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       # taz.de -- kunstraum: Fermentiertes Wissen
       
   IMG Bild: Textilien färben mit Fermentation: Im Art Laboratory Berlin wird Bakterien-Pflanzen-Interaktionen sichtbar
       
       Im Ausstellungs- und Forschungsprojekt „Fermenting Textiles“ das als Teil
       des_m[1][atter Festival 2025] im [2][Art Laboratory Berlin] zu sehen ist
       wird die Materie als aktiv betrachtet. Der Titel bezieht sich auf die in
       Burkina Faso praktizierte Vouwo-Färbetechnik. Im Gegensatz zu anderen
       handwerklichen Färbeverfahren, wie dem japanischen Dorozome, wird der Stoff
       hier nicht einfach mit Pflanzen und Schlamm gefärbt, sondern bis zu zwei
       Jahre lang in einem Gemisch aus Pflanzenmaterialien und Erden
       unterschiedlicher Herkunft in einen Topf fermentiert.
       
       Während die Künstlerinnen und Designerinnen Pauline Agustino und Satomi
       Minoshima das Färben von Kimonostoffen nach dem Dorozome-Verfahren
       vorstellen, wie es die Färber:innen auf der Insel Amami Oshima
       praktizieren, arbeitete die Anthropologin Laurence Douny mit dem
       burkinischen Färber Adama Séré zusammen. Dabei dokumentierte sie den
       langwierigen Färbeprozess auch im Film. Die Mikrobiologen [3][Regine
       Hengge] und José Hernández Lobato untersuchten dann die Interaktionen von
       Bodenbakterien, Pflanzen und Baumwollstoff während seiner Fermentation.
       Anhand von Jagdhemden werden verschiedene Farbtöne und Färbetechniken
       anschaulich. Eines, das in einem Sud aus Pflanzen, Termitenerde und dem
       Lehm eines Teichs fermentiert wurde, ist fast schwarz. Dieses Schwarz ist
       beim nächsten Hemd verblasst, weil es seit zehn Jahren in Gebrauch ist.
       
       Nicht verwunderlich, dass die im Färbetopf getrockneten Vouwo-Pigmente
       nicht nur bei der Herstellung von neuem Farbstoff, sondern auch als
       Heilmittel und Körperlotion zum Einsatz kommen. In Texten, Filmen,
       Fotografien, Displays, Agarplatten mit Bakterien und Kleidungsstücken
       werden die komplexen Sachverhalte anschaulich. In diesem sinnfälligen
       Ausstellungsdesign wird „der Materie der ihr gebührende Platz als aktive
       Teilnehmerin am Werden der Welt“ eingeräumt – wie Regine Rapp und Christian
       de Lutz von Art Laboratory in ihrer [4][Einführung zur Ausstellung] die
       Forderung der Philosophin Karen Barad zitieren. 
       
       Brigitte Werneburg
       
       18 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.matters-of-activity.de/en/pages/15915/matter-festival-2025
   DIR [2] https://artlaboratory-berlin.org/de/
   DIR [3] https://www.hu-berlin.de/de/pr/nachrichten/mai-2025/nr-25513
   DIR [4] https://www.matters-of-activity.de/en/activities/16066/fermenting-textiles-weaving-together-traditional-craft-anthropology-microbiology-and-art
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Brigitte Werneburg
       
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