URI: 
       # taz.de -- Kommunalwahl in Buenos Aires: Milei entscheidet argentinischen Machtkampf für sich
       
       > Die Partei des argentinischen Präsidenten Javier Milei gewinnt die Wahl
       > in der Hauptstadt Buenos Aires. Damit festigt Milei seine
       > Vormachtstellung.
       
   IMG Bild: Argentiniens Präsident Javier Milei am 18. Mai in Buenos Aires
       
       Buenos Aires taz | Der argentinische Präsident Javier Milei hat das
       [1][Duell des rechten Lagers bei den Kommunalwahlen in der Hauptstadt
       Buenos Aires] gewonnen. Seine Partei La Libertad Avanza (LLA) erhielt am
       Sonntag knapp über 30 Prozent der Stimmen. Die Partei des konservativen
       Ex-Präsidenten Mauricio Macri erhielt nur 16 Prozent der Stimmen. Die
       Propuesta Republicana (PRO) liegt damit noch hinter dem gemäßigten linken
       peronistischen Bündnis Es Ahora, das 27 Prozent der Stimmen erhielt.
       
       „Wir haben die gelbe Bastion violett gefärbt“, jubelte ein sichtlich
       euphorischer [2][Javier Milei] am Wahlabend. Der libertäre Präsident
       spielte damit auf die Parteifarben an. Und tatsächlich verdeutlicht die
       Metapher den drastischen Wandel beim Farbenspiel der insgesamt 15 Kommunen.
       Nach den letzten Wahlen vor zwei Jahren waren 13 der 15 Kommunen gelb
       gefärbt, als Zeichen dafür, dass Macris PRO die stärkste Kraft war. Jetzt
       ist das Gelb verschwunden.
       
       Stattdessen leuchten 9 Kommunen in der violetten Farbe der LLA. Die
       restlichen sechs sind in die blaue Farbe des Peronismus getaucht. Während
       Mileis LLA in den wohlhabenderen Kommunen im Norden der Stadt dominiert,
       sind es bei den Peronisten die südlichen Kommunen mit ihren sozialen
       Brennpunkten. Die Zahlen für den jeweiligen Zweitplatzierten zeigen jedoch,
       dass Milei auch dort eine gute Zustimmung erhielt.
       
       Der autonome Stadtstaat war bisher die politische Hochburg von Macris PRO,
       die hier seit 2007 regiert und die mit Mauricios Cousin Jorge Macri den
       Bürgermeister stellt. Die alle zwei Jahre stattfindenden Teilwahlen der 30
       von 60 Abgeordneten des Stadtparlaments sorgt landesweit eigentlich für
       wenig Aufsehen. Erst als Milei beschlossen hatte, mit einer eigenen
       Kandidat*innenliste anzutreten und kein Bündnis mit Macris PRO
       einzugehen, wurde sie zur Mutter aller Schlachten über die Vorherrschaft im
       rechten Lager.
       
       ## Überraschend geringe Wahlbeteiligung
       
       Mit Manuel Adorni setzte der Präsident seinen Sprecher an die Spitze der
       Kandidat*innen. Das Präsidialamt übernahm die Leitung der Wahlkampagne, und
       Milei und sein gesamtes Kabinett zogen in den Wahlkampf und machten die
       Kommunalwahlen zu einem Referendum über die nationale Regierungspolitik.
       Auch [3][Mauricio Macri] beteiligte sich intensiv am Wahlkampf, wobei er
       sich auf städtische Themen konzentrierte und versuchte, den Kampf um die
       Vorherrschaft herunterzuspielen. Eine Strategie, die völlig fehlschlug, wie
       Macri selbst in der Wahlnacht zugab.
       
       Überraschenderweise war die Wahlbeteiligung mit 53 Prozent die niedrigste
       seit 1997. Von den 2,5 Millionen Wahlberechtigten gaben trotz Wahlpflicht
       nur 1,6 Millionen ihre Stimme ab. Der absolute Stimmenvorsprung der LLA vor
       den zweitplatzierten Peronisten beträgt nur 45.600 Stimmen. Macris PRO
       hingegen liegt mit knapp 262.000 Stimmen weit zurück.
       
       Mit dem Wahlergebnis hat Milei seinen [4][alleinigen Führungsanspruch] im
       rechten Lager weiter gefestigt. Noch am Wahlabend rief die LLA dazu auf,
       sich dem libertären Projekt anzuschließen. Die Betonung lag dabei auf Ein-
       und Unterordnung und nicht auf Koalitionsbildung.
       
       Der Lackmustest für seine nationale Vormachtstellung werden die
       Parlamentswahlen in der bevölkerungsreichsten Provinz Buenos Aires im
       September sein, der Hochburg der Peronisten. Während der Peronismus am
       Sonntag in der Hauptstadt nur etwas mehr als die üblichen 25 Prozent der
       Stimmen aus seiner Kernwählerschaft erhielt, könnte es in der Provinz zu
       einem Duell zwischen Milei und der ehemaligen Präsidentin Cristina Kirchner
       kommen.
       
       19 May 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Muell-in-Buenos-Aires/!6065624
   DIR [2] /Politologe-ueber-Javier-Milei/!6002644
   DIR [3] /Vor-der-Praesidentenwahl-in-Argentinien/!5633347
   DIR [4] /Praesident-Milei-feiert-Jubilaeum/!6055914
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Vogt
       
       ## TAGS
       
   DIR Argentinien
   DIR Buenos Aires
   DIR Kommunalwahl
   DIR Javier Milei
   DIR Mauricio Macri
   DIR Hannover
   DIR Argentinien
   DIR Kolumne Stadtgespräch
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Soziologe über rechten Libertarismus: „Sie wollen so viel wie möglich vom Staat abschaffen“
       
       Der Libertarismus ist der ideologische Rahmen für rechte
       Politiker*innen weltweit. Andreas Kemper über die rechte Aneignung des
       einst linken Begriffs.
       
   DIR Wirtschaftskrise in Argentinien: Die Supersuppe ist zurück
       
       Um in Argentinien die Armut zu lindern, wurde 2002 eine nahrhafte Suppe
       entwickelt. Nach Javier Mileis Machtübernahme läuft die Produktion wieder.
       
   DIR Müll in Buenos Aires: Mit Zitronenduft durch den heißen argentinischen Sommer
       
       In Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires wird versucht, Müllgestank mit
       Duftstoffen zu überdecken. Dazu hört unser Autor bei der Hunderunde
       Gespräche.