URI: 
       # taz.de -- Feindbild für Trump-Anhänger: Tiktok-Superstar Khaby Lame muss die USA verlassen
       
       > Für rechte US-Influencer ist er ein „linksextremer Tiktoker“: 162
       > Millionen Menschen folgen dem Italiener Khaby Lame. Die USA musste er nun
       > verlassen.
       
   IMG Bild: Khaby Lame Anfang Mai bei der Eröffnung der Ausstellung „Tailoring Black Style“ im Metropolitan Museum von New York
       
       Berlin taz | Die US-Einwanderungsbehörde ICE nahm am 6. Juni den berühmten
       Tiktoker Khaby Lame am Flughafen von Las Vegas fest – trotz gültigem Visum.
       Der Grund: Sein ESTA, die elektronische Einreisegenehmigung, war
       abgelaufen. Ein bürokratischer Fehler, der Tausenden Tourist:innen jedes
       Jahr passiert. Für Lame hatte er drastische Folgen: eine Festnahme,
       Ausweisung und öffentliche Anfeindungen [1][rechter Influencer].
       
       Mit wenigen Mitteln hat Khaby Lame eine Weltkarriere gemacht: Ein
       Hochziehen der Augenbraue, ein verwirrter Blick in die Kamera, ein Zeigen
       mit dem Finger. Seringe Khabane Lame, genannt Khaby, wurde während der
       Coronapandemie mit simplen Videos berühmt. Darin reagiert er auf unnötig
       komplizierte Life-Hacks – also Tipps und Tricks für den Alltag, die das
       Leben eigentlich vereinfachen sollen, aber in diesen Fällen mehr Chaos als
       Hilfe stiften. Statt sie zu kommentieren, zeigt er mit seiner starken
       Gestik und Mimik, wie absurd diese Hacks sind. In [2][einer Welt, die
       ständig nach Optimierung strebt,] zeigt er, wie es leichter geht. Und das
       begeistert Millionen Menschen auf der ganzen Welt.
       
       Geboren im Senegal, aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in Italien, ist
       Lame heute der reichweitenstärkste Tiktoker der Welt. [3][Über 162
       Millionen Menschen folgen ihm auf der Plattform], weitere 80 Millionen auf
       Instagram. Und das alles, ohne ein einziges Wort sagen zu müssen. Zudem ist
       er Goodwill-Botschafter von Unicef bei der er sich für Kinderrechte
       engagiert. Lame ist seit 2022 italienischer Staatsbürger.
       
       Doch seit seiner Ausweisung aus den USA steht er in den Schlagzeilen.
       Eigentlich war dies eine rein formale Angelegenheit. Lame durfte noch am
       selben Tag freiwillig ausreisen und flog nach Kanada.
       
       ## Rechte Hetze ohne jede Logik
       
       Online wurde er daraufhin allerdings vom rechten Influencer Bo Loudon als
       „linksextremer Tiktoker“ und „illegaler Ausländer“ bezeichnet. Er selbst
       habe Lame bei den Behörden gemeldet, behauptet er. Niemand stehe über dem
       Gesetz, die USA sei eine Nation der Gesetze.
       
       Loudon ist mit Donald Trumps [4][Sohn Barron] befreundet und unterstützt
       Trumps Politik besonders auf Social Media. Lames Festnahme vereinnahmte
       Loudon für Trumps aggressive Antimigrationspolitik. Dass Lame besonders
       Aufmerksamkeit bekommt, dürfte nicht nur an seiner weltweiten Bekanntheit
       liegen, sondern auch daran, dass er Schwarz ist. Loudons Vorwürfe entbehren
       jeder Logik, denn Lame reiste als Tourist ein. Dass rechte Hetze nicht
       differenziert, ist aber bekanntlich nichts Neues. Der Vorwurf, Lame sei
       linksextrem, dient ebenfalls allein dazu, Feindbilder zu schüren.
       
       Es ist nicht die erste symbolpolitische Inszenierung, mit der die
       aggressive Antimigrationspolitik Trumps legitimiert werden soll. Fälle wie
       dieser werden gezielt genutzt, um ein Bild von „illegaler Einwanderung“ zu
       zeichnen, das meist Rassismus reproduziert und umso stärker polarisiert.
       Der mediale Angriff auf Lame folgt einem bekannten Muster: Auch wer
       rechtlich korrekt einreist, kann zur Projektionsfläche rechter Hetze werden
       – ganz besonders, wenn man nicht weiß ist.
       
       Das Beispiel von Khaby Lame zeigt: Auch berühmte Persönlichkeiten bleiben
       nicht von Trumps harter Antimigrationspolitik verschont. Er steht
       sinnbildlich für die Härte einer Politik, die unter Trump immer
       aggressiver, selektiver und diskriminierender wurde.
       
       10 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Politik-auf-Social-Media/!6111258
   DIR [2] /Selbstoptimierung-als-Kulturphaenomen/!5836260
   DIR [3] https://www.tiktok.com/@khaby.lame
   DIR [4] /Kuechenpsychologie-und-der-Trump-Clan/!5375085
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Leyla Roos
       
       ## TAGS
       
   DIR TikTok
   DIR Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR Influencer
   DIR Hetze
   DIR GNS
   DIR wochentaz
   DIR Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
   DIR Freihandel
   DIR Propaganda
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Politik auf Social Media: Die Supermacht der Influencer
       
       Der erschossene Podcaster Charlie Kirk war einer der engsten
       Trump-Vertrauten. Doch nicht nur in den USA gewinnen Social-Media-Stars an
       politischem Einfluss.
       
   DIR KI als Psychotherapeut: Auf der Couch mit ChatGPT
       
       Immer mehr Menschen versuchen, ChatGPT zu ihrer Psychotherapeutin zu
       machen. Kann KI fehlende Therapieplätze ersetzen?
       
   DIR Handelsstreit nach Trumps Giga-Zöllen: China und USA erzielen vorläufige Einigung
       
       China und die USA haben sich auf einen Rahmen geeinigt, um den
       Handelskonflikt beizulegen. Entscheiden müssen nun die Präsidenten Xi und
       Trump.
       
   DIR Internettrend: Propaganda, auf die wir alle hereingefallen sind
       
       Ein neuer Trend im Internet nennt quasi alles Propaganda. Doch auch zu
       strikte Definitionen des Begriffs sind falsch – denn: Jedes Land betreibt
       sie.