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       # taz.de -- Gesundheitsministerin Nina Warken: Warken nun auch Chefin der Frauen-Union
       
       > Nach der Merkelianerin Widmann-Mauz führt nun Gesundheitsministerin
       > Warken die CDU-Frauen an. Kritik am Frauenmangel in der Union gibt es
       > trotzdem.
       
   IMG Bild: Die alte und die neue Chefin: Annette Widmann-Mauz (links) und Nina Warken beim Bundesdelegiertentag der Frauen Union
       
       Friedrich Merz dürfte erfreut sein. Nachdem zehn Jahre lang eine überzeugte
       Merkelianerin an der Spitze der Frauen-Union stand, folgt nun eine, die dem
       CDU-Chef und Kanzler nahe steht: Die Frauen-Union hat am Wochenende
       Bundesgesundheitsministerin Nina Warken zu ihrer neuen Vorsitzenden
       gewählt. Annette Widmann-Mauz, die bisherige Chefin, war nicht mehr
       angetreten, sie ist auch aus dem Bundestag ausgeschieden.
       
       Zuvor allerdings musste Warken sich in einer Kampfkandidatur beim
       Bundesdelegiertentag der Frauen-Union durchsetzen. Das hatte es bei den
       Christdemokratinnen jahrzehntelang nicht mehr gegeben: Gegenkandidatin war
       Ina Scharrenbach, Bauministerin in NRW und dort Landesvorsitzende der
       Frauen-Union, immerhin dem mitgliederstärksten Landesverband. Auch mit ihr
       allerdings hätte Merz vermutlich gut leben können. Doch das Ergebnis war
       klarer, als viele zuvor gedacht hatten: 62,1 Prozent der Delegierten
       stimmten in der Reutlinger Stadthalle für Warken, nur 37,4 Prozent für
       Scharrenbach.
       
       Damit folgt an der Spitze der CDU-Frauen zwar Baden-Württembergerin auf
       Baden-Württembergerin. Aber während Widmann-Mauz in dem CDU-Landesverband –
       auch wegen ihrer Nähe zu Angela Merkel und ihrem langen Einsatz für eine
       parteiinterne Frauenquote – eher eine Randfigur war, hat Warken einen
       zentralen Posten in der ausgesprochen konservativen Südwest-CDU: Sie ist
       dort seit anderthalb Jahren Generalsekretärin. Eine Funktion, die sie nun
       allerdings mit ihrem neuen Amt als Gesundheitsministerin aufgeben könnte.
       
       ## 95.000 Mitglieder der Frauen-Union
       
       Die [1][Frauen-Union] ist zwar keiner der entscheidenden Faktoren in der
       Politik der CDU. Andere Unterorganisationen wie die Mittelstandsvereinigung
       sind deutlich mächtiger. Aber etwas Einfluss hat sie mit ihren 95.000
       Mitgliedern schon. Als Vorsitzende sitzt Warken künftig etwa automatisch im
       CDU-Bundesvorstand.
       
       In ihrer Bewerbungsrede forderte die 46-jährige Juristin, die bislang eher
       Innenexpertin war, unter anderem mehr weibliche Perspektiven in der
       Politik, auch Postings von Bildern rein männlich besetzter Gremien dürfe es
       nicht mehr geben. Das werde sie sehr deutlich adressieren.
       
       Anlass dazu wird Nina Warken häufig haben, dafür wird schon allein der
       Koalitionsausschuss von CDU, CSU und SPD sorgen. Der soll am Mittwoch
       erstmals tagen: Hier werden sieben Männer die Union vertreten – und keine
       einzige Frau. Bei der SPD wird immerhin eine Frau dabei sein, was am Ende
       ein Verhältnis von zehn zu eins ausmacht. Oder anders gezählt: Im
       Koalitionsausschuss werden mehr Alexander (beide CSU) sitzen als Frauen.
       
       ## Die Frauen müssten lauter werden
       
       Auch Widmann-Mauz und Bundesfamilien- und Bildungsministerin Karin Prien,
       die auch stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende ist, kritisierten in
       Reutlingen den Mangel an Frauen in Führungspersonen. „Die Positionen, die
       mit der Durchsetzung von Macht verbunden sind, sind nach wie vor auch in
       der CDU in Partei und Funktionen fast ausschließlich von Männern besetzt“,
       sagte Prien. Perspektivisch müsste es dabei paritätisch zugehen. Die Frauen
       müssten ihre Stimmen auch noch ein bisschen lauter erheben.
       
       Widmann-Mauz betonte die Fortschritte: Im Parteipräsidium, Parteivorstand
       und Bundeskabinett liege der Frauenanteil bei 44 Prozent. „Das lässt sich
       sehen, und wir freuen uns und sind stolz auf jede unserer Ministerinnen.“
       Ähnlich jedoch wie beim Bundestagswahlergebnis bleibe die Union in anderen
       Bereichen unter ihren Möglichkeiten und Notwendigkeiten: „Wenn der
       Koalitionsausschuss Herz und Hirn der Bundesregierung sein soll, dann fehlt
       ihm noch Entscheidendes: Frauen.“
       
       Der Frauenmangel bei der Union – im Koalitionsausschuss, im Kanzleramt und
       in der Fraktion – war am Freitag [2][auch in der Regierungpressekonferenz
       Thema]. Auf die taz-Frage, ob Merz weniger Vertrauen in Frauen habe,
       antwortete der stellvertretende Regierungssprecher Sebastian Hille: „Davon
       gehe ich nicht aus. Er hat selber eine, er hat mehrere Töchter. Der
       Bundeskanzler arbeitet gut und gerne mit Frauen zusammen.“ Für die
       Frauen-Union bleibt noch eine Menge zu tun. (mit Material von dpa)
       
       25 May 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.frauenunion.de/
   DIR [2] https://x.com/dwnews/status/1925938316303560881?s=42
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sabine am Orde
       
       ## TAGS
       
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