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       # taz.de -- Proteste gegen Immobilien-Lobby: Wo Profiteure und Betroffene aufeinandertreffen
       
       > In Berlin trifft sich gerade die Spitze des weltweiten
       > Vermietungskapitals. Mieter:innen ziehen dagegen auf die Straße.
       
   IMG Bild: Keine Profite mit der Wohnungsnot, fordern Demonstrant:innen
       
       Die Verwalter:innen von insgesamt 50 Milliarden Euro, erwirtschaftet
       durch das Wohnen von Menschen, finden sich derzeit bei zwei Großevents in
       Berlin zusammen. In der [1][„Hauptstadt des Privatkapitals“], wie es auf
       der Webseite des „SuperReturn“ heißt. Mehr Möglichkeiten, mit Wohnen Geld
       zu machen, gebe es nirgends sonst auf der Welt.
       
       [2][„Super Return“, so der Name der Konferenz], bezeichnet in der
       Fachsprache der Branche einen Profit, der die Erwartungen noch übertrifft.
       Wie das gelingen kann, darum soll es bei der mehrtägigen Veranstaltung
       gehen. Sprechen sollen unter anderem der U2-Sänger Bono und der
       Ex-Profiautofahrer Nico Rosberg.
       
       Zwischen den „Peptalks“ strömen die blau Beanzugten aus dem
       InterContinental am Tiergarten nach draußen, Networking ist angesagt. Nur
       die Hälfte von ihnen tut das persönlich, die andere, lautere, redet
       aufgeregt ins Smartphone: den großen Tipp fürs große Geld weitergeben. Oder
       lieber für sich behalten, schließlich kostet ein [3][Ticket für die
       „SuperReturn“ um die 8.000 Euro].
       
       Ob sich das lohnt, bleibt unklar, denn mit der taz sprechen möchte hier
       lieber niemand. Auf die Frage, ob die Investor:innen wenigstens
       Trinkgeld geben, muss eine Servicemitarbeiterin nur lachen: „Ne“, sagt sie
       abwinkend.
       
       ## Bundesweiter Mietendeckel gefordert
       
       Gegenüber des Hotels haben sich rund 300 Menschen versammelt, die dem
       [4][Demoaufruf gegen „Mietenwahnsinn, Finanzwahnsinn, Lobbywahnsinn“]
       gefolgt sind. Sie fordern einen bundesweiten Mietendeckel, eine Abschaffung
       des Paragrafen 559 BGB, der Mieterhöhungen nach Modernisierungsmaßnahmen
       erlaubt und, dass Wohnen kein Privileg, sondern ein Recht bleibt.
       
       „Unser Zuhause ist unkündbar“, steht auf einem Pappschild. Unter den
       Demonstrierenden sind Alte, Junge, Menschen mit und ohne Behinderung,
       Aktivist:innen, Rentner:innen, Punks – so divers wie die von der [5][durch
       Immobilienspekulation angeheizten Wohnungsnot] Betroffenen eben. Über die
       Hälfte der Menschen in Deutschland wohnt schließlich zur Miete, in der
       Hauptstadt sind es sogar fast 85 Prozent.
       
       Die blau Beanzugten gegenüber sind hingegen ganz und gar nicht divers:
       mehrheitlich weiß, männlich und jenseits der 40. Die Polizei ist großzügig
       vertreten, für den Fall, dass ein radikaler Mieter ausrastet. Die
       Blauen lässt die Polizei aber [6][unbehelligt weiter netzwerken] und
       mutmaßlich – neu gelernte – Steuertricks austauschen.
       
       ## Diskriminierung gegen Lobbyisten
       
       Nur eine Wanne bleibt zurück, als die Demonstration weiterzieht zu den –
       aufs Gendern kann hier verzichtet werden – Kollegen, die im
       Friedrichstadt-Palast den „[7][Tag der Immobilienwirtschaft]“ begehen. Zum
       „jährlichen Highlight der Immobilienbranche“, wie die Veranstaltenden
       schreiben, sind mehr als 30 „hochkarätige Speaker“ geladen, neben
       Lobbyist:innen und „Fachleuten“ auch Vertreter:innen aus Politik und
       Verwaltung, darunter auch Bundesminister:innen.
       
       Bei dem Kongress soll es um Anstöße gehen, „um den Herausforderungen der
       Branche entschlossen entgegenzutreten“, heißt es in der Einladung. Für die
       Gegendemonstrant:innen wird dort jedoch der „Mietenwahnsinn“
       produziert. In ihren Augen treffen sich dort die „[8][Profiteure der
       Wohnungsnot] mit den Spitzen aus Politik und Verwaltung“. Sowohl beim
       Immobilientag als auch beim „SuperReturn“ würde der Rahmen gesetzt, um
       Mieter:innen noch effektiver auszubeuten.
       
       Nur eine Handvoll Immobilientag-Teilnehmer:innen gesellt sich nach draußen,
       um die Demo zu beobachten. Als eine Demonstrantin ihnen zuruft, sie sollten
       [9][aus Berlin verschwinden], geht ein Polizist schützend dazwischen: Nur
       vom rosafarbenen Anzug und dem Teilnahmeausweis darauf zu schließen, es
       handele sich um Lobbyisten, sei Diskriminierung, findet er.
       
       5 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Private-Equity-Konferenz-SuperReturn/!6011960
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   DIR [5] /Immobilienspekulation-in-Berlin/!5963835
   DIR [6] https://blogs.taz.de/dissenspodcast/wohnen-2/
   DIR [7] /ZIA-Tag-der-Immobilienwirtschaft/!6013457
   DIR [8] /Lobbyismus-und-Immobilienbranche/!5923695
   DIR [9] /Grossdemo-der-Mietenbewegung/!6012832
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Fründt
       
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