URI: 
       # taz.de -- Argentinien will Dollar weißwaschen: Milliarden unter der Matratze
       
       > Mindestens 200 Milliarden US-Dollar lagern in Bankschließfächern, im
       > Ausland oder bar zu Hause. Argentiniens Präsident Milei will sie
       > legalisieren.
       
   IMG Bild: Will Milliarden weißwaschen: Javier Milei, Präsident von Argentinien
       
       Buenos Aires taz | „Deine Dollar – Deine Entscheidung.“ Unter dieser Devise
       will Argentiniens Regierung Milliarden US-Dollar an [1][Schwarzgeld]
       weißwaschen. Nach offiziellen Schätzungen lagern rund 200 Milliarden Dollar
       informell in argentinischen Bankschließfächern, auf nicht deklarierten
       Auslandskonten oder als Bargeld unter der Matratze. Einige Schätzungen
       gehen sogar von bis zu 400 Milliarden Dollar aus.
       
       Er wolle ihren Besitzern „mehr Freiheit geben“, sagte Wirtschaftsminister
       Luis Caputo. Zu diesem Zweck kündigte Caputo einen „Plan für die
       historische Rückgewinnung der Ersparnisse der Argentinier“ an. Laut Caputo
       waren die Steuerbelastung und die Kontrollen der Steuerbehörden unter den
       Vorgängerregierungen so groß, dass die Argentinier gezwungen gewesen wären,
       Teile ihres Einkommens und Vermögens „schwarz“ beiseite zu legen.
       
       „Für jeden Dollar im formellen Wirtschaftssektor gibt es fünf Dollar im
       informellen Sektor“, so Caputo. Den Begriff Geldwäsche vermied er. „Die
       Argentinier gelten wieder als unschuldig, bis die Steuerbehörde das
       Gegenteil beweist“, ergänzte Präsidentensprecher Manuel Adorni. In einer
       ersten Phase will Präsident Javier Milei nun zahlreiche
       Steuerkontrollmechanismen und Informationspflichten gegenüber den
       Steuerbehörden abschaffen oder lockern und höhere Obergrenzen für
       [2][meldepflichtige Finanztransaktionen] einführen.
       
       In einer zweiten Phase werden dem Kongress weitere Gesetzesreformen
       vorgelegt. Dazu gehören Änderungen des Steuer- und Steuerstrafrechts, die
       die Verwendung nicht deklarierter Dollar jetzt und in Zukunft legalisieren.
       
       ## Jeder Präsident hat eigenen Blanqueo
       
       „Blanqueo“ (deutsch Weißer) ist eigentlich das Wort, das am Río de la Plata
       benutzt wird, wenn es darum geht, einen Teil der informellen Dollar in den
       legalen Bereich zu holen. Dafür nutzen Präsidenten meist [3][den Beginn
       ihrer Amtszeit], so auch Milei. Bei seinem Blanqueo 2024 wurden rund 20
       Milliarden Dollar angemeldet, für die nur geringe Steuernachzahlungen
       fällig waren. Allerdings ist der Blanqueo eine zeitlich befristete
       Steueramnestie, Milei geht weiter.
       
       Die von ihm im Wahlkampf versprochene Dollarisierung und Abschaffung von
       [4][Peso und Zentralbank] wurde damit jedoch nicht eingeläutet. Ganz im
       Gegenteil. Die äußerst restriktive Emissionspolitik der Zentralbank hat zu
       einer Verknappung des Peso geführt. Doch statt die Notenpresse anzuwerfen
       und einen Inflationsschub zu riskieren, sollen bislang nicht deklarierte
       Dollar in den offiziellen Finanz- und Wirtschaftskreislauf fließen. „Wir
       brauchen mehr Liquidität für die Wirtschaft“, sagte Caputo.
       
       Wie dies jedoch genau geschehen soll, ohne schmutzige Dollar aus Drogen-
       und Menschenhandel, organisiertem Verbrechen und Korruption zu waschen, ist
       noch unklar. Nicht nur die internationale Task Force gegen Geldwäsche, kurz
       Gafi, wird dies aufmerksam verfolgen. Auch Argentiniens Dollarbesitzer
       werden warten, bis juristische Klarheit herrscht.
       
       23 May 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Nach-dem-Ende-der-Devisenkontrollen/!6082630
   DIR [2] /IWF-Kredit-an-Argentinien/!6078910
   DIR [3] /Steuererlass-in-Argentinien/!6036587
   DIR [4] /Argentinischer-Praesident-Milei-jubelt/!6010854
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Vogt
       
       ## TAGS
       
   DIR Argentinien
   DIR Javier Milei
   DIR Dollar
   DIR Argentinien
   DIR Argentinien
   DIR Argentinien
   DIR Argentinien
   DIR Javier Milei
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kampf um Reformen in Argentinien: Schlappe für Präsident Milei
       
       Der Kongress überstimmt Mileis Veto gegen mehr Zuwendungen für
       Behindertenhilfseinrichtungen; sein Veto gegen höhere Mindestrenten bleibt
       aber bestehen.
       
   DIR Argentiniens verurteilte Ex-Präsidentin: Zehntausende demonstrieren für Kirchner
       
       Die verurteilte Ex-Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner spricht bei
       Antritt ihrer Haftstrafe im Hausarrest zu ihren Unterstützern.
       
   DIR Nach dem Ende der Devisenkontrollen: Kein Run auf den Dollar in Argentinien
       
       Am ersten Handelstag nach Lockerung der strengen Devisenkontrollen bleibt
       es erstaunlich ruhig. Barauszahlungen sind weiter nur begrenzt möglich.
       
   DIR IWF-Kredit an Argentinien: Der Preis heißt Inflation
       
       Argentinien bekommt vom IWF einen immensen Kredit. Doch damit sind fatale
       Auflagen wie die Abwertung des Peso verbunden.
       
   DIR Absturz der Kryptowährung $LIBRA: Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen
       
       Anleger haben in wenigen Stunden bis zu 107 Millionen Dollar verloren.
       Anwälte verklagen den libertären Präsidenten Milei wegen Betrugs.