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       # taz.de -- Asylpolitik in den Niederlanden: Grenzen schließen, Syrer*innen abschieben
       
       > Geert Wilders, Chef der rechtspopulistischen PVV, fordert drastische
       > Maßnahmen. Andernfalls droht er seinen Partnern mit einem Rückzug aus der
       > Regierung.
       
   IMG Bild: Geert Wilders, Chef der PVV: Im ersten Quartal 2025 baten 50 Prozent weniger Menschen als im Vorjahr um Asyl in den Niederlanden
       
       Amsterdam taz | Die Niederlande sollen innerhalb der nächsten Wochen ihre
       Grenzen für Asylbewerber*innen schließen und mit Hilfe des Militärs
       besser bewachen. Außerdem ist der Familiennachzug vorübergehend auszusetzen
       und Geflüchtete mit Aufenthaltsstatus, die aus Mangel an Wohnraum weiter in
       einer staatlichen Unterkunft leben, müssen bei Verwandten unterkommen.
       Diese Ad-hoc-Maßnahmen stellte die rechtspopulistische Partij voor de
       Vrijheid (PVV) am Montag vor.
       
       Auch sollen mehrere Asylunterkünfte geschlossen und keine neuen geöffnet
       werden. Syrische Geflüchtete mit vorübergehendem Aufenthaltsstatus müssen
       nach dem Willen der größten Partei der niederländischen Rechts-Koalition
       innerhalb eines halben Jahres das Land verlassen oder werden abgeschoben.
       Laut PVV-Chef Geert Wilders geht es um rund 60.000 Personen. „Die Hälfte
       bis zwei Drittel des Landes sind sicher genug“, erklärte Wilders, der
       selbst keine Funktion in der Regierung hat, bei einer spontan einberufenen
       Pressekonferenz in Den Haag.
       
       [1][Die von der PVV angeführte Koalition, zu der auch die liberal-rechte
       Volkspartij voor Vrijheid en Democratie (VVD), der konservative Nieuw
       Sociaal Contract (NSC) sowie die BoerBurgerBeweging (BBB) zählen, trat vor
       knapp einem Jahr an – mit dem erklärten Ziel, die niederländische Asyl- und
       Migrationspolitik zu einer der strengsten in Europa zu machen]. Dennoch
       laufe man Ländern wie Deutschland, Österreich und Belgien „hinterher“, so
       Wilders, der betonte: „Die Wähler:innen haben das Recht auf ein
       Kabinett, das liefert.“
       
       [2][Die Beschränkung der Zuwanderung war Ende 2023 der Hauptgrund für den
       deutlichen Wahlsieg der Rechtspopulist*innen]. Tatsächlich sind die
       Asylantragszahlen ab Mitte 2024 gesunken, analog zum EU-weiten Trend. Im
       ersten Quartal 2025 fragten 50 Prozent weniger Menschen Asyl in den
       Niederlanden an als im selben Zeitraum des Vorjahrs. Zugleich musste die
       PVV zur Kenntnis nehmen, dass ihre drastischen Ziele, die auch im
       Koalitionsvertrag verankert sind, in der Realität an juristischen
       Beschränkungen oder verfassungsrechtlichen Bedenken der Koalitionspartner
       scheiterten.
       
       ## Instabiles Bild
       
       Die Koalition, an deren Spitze statt Wilders der parteilose frühere
       Spitzenbeamte Dick Schoof steht, gibt unterdessen ein instabiles und wenig
       kongruentes Bild ab. Marjolein Faber, als Asyl- und Migrations-Ministerin
       für die Wilders-Partei die zentrale Figur des Kabinetts, fällt vor allem
       durch markige Worte und Symbolpolitik auf. Ansonsten wirkt sie jedoch
       unbeholfen und bringt regelmäßig die Opposition gegen sich auf. Inzwischen
       sinken auch die Umfragewerte der PVV, was die drohende Rhetorik Wilders’
       gegenüber den anderen Mitgliedern der Koalition erklärt.
       
       „Die Grenze ist erreicht“, polterte er im Pressezentrum und kündigte einen
       Kurswechsel seiner Partei an, die sich bislang „sehr redlich und sehr
       geduldig“ gezeigt habe. „Ab heute zieht die PVV die Samthandschuhe aus.“
       
       Wilders klagte auch über „die schrecklichen Asylheime, die wie Pilze aus
       dem Boden schießen“– ein Hinweis in Richtung der heftigen Proteste, die in
       diesem Frühjahr in mehreren niederländischen Gemeinden gegen solche
       Unterkünfte aufflammten und die die PVV seit Jahren aktiv schürt. Sollte
       sich die Lage in den nächsten Wochen nicht ändern, so Wilders, „sind wir
       weg“.
       
       Von den Koalitionsparteien gab es zunächst keine Reaktionen auf den
       Vorstoß, der am Dienstagmorgen Thema der regulären Gesprächsrunde der vier
       Vorsitzenden sein dürfte. Rob Jetten, Chef der linksliberalen
       Oppositionspartei D66, kommentierte, Wilders führe eine „politische Show“
       auf, die ihm selbst nutzen solle, aber das Land nicht weiterbringe.
       
       27 May 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Neue-Regierung-in-den-Niederlanden/!6017978
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       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Müller
       
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