# taz.de -- Selenskyj in Berlin: Alles ist offen
> Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war zu Gast in Deutschland.
> Wie es weiter geht, beispielsweise mit Friedensverhandlungen, ist unklar.
IMG Bild: Wie weit die militärische Hilfe Deutschlands tatsächlich geht, ist fraglich: Wolodymyr Selenskyj und Friedrich Merz
Deutschland hat zugesagt, die Ukraine beim Ausbau ihrer Luftabwehr zu
unterstützen – ein begrüßenswerter Schritt. Angesichts der anhaltenden
russischen Raketen- und Drohnenangriffe ist der Schutz ukrainischer Städte
ein wichtiges Anliegen. Ob [1][Deutschlands zugesagte Unterstützung für die
Ukraine bei der Produktion] weitreichender Raketen, gemeint sind auf
Russland zielende Angriffswaffen, hilfreich ist, hingegen ist fraglich.
Denn dieser [2][riskante Schritt, der die aktuellen Vorbereitungen für
Friedensverhandlungen unterminieren könnte,] birgt viel Sprengkraft.
Doch Luftabwehr in den Großstädten allein reicht nicht aus. Der Blick muss
auch auf die humanitäre Lage innerhalb des Landes gelenkt werden. Besonders
dramatisch ist die Situation in der Region Sumy, wo sich eine humanitäre
Katastrophe abzeichnet. Nach Angaben der örtlichen Zivilschutzbehörde
wurden von dort bereits rund 8.000 Kinder aus über 200 Ortschaften
evakuiert. Weitere 600 Kinder warten derzeit noch auf ihre Fahrt in sichere
Gebiete. Ob neben den angekündigten [3][sieben Milliarden Euro an
Militärhilfe aus Deutschland] auch Mittel für die Versorgung der
Binnenflüchtlinge bereitgestellt werden, geht aus den Statements von
Bundeskanzler Merz und Präsident Selenskyj leider nicht hervor.
Wie geht es also weiter? Erfreulich ist, dass in Berlin erneut die
grundsätzliche Bereitschaft zu direkten Friedensverhandlungen betont wurde,
lange Zeit war das keine Selbstverständlichkeit. Und es scheint tatsächlich
Bewegung in den Verhandlungsprozess zu kommen. Selenskyj berichtete in
Berlin von einem Telefonat des ukrainischen Verteidigungsministers mit dem
Leiter der russischen Verhandlungsdelegation. Es ist durchaus möglich, dass
es bereits in der nächsten Woche wieder russisch-ukrainische Gespräche
gibt, der russische Präsident Wladimir Putin selbst hat Istanbul als
erneuten Gesprächsort vorgeschlagen.
Doch der Teufel steckt – wie so häufig bei diesen Fragen – im Detail: Wie
wird die Ukraine auf die inakzeptable russische Forderung reagieren, vier
ihrer Regionen abzutreten? Und wie steht sie zu Bedingungen wie einer
Nato-Nichtmitgliedschaft der Ukraine, einem neutralen Status des Landes?
Oder auch gegenüber dem Schutz der russischen Sprache? All das birgt nicht
weniger Sprengkraft – und hängt vor allem an Putins
Verhandlungsbereitschaft.
29 May 2025
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## AUTOREN
DIR Bernhard Clasen
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