URI: 
       # taz.de -- Offener Brief an Kanzler Merz: Sanktionen wären besser
       
       > Kanzler Merz hat die Reichenweitenbeschränkung von Waffen für die Ukraine
       > aufgehoben. Unser Autor, der in der Ukraine lebt, findet das falsch.
       
   IMG Bild: Zerstörte Wohnhäuser im Dorf Markhaliwka in der Region um Kyjiw nach einem russischen Angriff am 25. Mai 2025
       
       Der Bundeskanzler hat die Reichweite für Waffen an die Ukraine aufgehoben.
       Unser Korrespondent in der Ukraine sieht das kritisch und hat an Friedrich
       Merz einen offenen Brief geschrieben: 
       
       Lieber Herr Merz,
       
       da haben Sie also die [1][Beschränkungen für die Reichweite von
       Waffenlieferungen an die Ukraine aufgehoben]. Das ist sehr mutig von Ihnen,
       so eine riskante Entscheidung zu treffen. Allerdings werden nicht Sie es
       sein, der die Folgen Ihres Mutes bereits in den nächsten Tagen am eigenen
       Leib zu spüren bekommen wird. Die russische Antwort auf weitreichende
       Angriffe mit „unseren“ Waffen tief nach Russland hinein wird kaum ein „Ok,
       wir haben es eingesehen, wir hören auf zu bombardieren“ sein. Im Gegenteil:
       [2][Russland wird seine Angriffe verstärken,] qualitativ und quantitativ.
       Und wir, die wir in der Ukraine leben, werden das in den nächsten Nächten
       erleben.
       
       Ich hätte eine bessere Idee: Sie waren doch kürzlich in Kyjiw. Just in
       dieser Zeit blieb es ruhig bei uns in der ukrainischen Hauptstadt. Ich weiß
       auch, warum: Die Russen trauen sich nicht, Kyjiw zu beschießen, wenn
       wichtige Politiker wie Sie hier sind. Deswegen wünsche ich mir, dass Sie
       öfter in die Ukraine reisen, auch mal ein paar Tage länger bleiben. Die
       Bevölkerung wird es Ihnen danken. Das ist jedenfalls besser, als Taurus zu
       schicken.
       
       Aber möglicherweise wollen Sie gar nicht so oft nach Kyjiw kommen. Nun, es
       gäbe da noch eine Alternative: Fahren Sie mal nach [3][Lingen in
       Niedersachsen]. Dort wollen der französische Framatome und der russische
       Atomkonzern Rosatom gemeinsam Atombrennstäbe bauen. Zur Erinnerung: Rosatom
       baut nicht nur AKW, sondern entwickelt auch Atomwaffen. Und die sind gegen
       uns gerichtet.
       
       Die Gegner dieser russisch-französisch-deutschen Zusammenarbeit in Lingen
       würden sich freuen, wenn sie den Bundeskanzler auf ihrer Seite wüssten.
       Lieber Herr Merz, Raketen schicken, das können Sie. Aber Sanktionen
       ernsthaft durchziehen, das können oder wollen Sie nicht. Deswegen meine
       Bitte: Schöpfen Sie zunächst die Möglichkeiten der Sanktionen aus, bevor
       Sie weitreichende Raketen in die Ukraine schicken. Deutsche Drohnen und
       Raketen auf russisches Territorium – dabei kann wirklich nichts Gutes
       herauskommen.
       
       Mit freundlichen Grüßen
       
       Bernhard Clasen, Charkow/Charkiw
       
       27 May 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /-Nachrichten-im-Ukraine-Krieg-/!6090563
   DIR [2] /-Nachrichten-im-Ukraine-Krieg-/!6087437
   DIR [3] /Geplanter-Einstieg-in-Atomfabrik-Lingen/!6050924
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Clasen
       
       ## TAGS
       
   DIR Charkiw
   DIR Mittelstreckenraketen
   DIR Sanktionen
   DIR Atomwaffen
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Friedrich Merz
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Selenskyj und Merz: Fürs nähere Kennenlernen keine Zeit
       
       Zum ersten Mal reist der ukrainische Präsident zum Bundeskanzler nach
       Berlin. Kyjiw braucht schnell Klarheit in Sachen Hilfe.
       
   DIR Ukraine-Ankündigungen von Merz: Waffen statt wohlfeiler Worte
       
       Kanzler Merz überraschte mit der Aussage, der Ukraine reichweitenstarke
       Waffen zu liefern – und relativierte rasch. Die Ukraine braucht aber Hilfe.
       
   DIR Hilfe für die Ukraine: Merz und die mysteriösen weitreichenden Waffen
       
       Erst verspricht der Kanzler Geräte, mit denen die Ukraine Ziele im
       russischen Hinterland treffen kann. Dann will er es anders gemeint haben.
       
   DIR +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Grünes Licht für europäischen Rüstungsfonds
       
       Die EU hat die Einrichtung eines 150 Milliarden Euro schweren Rüstungsfonds
       genehmigt. Russland hat Dörfer im Nordosten der Ukraine eingenommen.
       
   DIR Deutsche Waffen in der Ukraine: SPD gegen geplante Aufhebung der Reichweitenbeschränkung
       
       Merz’ Kehrtwende bei den Einsatzregeln für deutsche Waffen ist ein
       riskantes Manöver für den Koalitionsfrieden. Aus der SPD kommt teils harte
       Kritik.
       
   DIR +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Reichweite für die Ukraine
       
       Bundeskanzler Merz erklärt, dass Waffen von der Ukraine „keinerlei
       Reichweitenbeschränkungen“ unterliegen. Selenskyj kommt am Mittwoch nach
       Berlin.
       
   DIR +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Russland und Ukraine tauschen 390 Gefangene aus
       
       Die Ukraine erteilt einer militärischen Pufferzone für die Region Kursk
       eine Absage. Kyjiw sieht darin einen Beleg für die wahren Absichten des
       Kremls.