       5 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/politik/homosexualitaet-islamismus-berlin-e763893/?reduced=true
   DIR [2] https://www.morgenpost.de/bezirke/mitte/article409176755/schwuler-lehrer-in-berlin-gemobbt-weitere-lehrkraefte-sprechen.html
   DIR [3] /Bildungspolitik-in-Berlin/!6068652
   DIR [4] https://www.berlin.de/aktuelles/8872350-958090-neue-beauftragte-kaempfen-gegen-diskrimi.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uta Schleiermacher
       
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