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       # taz.de -- Einzug in den Amazon-Tower: Die Amazonisierung der Stadt
       
       > Der Tech-Konzern ist in das Hochhaus an der Warschauer Straße gezogen.
       > Initiativen konnten das nicht verhindern, setzen ihren Protest jedoch
       > fort.
       
   IMG Bild: In Amazon-Outfits verkleidete Aktionskünstler*innen heißen ihre „neuen Kolleg*innen“ herzlich willkommen
       
       Berlin taz | Es gab einmal eine Berliner Antifa-Hexe, die ein Ziel hatte:
       [1][Amazon sollte nie den Edge East Side Tower beziehen]. Ein Jahr lang
       zog sie bei jedem Vollmond gegen den Uhrzeigersinn um das Gebäude – die
       Richtung von Chaos und Zerstörung. Sie sprach Zauber, hinterließ kleine
       Gaben und träumte vom dramatischen Ende des Kapitalismus.
       
       Es blieb ein Traum. Am Montagmorgen bezogen die rund 3.200
       Amazon-Mitarbeiter*innen die „papphässliche Demonstration von Kapitalismus,
       Geld und Macht“, wie eine Kritikerin den Turm an der Warschauer Straße
       liebevoll beschrieb. Empfangen wurden sie von rund 50 Demonstrant*innen,
       die zum Soundtrack von „Der Turm stürzt ein“ auf dem Vorplatz tanzten. Brot
       und Salz gab es nicht – dafür reichlich „Fuck Amazon“-Flaggen. Zur
       Kundgebung aufgerufen hatte das Bündnis „Berlin vs Amazon“.
       
       „Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum und eine lebenswerte Nachbarschaft“, so
       das Bündnis. „Ein Konzern hingegen, der seine [2][Arbeiter*innen
       systematisch an ihre Grenzen treibt, unseren Planeten zumüllt und der so
       gut wie keine Steuern zahlt], hat hier nichts zu suchen.“
       
       In Redebeiträgen von Verdi und Lobbycontrol wird auf die prekären
       Arbeitsbedingungen bei dem Tech-Konzern hingewiesen: Befristete Verträge
       über Subunternehmen, systematisches Union Busting, streng überwachte
       Pausenzeiten und Kameraüberwachung am Arbeitsplatz. „Es herrscht ein Klima
       der Angst“, sagt die zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretärin.
       
       ## Aus „Warschauer Straße“ wird „Amazon Straße“
       
       Einige Amazon-Mitarbeiter*innen erhielten am frühen Morgen ein ganz
       besonderes Willkommen. Am Bahnsteig erwarteten sie die
       Aktionskünstler*innen Jakob Wirth und Marina Resende Santos –
       verkleidet in orangen Amazon-Hemden und Namensschildern mit Amazon-Logo und
       der Aufschrift „Public Relations and Community“. Per Leiter verwandelten
       die Aktivist*innen das S-Bahnhofschild „Warschauer Straße“ kurzerhand
       in die „Amazon Straße“.
       
       „Wir haben heute Morgen symbolisch die Amazon Straße eingeweiht – nicht um
       zu feiern, sondern als subversiver Kommentar“, erklärt Wirth. [3][Die
       künstlerische Intervention soll sichtbar machen, wie Konzerne Stadtbilder,
       Sprache und Identität vereinnahmen.] Besonders kritisieren die
       Aktivist*innen das Social Washing des Konzerns. Amazon vermarktet etwa
       den „Kiezsockel“, eine öffentlich zugängliche Etage und ein exklusives
       Dachrestaurant, als Geschenk an das Viertel. Tatsächlich waren zwei
       öffentliche Etagen ursprünglich eine Auflage des Bezirks, um das Projekt
       überhaupt zu genehmigen. Den Künstler*innen war der Eintritt zum
       „öffentlichen“ Nachbarschaftstreffpunkt wiederholt verwehrt worden. Der
       taz am Montag auch.
       
       Die Künstler*innen kritisieren: „Der Konzern setzt damit fort, was am
       Spreeufer und Mercedes/Uber-Platz begann: schleichende Privatisierung
       städtischer Räume und Umnutzung symbolträchtiger Orte – ohne Debatte über
       langfristige Auswirkungen auf Mieten, soziale Infrastruktur und das
       kulturelle Gefüge.“ Sie fordern: „Nein zur Amazonisierung der Stadt!“
       
       16 Jun 2025
       
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