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       # taz.de -- Aktionstag in Eberswalde: Im Sattel gegen Rassismus
       
       > Im Rahmen eines Aktionstags der Initiative Barnim Solidarisch fahren
       > Einheimische und Geflüchtete auf dem Fahrrad durch Eberswalde.
       
   IMG Bild: Mit Luftballons und Botschaften: Fahrradtour durch Eberswalde
       
       Eberswalde taz | Am Anfang stehen die Gruppen noch etwas getrennt
       voneinander auf dem Platz vor dem Heim. Bis fröhliche Musik aus den Boxen
       ertönt und einer der Bewohner zu tanzen beginnt. Andere tun es ihm nach.
       Und als das Lied „Macarena“ erklingt, sind plötzlich alle dabei.
       
       „Es ist eine Herausforderung, den Tag so zu organisieren, dass sich alle
       wohlfühlen und auch die Bewohner:innen das Angebot annehmen“, sagt
       Miguel von Barnim Solidarisch zum Aktionstag am Samstag. Unter dem Motto
       „Radeln gegen Rassismus – Solidarität und Begegnung statt Abschiebung und
       Isolation“ hat die Initiative Barnim Solidarisch, zu der auch das
       [1][Bürger:innenasyl Barnim] gehört, zu einer Fahrradtour in Eberswalde
       aufgerufen. An zwei Geflüchtetenunterkünften wollen sie Halt machen.
       
       An den Rädern der rund 60 Teilnehmer:innen hängen bunte Luftballons,
       aber nur vereinzelt politische Schilder: „Fuck Frontex“ und „Anschieben
       statt Abschieben“ steht darauf. Der Gruppe gehe es zwar auch um politische
       Forderungen wie „Abschiebung stoppen“ und [2][„Wohnungen statt Heime“],
       erklärt Miguel. Im Vordergrund der Fahrradtour stehe aber das Gemeinsame.
       Und: politische Banner und Reden können auch abschreckend sein.
       
       „Viele Bewohner:innen haben [3][Angst vor Repression] und auch, dass
       ihr Asylverfahren beeinflusst wird, wenn sie an einer politischen Aktion
       teilnehmen“, sagt Miguel. Schon im Vorhinein hätten sie an die
       Wohnheimtüren geklopft und die Menschen auf Arabisch und Farsi über ihren
       Aktionstag informiert. Gemeinsam seien auch die Fahrräder in den Wohnheimen
       repariert worden. „Damit die Menschen überhaupt mitfahren können“, sagt
       Miguel.
       
       ## Schäferhund im Lastenrad
       
       Der Austausch klappt wie erhofft: Nach Waffeln und Tee, Musik, Seifenblasen
       und Kinderschminke, von der nicht nur die Kleinen Gebrauch machen, steigen
       auch Bewohner:innen mit aufs Rad – und ein Schäferhund in ein
       Lastenfahrrad. „Es wäre schön gewesen, wenn noch ein paar mehr Menschen
       gekommen wären“, sagt eine der Organisator:innen. An diesem Wochenende gebe
       es aber einige Parallelveranstaltungen in der Umgebung. Mit der [4][Kidical
       Mass], die an diesem Samstag für sicherere Verkehrswege durch Eberswalde
       fahren will, habe man sich deshalb zusammengetan – auch wenn die
       Forderungen nicht ganz dieselben seien.
       
       An der geringen Teilnehmer:innenzahl ist sicherlich auch das Wetter
       schuld. Denn als die Fahrradtour am Mittag eigentlich starten sollte, hat
       es erst einmal in Strömen geregnet. Die bereits Gekommenen hindert das aber
       nicht daran, in die Pedale zu treten.
       
       „Mir ist wichtig, aufzuzeigen, dass wir eine Gemeinschaft sind und für
       jeden kämpfen, der von Rassismus betroffen ist“, erklärt Leila (23) ihre
       Teilnahme. Während der Tour berichten auch andere von der sich zuspitzenden
       rechten Gewalt und den rassistischen Anfeindungen auf der Straße. Darum sei
       das Zusammenkommen umso wichtiger. „Die Abschottungspolitik isoliert die
       Menschen voneinander und führt zu mehr sozialen Problemen“, heißt es von
       Seiten des Orgateams immer wieder.
       
       Am Ende machen es sich die Teilnehmer:innen auf Picknickdecken und
       Bierbänken in einem Park bequem. Dort gibt es kamerunisches Essen: Reis,
       Kochbananen und Gemüse. Man unterhält sich auf Arabisch, Farsi und Deutsch.
       Und wenn das mit der Verständigung mal nicht so gut klappt, dann eben mit
       Übersetzungshilfe – oder einem herzlichen Lachen. „Vielleicht wollen wir
       später tanzen gehen – braucht jemand aus Berlin noch einen Schlafplatz?“,
       fragt einer in die Runde.
       
       18 May 2025
       
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