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       # taz.de -- Wieder im Kino: Kunst-Kino mit Methode
       
       > Henry, Jane und Peter…Fonda: Die Reihe „Fonda & Fonda“ zeigt Werke der
       > filmaktiven Familie. Im Wedding läuft Fritz Lang samt antifaschistischem
       > Abend.
       
   IMG Bild: Donald Sutherland und Jane Fonda in „Klute“ (Regie: Alan J. Pakula, USA 1971)
       
       „Fonda & Fonda“ heißt die [1][Filmreihe], die sich in der kommenden Woche
       einer Familie von Schauspieler:innen widmet: Vater Henry und seine
       Kinder Jane und Peter – wobei die Männer in der Auswahl der Filme
       allerdings reichlich unterrepräsentiert sind. Vornehmlich geht es also um
       Jane Fonda, die ihre Karriere zwar schon Ende der 1950er Jahre begann, das
       in Lee Strasbergs Actors Studio erlernte Method-Acting aber erst mit dem
       Beginn der 70er-Jahre so richtig umsetzen konnte.
       
       Für Alan J. Pakulas Paranoia-Thriller „Klute“, in dem sie ein von einem
       psychisch gestörten Mörder bedrohtes Call-Girl verkörpert, bereitete sich
       Jane auf die Rolle der Bree Daniels entsprechend penibel vor: Sie
       verbrachte zwei Wochen mit Prostituierten in Bars und Bordellen und wälzte
       bei der Polizei die Karteien mit weiblichen Gewaltopfern. Als Folge dieses
       „Einlebens“ in die Figur konnte Fonda dann viele Dialoge improvisieren,
       darunter auch die Gespräche Brees mit ihrer Psychiaterin, in denen das
       Call-Girl einerseits von seiner Selbstsicherheit im Umgang mit den Kunden
       und andererseits von seiner völligen Hilflosigkeit im Umgang mit echten
       Gefühlen berichtet.
       
       Dass die Schauspielerin auch im echten Leben stets mit Unsicherheiten zu
       kämpfen hatte, die im Verhalten ihres Vaters während ihrer Jugend begründet
       waren, fand seinen künstlerischen Ausdruck in Henry Fondas letztem Film „On
       Golden Pond“ (1981, R: Mark Rydell), in dem er erstmals gemeinsam mit Jane
       vor der Kamera stand.
       
       In den auf einem sentimentalen Theaterstück basierenden Film wurde mit
       großer Ehrlichkeit alles hineingepackt, was Jane in der Beziehung zu ihrem
       Vater seit der Kindheit bewegt hatte: fehlende Anerkennung, der Wunsch nach
       größerer emotionaler Nähe und der beständige Vorwurf, sie sei zu dick.
       Zugleich war „On Golden Pond“ ein Geschenk Jane Fondas an ihren damals
       bereits schwer herz- und krebskranken Vater, der für seine Rolle den Oscar
       gewann und wenige Monate später verstarb („Klute“: 22.5., 21.45 Uhr, 26.5.,
       22 Uhr, On Golden Pond, 27.5., 20 Uhr, Babylon Mitte).
       
       Mit einer kleinen Fritz-Lang-Reihe wartet das [2][City Kino Wedding] auf;
       die Filmauswahl reicht dabei vom deutschen Stummfilm („Metropolis“) bis zum
       Film Noir in Hollywood. Letzterer wird hervorragend repräsentiert durch
       „Scarlet Street“ (1945), in dem Lang von einem biederen älteren
       Bankangestellten (Edward G. Robinson) erzählt, für den die Bekanntschaft
       mit einer attraktiven Femme Fatale (Joan Bennett) die Möglichkeit eines
       Ausbruchs aus seiner bürgerlichen Welt bedeutet. Natürlich geht das nicht
       gut.
       
       Zu allen Filmvorführungen der Reihe gibt es Einführungen, auch ein Vortrag
       über Langs antifaschistische Filme der Kriegszeit ist eingeplant. „Man
       Hunt“ (1941) ist übrigens toll, da lohnen auch Ausschnitte… („Scarlet
       Street“: 25.5., 18 Uhr, Vortrag John Digance: „Wartime Anti Fascist
       Entertainment“, 25.5., 17 Uhr, City Kino Wedding).
       
       Nachdem im italienischen Kino der späten 40er-Jahre der Neorealismus
       vorgeherrscht hatte, entwickelten sich dessen Protagonisten im folgenden
       Jahrzehnt in ganz unterschiedliche Richtungen: Mit Visconti, Antonioni und
       Fellini begann die große Zeit eines intellektuellen „Kunst“-Kinos, während
       man sich auf der anderen Seite wieder der unterhaltsamen Komödie widmete.
       Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist „Pane, amore e fantasia“ (1953, R:
       Luigi Comencini), in dem Vittorio de Sica als fescher Polizist in einem
       Abruzzen-Örtchen auf Brautschau geht – und dabei auch Gina Lollobrigida
       begegnet (25.5., 20 Uhr, [3][Klick Kino]).
       
       22 May 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://babylonberlin.eu/programm/festivals/fonda-fonda
   DIR [2] https://citykinowedding.de/
   DIR [3] https://www.klickkino.de/
       
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