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       # taz.de -- Hackerangriff auf „Washington Post“: Redakteure gezielter Themenbereiche anvisiert
       
       > Die US-Zeitung „Washington Post“ wurde Ziel eines Cyberangriffs. Aus
       > abgefangenen Mails geht ein Spionageverdacht hervor.
       
   IMG Bild: Das Hauptquartier der Washington Post in Washington
       
       Eines der bekanntesten US-Medienhäuser wurde Ziel eines Hackerangriffs. Wie
       das Wall Street Journal am Sonntag berichtet, sollen Cyberkriminelle
       versucht haben, Zugriff auf die E-Mail-Konten von mehreren Journalisten der
       Washington Post zu erhalten. Der Angriff soll sich laut einer internen
       Mitteilung von Post-Chefredakteur Matt Murray bereits am Donnerstag
       ereignet haben. Das Unternehmen habe daraufhin eine Untersuchung
       eingeleitet.
       
       Die Angreifer sollen es speziell auf die Microsoft-Konten von Journalisten
       abgesehen haben. Die Washington Post setzt auf Softwareprodukte von
       Microsoft, wie den E-Mail-Dienst Outlook. Ein erfolgreicher Angriff auf
       diese Konten könnte daher weitreichende Folgen haben. „Obwohl unsere
       Untersuchung noch andauert, gehen wir davon aus, dass der Vorfall nur eine
       begrenzte Anzahl von Konten von Post-Journalisten betroffen hat. Wir haben
       die betroffenen Konten bereits kontaktiert“, sagte Murray in einer internen
       Mitteilung.
       
       Die betroffenen Journalisten wurden nach dem Angriff aufgefordert, ihre
       Zugangsdaten zu ändern. Wer hinter dem Cyberangriff steckt, ist bislang
       noch nicht geklärt. Das Wall Street Journal berichtete, dass vor allem
       Redakteure aus den Themenbereichen nationale Sicherheit, Wirtschaftspolitik
       und China betroffen waren. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass
       möglicherweise eine ausländische Regierung hinter der Cyberattacke steckt.
       
       Journalisten haben oft gute Kontakte in Regierungskreise oder bestimmte
       Industriezweige. Sie tauschen oft vertrauliche Informationen über
       hochsensible Themen aus. Diese Dinge machen Journalisten zu beliebten
       Angriffszielen.
       
       ## Murrays zweiter Cyberangriff
       
       Für Murray, der vor seinem Wechsel zur Post im vergangenen Jahr
       Chefredakteur beim Wall Street Journal war, ist es bereits der zweite
       Cyberangriff unter seiner Federführung. Im Jahr 2022 machte News Corp,
       Herausgeber des Journals, öffentlich, dass es ebenfalls Opfer eines
       Cyberangriffs wurde. Dieser Angriff erstreckte sich über mehrere Jahre.
       
       Damals gelang es den Hackern, Zugang zu E-Mails und Dokumenten von
       WSJ-Journalisten zu erlangen. Dazu zählten auch Entwürfe von noch nicht
       publizierten Artikeln. Die damaligen Cyberkriminellen hatten es auf
       Informationen abgesehen, die vor allem aus chinesischer Sicht von Interesse
       sein könnten. Darunter Texte über Taiwan oder die unterdrückte Minderheit
       der Uiguren. Ein Sicherheitsanalyst für NewsCorp ging zum damaligen
       Zeitpunkt davon aus, dass der Angriff aller Wahrscheinlichkeit dazu diente,
       geheimdienstliche Informationen für die chinesische Regierung zu sammeln.
       Die Täter wurden allerdings nie gefasst.
       
       Die Washington Post, die 2013 von Amazon-Gründer Jeff Bezos für 250
       Millionen Dollar gekauft wurde, hat in den vergangenen Monaten und Jahren
       [1][große Verluste hinnehmen müssen], sowohl bei den Online-Userzahlen als
       auch im traditionellen Zeitungsgeschäft. Vor allem Bezos’ Entscheidung,
       während der vergangenen Präsidentschaftswahl keinen Kandidaten zu
       unterstützen, [2][sorgte unter Lesern für Empörung.]
       
       Laut Medienberichten soll der Umsatz der Zeitung von 190 Millionen Dollar
       im Jahr 2023 auf 174 Millionen Dollar im vergangenen Jahr geschrumpft sein.
       Für eine US-Zeitung im Wahljahr ist das eine dramatische Entwicklung.
       
       16 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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