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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Erste Hilfslieferungen im Gazastreifen angekommen
       
       > Nach fast dreimonatiger Blockade ist humanitäre Hilfe im Gazastreifen
       > angekommen. Der Westen kritisiert Israels Gaza-Offensive scharf.
       
   IMG Bild: Ein Lagerhaus mit medizinischen Hilfsmitteln in Khan Younis nach einem israelischen Luftangriff am 19. Mai
       
       ## Westen kritisiert Israel scharf
       
       In einem gemeinsamen Appell fordern die Außenminister von Deutschland und
       rund 20 weiteren Geberländern Israel auf, deutlich mehr Hilfslieferungen in
       den Gazastreifen zu erlauben. „Ermöglichen Sie den Vereinten Nationen und
       den humanitären Organisationen, unabhängig und unparteiisch zu arbeiten, um
       Leben zu retten, Leiden zu lindern und die Würde zu wahren“, heißt es in
       dem vom Auswärtigen Amt in Berlin veröffentlichten Schreiben. Nach einer
       fast dreimonatigen Blockade waren nach israelischen Angaben zuvor erstmals
       wieder Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen
       angekommen. Zunächst erreichten demnach allerdings nur fünf Lastwagen den
       Küstenstreifen.
       
       Mit Blick auf einen umstrittenen geplanten neuen Mechanismus der Verteilung
       von Hilfsgütern vor Ort heißt es in der Stellungnahme, dieser gefährde die
       Begünstigten und die Helfer, untergrabe die Rolle und die Unabhängigkeit
       der UN und der zuverlässigen Partner und verknüpfe humanitäre Hilfe mit
       politischen und militärischen Zielen. „Humanitäre Hilfe darf niemals
       politisiert werden, und die palästinensischen Gebiete dürfen weder
       verkleinert noch demografischen Veränderungen unterworfen werden.“
       
       Berichten zufolge sollen Güter mit dem neuen Mechanismus nur noch von
       wenigen Standorten im Gazastreifen aus verteilt werden. Die UN hatte den
       neuen Mechanismus kritisiert, unter anderem weil Zivilisten auf dem Weg zu
       den Verteilungszentren ins Kreuzfeuer geraten und etwa Alte und Kranke
       diese erst gar nicht erreichen könnten. Israels Ministerpräsident Benjamin
       Netanjahu betonte, dass die ersten Zentren in den kommenden Tagen ihren
       Betrieb aufnehmen würden.
       
       Unterzeichnet wurde das Statement vom deutschen Außenminister und seinen
       Amtskollegen etwa aus Großbritannien, Frankreich, Italien, Australien,
       Kanada und den Niederlanden.
       
       Die Regierungen von Großbritannien, Frankreich und Kanada drohen Israel mit
       „konkreten Maßnahmen“, sollte die neue Gaza-Offensive nicht eingestellt und
       die Einschränkung der Hilfslieferungen nicht beendet werden. Zudem lehnen
       sie jeden Versuch ab, die israelischen Siedlungen im Westjordanland zu
       erweitern, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die die britische
       Regierung veröffentlicht. „Wir werden nicht zögern, weitere Maßnahmen zu
       ergreifen, einschließlich gezielter Sanktionen.“ (dpa/rtr)
       
       ## Netanjahu: Hungersnot würde Offensive gefährden
       
       Nach einer fast dreimonatigen Blockade sind nach israelischen Angaben
       erstmals wieder Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung im
       Gazastreifen angekommen. Fünf Lastwagen mit Hilfsgütern hätten das
       Küstengebiet nach einer gründlichen Sicherheitskontrolle über den
       Grenzübergang Kerem Schalom erreicht, teilte die für
       Palästinenserangelegenheiten zuständige Behörde Cogat mit.
       
       Eine Grundversorgung an Lebensmitteln solle sicherstellen, dass es zu
       keiner Hungersnot kommt, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin
       Netanjahu mit. Eine solche Krise würde die Fortsetzung der neuen
       Großoffensive zur Zerschlagung der islamistischen Hamas gefährden, hieß es.
       Nach tagelangen massiven Angriffen der Luftwaffe hat Israel nun auch
       Bodentruppen im Einsatz.
       
       Seit Anfang März hatte Israel keine Hilfslieferungen mehr in das
       abgeriegelte und nach mehr als anderthalb Jahren Krieg großflächig
       zerstörte Küstengebiet gelassen. Das Land wirft der Hamas vor, die
       Hilfsgüter weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren.
       Die rund 2,2 Millionen Einwohner Gazas sind zum Überleben fast
       ausschließlich auf Hilfe von außen angewiesen. (dpa)
       
       ## Kliniken im Gazastreifen melden 136 Tote bei Angriffen
       
       Israelische Angriffe im Gazastreifen haben nach palästinensischen Angaben
       innerhalb von 24 Stunden 136 Menschen das Leben gekostet. Weitere 364 seien
       verletzt in die Krankenhäuser gebracht worden, teilte das
       Gesundheitsministerium im Gazastreifen mit, das von der
       militant-islamistischen Hamas kontrolliert wird. Es berief sich in seinem
       täglichen Bericht auf Meldungen aus den Kliniken.
       
       Ein Krankenhaus, die Al-Awda-Klinik, berichtete von fünf Todesopfern beim
       Angriff auf ein Schulgebäude, das als Notunterkunft genutzt wird. Unter den
       Todesopfern im Flüchtlingslager Nuseirat sei ein junges Mädchen, erklärte
       das Krankenhaus. 18 weitere Menschen, hauptsächlich Kinder, seien bei dem
       Angriff verletzt worden. Das israelische Militär gab keine Stellungnahme
       ab.
       
