URI: 
       # taz.de -- Statistisches Bundesamt: Wirtschaft wächst doppelt so stark wie erwartet
       
       > Die deutsche Wirtschaft legt stärker zu als gedacht – trotz Zollstreit.
       > Dennoch droht 2025 die längste Rezession in der Geschichte der
       > Bundesrepublik.
       
   IMG Bild: Es brummt wieder ein bisschen: Frachtschiff im Hamburger Hafen
       
       Wiesbaden dpa | Unerwarteter Rückenwind inmitten der Konjunkturflaute: Die
       kriselnde deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal mit 0,4 Prozent doppelt
       so stark gewachsen wie zunächst geschätzt. [1][Das teilte das Statistische
       Bundesamt mit.] Steigende Exporte und höhere Konsumausgaben der Verbraucher
       sorgten für Auftrieb beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal.
       
       Grund für das höhere Wachstum sei die „überraschend gute konjunkturelle
       Entwicklung im März“, erläuterte die Präsidentin des Statistischen
       Bundesamtes, Ruth Brand. In einer ersten Schätzung war die Wiesbadener
       Behörde noch von einem Plus von 0,2 Prozent ausgegangen. „Vor allem die
       Produktion im Verarbeitenden Gewerbe sowie die Exporte entwickelten sich
       besser als zunächst angenommen“, sagte Brand.
       
       Besonders die Exporte, etwa von Autos und Arzneien, stützten im ersten
       Quartal die Wirtschaft. „Vorzieheffekte im schwelenden Handelskonflikt mit
       den USA dürften daher zu der positiven Entwicklung beigetragen haben“,
       schrieben die Statistiker.
       
       Die privaten Konsumausgaben stiegen zudem um 0,5 Prozent zum Vorquartal.
       Mit der abflauenden Inflation und deutlich gestiegenen Löhnen in einigen
       Branchen haben viele Menschen mehr Geld in der Tasche. Auch wuchsen die
       Investitionen sowohl in Bauten (plus 0,5 Prozent) als auch in Ausrüstungen
       (plus 0,7 Prozent).
       
       ## Droht dennoch drittes Rezessionsjahr in Folge?
       
       Zuletzt hatten sich die positiven Nachrichten zur deutschen Wirtschaft
       gemehrt. In der Industrie sorgen steigende Auftragszahlen für etwas mehr
       Zuversicht und die Stimmung in der Wirtschaft hellt sich auf: Im Mai stieg
       der Ifo-Index den fünften Monat in Folge. Nach Einschätzung von
       Ifo-Präsident Clemens Fuest fasst die deutsche Wirtschaft langsam wieder
       Tritt.
       
       [2][Den zarten Aufschwung zu Jahresbeginn hatten viele Ökonomen erwartet.]
       Mit der sprunghaften Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump haben sich
       die Aussichten für die exportstarke deutsche Industrie jedoch deutlich
       verschlechtert. Trotz des Hoffnungsschimmers zum Jahresbeginn droht der
       deutschen Wirtschaft 2025 somit das dritte Jahr ohne Wachstum in Folge –
       das gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik.
       
       Zwar hat Trump manche Aufschläge auf Importe in die USA vorerst ausgesetzt.
       Doch mit dem allgemeinen Basiszoll von zehn Prozent bleibt das Niveau hoch,
       zudem haben die USA Einfuhren etwa von Autos und Stahl verteuert.
       
       ## 2025 allenfalls Stagnation erwartet
       
       Die Prognosen für die deutsche Wirtschaft wurden zuletzt reihenweise
       gesenkt. Der Sachverständigenrat („Wirtschaftsweise“) erwartet 2025 nur
       noch eine Stagnation der heimischen Wirtschaft – ebenso wie der
       Internationale Währungsfonds (IWF) und die EU-Kommission.
       
       2026 könnte wieder etwas Wachstum bringen: Der Sachverständigenrat rechnet
       dann mit einem Plus von 1,0 Prozent. Die geplanten [3][Milliardenausgaben
       des Bundes] für Verteidigung und Infrastruktur dürften nach Einschätzung
       von Ökonomen die Wirtschaft ankurbeln.
       
       Eine Entspannung im Zollstreit mit den USA und Reformen könnte die
       Wirtschaft zudem in Schwung bringen. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil
       (SPD) sah zuletzt nach Gesprächen im Kreis der sieben großen
       Industriestaaten (G7) positive Signale im Zollstreit.
       
       Die Wirtschaft setzt darüber hinaus auf Reformen der neuen Bundesregierung.
       Das Bundeskabinett wird nach Worten von Wirtschaftsministerin Katherina
       Reiche (CDU) bis Mitte Juli ein erstes Entlastungspaket für Unternehmen auf
       den Weg bringen. Enthalten sein sollen demnach eine Senkung der Stromsteuer
       und erste Arbeitsmarktreformen.
       
       23 May 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Volkswirtschaftliche-Gesamtrechnungen-Inlandsprodukt/_inhalt.html
   DIR [2] /Stagnation/!6089395
   DIR [3] /Neue-Steuerschaetzung/!6084788
       
       ## TAGS
       
   DIR BIP
   DIR Wirtschaftswachstum
   DIR Deutschland
   DIR Statistisches Bundesamt
   DIR Bruttoinlandsprodukt
   DIR Klimaschutzziele
   DIR wochentaz
   DIR Kolumne Economy, bitch 
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Deutschland hält Klimaziel ein: Erfolg herbeigeschummelt
       
       Die deutschen CO₂-Emissionen sind erneut gesunken, aber Gebäude, Verkehr
       und Natur emittieren weiterhin zu viel. Das könnte Milliarden kosten.
       
   DIR Börse und Wirtschaft: DAX-Rekorde und gleichzeitig Wirtschaftskrise – wie das?
       
       Die Arbeitslosigkeit steigt, der Konsum lahmt. Aber an der Börse knallen
       die Korken, weil der DAX über 22.000-Punkte klettert. Wie kann das sein?
       
   DIR Von Rocklängen zu „Recession Brunette“: Was uns Mode über die Wirtschaftslage sagt
       
       Fashion kann uns zeigen, wie die Stimmung in der Bevölkerung ist. Und was
       Menschen sich leisten können und was eben nicht.