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       # taz.de -- Verurteilungen im Fall Daphne Galizia: Ein kleiner Schritt Richtung Gerechtigkeit
       
       > Im Mordfall um die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia sind
       > zwei Männer verurteilt worden. Der Prozess gegen den Auftraggeber geht
       > weiter.
       
   IMG Bild: Nach sechs Jahren unvergessen: Journalistin Daphne Caruana Galizia, die in Malta ermordet wurde
       
       Zu Lebzeiten war sie eine der bedeutendsten Journalist:innen des
       kleinen EU-Staates Malta. Heute ist ihr Name weltweit bekannt – als Symbol
       für den Kampf um Pressefreiheit: Daphne Caruana Galizia, Investigativ- und
       Enthüllungsjournalistin, die aufdeckte, wie weit die Korruption im Umfeld
       der sozialdemokratischen Regierungspartei des Inselstaates reichte.
       
       2017 wurde sie mit einer Autobombe getötet, und die Indizien dafür sind
       erdrückend, dass der Mord an Galizia mit ihren Recherchen gegen ranghohe
       Mitglieder der Regierung von Ex-Premierminister Joseph Muscat
       zusammenhängt.
       
       In der vergangenen Woche endete auf Malta das Verfahren gegen zwei Männer,
       die nach Überzeugung des Gerichts an dem Mord beteiligt waren. Die beiden
       Malteser Robert A. und Jaime V. sollen den Sprengstoff für das
       Autobomben-Attentat beschafft haben und wurden vom Gericht deshalb zu
       lebenslanger Haft verurteilt.
       
       Bereits 2022 hatten sich drei Männer wegen der Sache schuldig bekannt und
       waren verurteilt worden. Der ebenfalls beschuldigte Geschäftsmann Yorgen
       Fenech wartet indes noch auf seinen Prozess. Er gilt als Hauptverdächtiger
       und Auftraggeber des Mordes.
       
       „Wir hoffen, dass das heutige Urteil einen Schritt auf dem Weg darstellt,
       die Welt für Journalisten sicherer zu machen“, erklärte die Familie von
       Caruana Galizia nach den Urteilen.
       
       ## 2024: Gesetz gegen Slapp-Klagen tritt in Kraft
       
       Ihr Sohn Mathew Caruana Galizia arbeitet ebenfalls als
       Investigativ-Journalist, unter anderem beim International Consortium for
       Investigative Journalists (ICIJ), das wiederum Dokumente veröffentlicht
       hatte, die Regierungsmitglieder Maltas schwer belasteten. Daphne Caruana
       Galizias Sohn und weitere Angehörige hatten nach ihrem Tod mit enormem
       Nachdruck die Aufklärung des Mordes verlangt. Sie gründeten eine Stiftung
       und sind an der Verleihung eines hoch dotierten Journalismuspreises des
       EU-Parlaments beteiligt.
       
       2024 beschloss das EU-Parlament – auch auf Druck der Familie – ein Gesetz
       gegen sogenannte Slapp-Klagen zu verabschieden, also rechtsmissbräuchliche
       Klagen, die der Einschüchterung von Journalist:innen dienen sollen.
       Gegen Caruana Galizia waren seinerzeit 47 solcher Klagen anhängig – ein
       zunehmend probates Mittel von Konzernen und Politikern, unliebsame
       Recherchen zu bekämpfen. Das neue EU-Gesetz, das Medien hiergegen schützen
       soll, wurde deshalb informell auch „[1][Daphne’s Law]“ genannt.
       
       Die Urteile gegen die Attentäter gelten allgemein als Erfolg. Gleichzeitig
       kritisierte nicht nur die Familie, dass die Verbindungen der
       Regierungspartei zu den Beteiligten, ihre Verstrickungen in Geldwäsche und
       andere Formen der Finanzkriminalität und Nähe zu mafiösen Strukturen nie
       aufgeklärt wurden.
       
       ## Kommission kritisiert „Klima der Straflosigkeit“
       
       Die Indizien dafür, dass auch Regierungsmitglieder beteiligt waren, hatten
       sich im Herbst 2019 so weit verdichtet, dass zunächst Muscats halbes
       Kabinett zurücktrat oder beurlaubt wurde und schließlich der ansonsten
       hochpopuläre Joseph Muscat selbst [2][im Januar 2020 zurücktreten musste].
       
       Weitere Folgen hatte die Affäre für ihn aber nicht. Sein bis heute
       [3][regierender Nachfolger] hat Empfehlungen einer Untersuchungskommission,
       die 2021 ein „Klima der Straflosigkeit“ in Malta kritisierte, jedenfalls
       nur in sehr begrenztem Maße umgesetzt.
       
       17 Jun 2025
       
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