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       # taz.de -- Südafrikanischer Präsident in den USA: Trump demütigt Ramaphosa im Weißen Haus
       
       > Der US-Präsident bedrängt seinen südafrikanischen Amtskollegen mit
       > Vorwürfen zu einem weißen „Genozid“. Sein grotesker Stil fällt auf ihn
       > selbst zurück.
       
   IMG Bild: Dicke Luft: US-Präsident Donald Trump trifft Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa im Oval Office des Weißen Hauses
       
       Washington taz | [1][Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa] besuchte
       US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus – und die öffentliche
       Zusammenkunft am Mittwoch war unerwartet angespannt. Trump spielte seinem
       Gast vor Publikum ein Video mit alten Aufnahmen vor, auf dem Südafrikas
       linkspopulistischer Oppositionsführer Juliuis Malema das alte Kampflied
       „Kill the Boer“ singt – „Boer“ sind die afrikaans-sprachigen Weißen
       Südafrikas, das Wort steht für die weißen Großgrundbesitzer des Landes.
       Auch Ramaphosas Erzrivale, Expräsident Jacob Zuma, kam mit radikalen
       Sprüchen vor, und es gab Bilder von angeblichen Gräbern ermordeter weißer
       Farmer.
       
       Trump hat es sich inzwischen zur Gewohnheit gemacht, seine Staatsgäste im
       Weißen Haus zu brüskieren. Ramaphosa war darauf jedoch offensichtlich nicht
       vorbereitet. Er wollte mit Trump über Handelsbeziehungen sprechen und
       Südafrikas Sicht auf die Weltpolitilk erläutern. Was als diplomatisches
       Treffen angekündigt war, mutierte in ein peinliches Spektakel.
       
       Ramaphosas Besuch soll eigentlich die Spannungen zwischen Südafrika und den
       USA beenden. Wiederholt hat Trump behauptet, Südafrikas weiße Farmer seien
       Opfer eines „Genozids“. Er hat im Streit darüber Südafrikas Botschafter
       ausgewiesen und weißen Südafrikanern Asyl in den USA angeboten. Gerade erst
       wurde eine [2][erste Gruppe aufgenommen], kurz vor dem da bereits
       festgelegten Termin für Ramaphosas Visite.
       
       [3][Südafrikas Regierung] hat Trumps Behauptungen immer standhaft
       zurückgewiesen und widerlegt: die Morde an weißen Farmern, die es
       tatsächlich gibt, sind keine gezielte ethnische Auslöschung, sondern Teil
       der allgemeinen Eskalation schwerer Gewaltverbrechen, die alle Südafrikaner
       trifft. Schwarze und weiße Farmer sind gleichermaßen von Gewaltverbrechen
       betroffen, belegen die Kriminalitätsstatistiken der südafrikanischen
       Polizei und unabhängiger Forscher.
       
       ## Streit um Landreformpolitik
       
       Für eine systematische Kampagne gegen weiße Landbesitzer gibt es keine
       Anzeichen. Südafrikas Rechtsstaat schützt das Eigentumsrecht; die
       [4][Landreformpolitik der regierenden ehemaligen schwarzen
       Befreiungsbewegung ANC] (African National Congress) versucht, historische
       Ungerechtigkeiten anzugehen, ohne Personen aufgrund ihrer
       Rassenzugehörigkeit zu benachteiligen.
       
       Denn obwohl die Apartheid, während der ausschließlich Weiße in Südafrika
       Bürgerrechte genossen, 1994 fiel, genießen weiße Südafrikaner bis heute
       ökonomische Vorteile. Sie halten weiterhin einen überproportionalen Anteil
       an Südafrikas Land – in etwa 50 Prozent – im Vergleich zur schwarzen
       Mehrheitsbevölkerung. Die ANC-Politilk der „affirmative action“, die
       Schwarze etwa bei der öffentlichen Auftragsvergabe bevorzugt, sollte der
       fortdauernden Ungleichheit entgegenwirken. Strukturelle Ungleichgewichte in
       Bildungschancen, Zugang zu bezahlter Arbeit und Unternehmensbesitz
       existieren jedoch weiter.
       
       Das Erbe der Apartheid bringt es mit sich, dass etablierte weiße
       Großgrundbesitzer den besten Zugang zu Infrastruktur,
       Finanzdienstleistungen, etablierten Abnehmern und moderner Technologie
       bewahrt haben. Ihr Wohlstand vererbt sich, damit bleibt ihre Vorherrschaft
       in der Landwirtschaft über die Generationen erhalten. Schwarze Farmer
       hingegen haben es oft schwer, Land zu erwerben, Kredite zu erhalten und
       technische Unterstützung zu bekommen.
       
       Landreformprogramme haben ein wenig Land umverteilt, aber ansonsten nichts
       geändert. Dazu kommt bürokratische Ineffizienz, Langsamkeit und Korruption.
       Die meisten schwarzen Farmer sind Kleinbauern, die für den Eigenverbrauch
       produzieren und nicht über das Kapital verfügen, um in die kommerzielle
       Landwirtschaft zu expandieren, etwa in den lukrativen Agrarexport. Das
       Gefälle zwischen reichen Weißen und armen Schwarzen besteht besonders auf
       dem Land fort.
       
       ## Ramaphosa betont Bereitschaft zu konstruktivem Dialog
       
       Vor diesem Hintergrund konnte Trumps Video-Stunt Ramaphosa nur verblüfft
       und frustriert zurücklassen. Er konnte bloß entgegen, dass Südafrika
       ethnische Gewalt nicht gutheißt und dass Malemas Rhetorik nicht die
       Regierungspolitik darstellt. Südafrikas Präsident betonte seine
       Bereitschaft zu konstruktivem Dialog statt aufwiegelnder Vorwürfe.
       
       Wie peinlich all das war, war offensichtlich. Es war nicht anders als
       Trumps Empfang für den ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj, der sich
       ebenfalls [5][Vorwürfe und Forderungen anhören musste]. In Trumps erster
       Amtszeit hatten schon Theresa May, Emmanuel Macron und Angela Merkel Trumps
       Umgang aushalten müssen.
       
       Mit jedem dieser Vorfälle verstärkt sich der Eindruck, dass Diplomatie für
       Trump vor allem Spektakel ist, nicht Substanz. Seine Neigung, Gäste zu
       demütigen, weckt Sorgen über den Ruf der USA in der Welt. Man könnte sagen,
       dass solche Auftritte ernsthafte Gespräche über Handel, Sicherheit und
       internationale Zusammenarbeit untergraben. Ramaphosa wollte die Beziehungen
       Südafrikas zu den USA gerade im wirtschaftlichen Bereich verbessern;
       stattdessen wurde er zum neuesten Opfer von Trumps Spektakeldiplomatie.
       
       Es gibt offensichtlich viel zu reparieren zwischen beiden Ländern, und es
       besteht ein Bedarf an nuancierter Diskussion über Südafrikas Geschichte und
       Gegenwart. Mit der Überwindung von Ungleichheit in Südafrika tun sich alle
       Regierungen seit Ende der Apartheid schwer. Trumps Umgang damit lenkt von
       der Arbeit ab, die in diesem Bereich nötig ist, und verstärkt den Eindruck,
       dass er nicht in der Lage ist, internationale Diplomatie mit der Würde und
       dem Taktgefühl auszuüben, die man vom Führer einer Weltmacht erwartet.
       
       22 May 2025
       
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