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       # taz.de -- Selenski zu Besuch in Berlin: Militarisiertes Denken
       
       > Der ukrainische Präsident Selenskyj trifft Bundeskanzler Merz in Berlin.
       > Ein Blick auf die Berichterstattung zeigt, dass sie die falschen
       > Prioritäten setzen.
       
   IMG Bild: Berlin, 28. Mai: Bundeskanzler Merz empfängt den ukrainischen Präsidenten Selenskyj mit militärischen Ehren im Bundeskanzleramt
       
       Der [1][ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besucht Berlin]. Das ist
       schön. Und Kanzler Merz und Selenskyj haben viel zu besprechen.
       
       Doch wie sieht ihre Tagesordnung aus? Öffentlich einsehbar ist die nicht,
       aber ukrainische Medien berichten wenige Stunden vor Selenskis Eintreffen
       in Berlin, worüber gesprochen werden soll. Und das sind vor allem: Waffen.
       
       Wo sind die Punkte „Wie lässt sich das Morden in der Ukraine stoppen?“ und
       „Wie bereiten wir uns auf Friedensverhandlungen vor?“ auf der Tagesordnung
       von Präsident Selenskyj und Bundeskanzler Merz? Sucht man sie ganz oben,
       sucht man vergeblich. Sicherlich werden sie unter „Diverses“ abgehandelt.
       
       Im Vorfeld des Besuches ist auch in deutschen Medien viel von
       [2][„Raketenreichweite“, Taurus, „noch mehr Waffen“], Drohnen, Abfangjäger,
       „mehr Munition“, Panzerhaubitzen, Gamechangern, Marschflugkörpern und einem
       längeren Krieg, auf den man sich angeblich einstellen muss, die Rede.
       Wollen wir mal hoffen, dass man sich da nicht eine Selffulfilling Prophecy
       geschaffen hat.
       
       Manche sehen es gar als „Haken“, [3][dass Deutschland bisher keine Waffen
       an die Ukraine geliefert hat], die für Angriffe weit in russisches
       Territorium hinein eingesetzt werden könnten. Und eine FDP-Politikerin rät,
       nicht an die Moskauer Geschichte zu glauben, die Marschflugkörper Taurus
       könnten Moskau erreichen. Offensichtlich hat sie in Geografie nie gute
       Noten gehabt.
       
       ## Es gibt keine militärische Lösung
       
       Tagesordnungen sind keine technische Frage. Sie geben Aufschluss über die
       Prioritätensetzung derer, die sich die Tagesordnung einfallen lassen. Wer
       Waffensysteme und einem längeren Krieg ganz oben in der Tagesordnung
       ansetzt, denkt an militärische Lösungen des Krieges. Doch es gibt keine
       militärische Lösung des Krieges gegen die Ukraine.
       
       Und dabei gibt es viel zu besprechen, wenn man Frieden, einen
       Waffenstillstand und Verhandlungen will. Angefangen mit der Frage, wie man
       die USA im Verhandlungsprozess halten kann, wie man einen Waffenstillstand
       gestalten kann, bis zum Verhandlungsort. Überlegenswert sollte auch sein,
       wen man gerne als Vermittler hätte: Papst Leo XIV. oder Recep Tayyip
       Erdoğan?
       
       Wollen wir wirklich warten, bis eine Seite wirtschaftlich, militärisch oder
       den Vorrat an Ressourcen – übersetzt in menschliche Sprache: Menschen –
       ausgeschöpft hat?
       
       28 May 2025
       
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