       Die Gesamtzahl der palästinensischen Todesopfer im Gaza-Krieg zwischen
       Israel und der Hamas liegt laut dem Gesundheitsministerium nun bei 53.486.
       Israel gibt an, rund 20.000 Extremisten getötet zu haben, und macht die
       Hamas für Todesopfer unter der Zivilbevölkerung verantwortlich, weil die
       Terrorgruppe in dicht besiedelten Gebieten operiere. (ap)
       
       ## US-Gesandter: Wir wollen keine humanitäre Krise
       
       Die UN und Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot; die Appelle an
       Israel wurden zuletzt immer vehementer. Laut mehreren Medien erfolgt die
       Aufhebung der Blockade vor allem auf Druck der USA hin. „Wir wollen keine
       humanitäre Krise sehen und wir werden nicht zulassen, dass sie unter
       Präsident (Donald) Trumps Führung eintritt“, sagte der US-Sondergesandte
       Steve Witkoff dem US-Sender ABC News. Die USA sind Israels wichtigster
       Waffenlieferant. Wann erste Hilfsgüter wieder in den Gazastreifen kommen,
       war zunächst unklar.
       
       Seit Tagen fliegt die israelische Luftwaffe massive Angriffe im
       Gazastreifen. Am Wochenende begann die Armee zudem mit einem großangelegten
       Einsatz von Bodentruppen. Nach palästinensischen Angaben gab es zahlreiche
       Tote. Augenzeugen zufolge fliehen etliche Menschen derzeit vom Norden in
       den Süden des Küstengebiets. Im Norden sind laut der von der Hamas
       kontrollierten Gesundheitsbehörde mittlerweile alle Kliniken außer Betrieb.
       Israels Armee äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht dazu. Sie wirft der
       Hamas vor, sich in Krankenhäusern zu verschanzen und sie für militärische
       Zwecke zu nutzen. (dpa)
       
       ## Bericht: USA mit neuem Vermittlungsvorschlag
       
       Sowohl Israel als auch die Hamas waren am Sonntag mit Delegationen in
       Katars Hauptstadt Doha, um mit arabischen Vermittlern über einen neuen
       Waffenruhe-Deal zu verhandeln. Die US-Nachrichtenseite Axios berichtete
       unter Berufung auf einen israelischen Beamten und eine weitere Quelle,
       Witkoff habe beiden Kriegsparteien einen aktualisierten Vorschlag
       unterbreitet, der die Freilassung von zehn Geiseln im Gegenzug für eine
       45-60-tägige Waffenruhe und die Freilassung palästinensischer Häftlinge aus
       israelischen Gefängnisse vorsehe.
       
       Der Vorstoß enthalte eine neue Formulierung, wonach die Feuerpause zu einem
       Ende des Krieges führen könnte, hieß es. Die Formulierung ziele darauf ab,
       der Hamas zu garantieren, dass Netanjahu die Waffenruhe nicht wieder
       einseitig für beendet erklären und den Krieg wieder aufnehmen kann. Israels
       Verhandlungsteam in Katar schöpfe „jede Möglichkeit“ für ein Geiselabkommen
       aus, entweder gemäß Witkoffs Plan oder in einem Rahmen zur Beendigung des
       Krieges, teilte Netanjahus Büro am Sonntag laut der Times of Israel mit.
       (dpa)
       
       ## Ändert Netanjahu seine Position?
       
       Neben der Freilassung aller Geiseln sei die Voraussetzung dafür jedoch,
       dass die Hamas ins Exil gehe und die Menschen im Küstengebiet entwaffnet
       würden. Netanjahu signalisiere damit eine neue Bereitschaft, über einen Weg
       zur Beendigung des Krieges zu diskutieren, schrieb dazu das Wall Street
       Journal. Erst kürzlich hatte Israels Regierungschef noch betont, dass zwar
       eine zeitlich begrenzte Waffenruhe möglich sei, nicht aber ein dauerhaftes
       Ende der Kämpfe in Gaza.
       
       Hilfsgüter für die notleidende Bevölkerung sollen israelischen
       Medienberichten zufolge nach der Aufhebung der Blockade auf den bisher
       genutzten Wegen in den abgeriegelten Küstenstreifen gelangen, bis ein
       geplanter neuer Mechanismus umgesetzt wird. Israel werde Maßnahmen
       ergreifen, damit die Hilfe nicht in die Hände der Hamas gelange, teilte
       Netanjahus Büro weiter mit. (dpa)
       
       ## Neuer Mechanismus für Hilfen umstritten
       
       Die Hilfslieferungen sollen nun vorerst wieder internationale
       Organisationen wie das Welternährungsprogramm (WFP) sowie die World Central
       Kitchen bereitstellen, wie das Nachrichtenportal walla.co.il meldete. Ende
       des Monats soll ein neuer Mechanismus greifen, der nicht unumstritten ist.
       Berichten zufolge sollen Güter dann nur noch von wenigen Standorten im
       Gazastreifen aus verteilt werden. Die UN hatte den neuen Mechanismus
       kritisiert, unter anderem, weil Zivilisten auf dem Weg zu den
       Verteilungszentren ins Kreuzfeuer geraten und etwa Alte und Kranke diese
       erst gar nicht erreichen könnten.
       
       Der Gaza-Krieg hatte im Oktober 2023 mit einem Terrorangriff der Hamas auf
       Israel begonnen, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und rund 250 entführt
       wurden. In dem seit mehr als eineinhalb Jahren dauernden Krieg wurden nach
       Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 53.300
       Palästinenser im Gazastreifen getötet. Die Zahl unterscheidet nicht
       zwischen Kämpfern und Zivilisten und lässt sich unabhängig kaum überprüfen.
       (dpa)
       
       19 May 2025
       
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