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       # taz.de -- Rattenplage am Hermannplatz: Neukölln alias Wuhan
       
       > Der Hermannplatz ist von einer Rattenplage befallen. Ab Juli erlässt der
       > Bezirk Maßnahmen, um sie einzudämmen.
       
   IMG Bild: Ratten wird am Hermannplatz ein stabiles Buffet geboten
       
       Berlin taz | Die Tatortszene wirkt brutal: Ihr lebloser Körper liegt
       zwischen dreckigen Socken, leeren Kippenpackungen und einer Pizzabox.
       Passant*innen laufen am helllichten Tag unbekümmert an ihr vorbei. Das
       Opfer ist eine der [1][zahlreichen Ratten, die den Hermannplatz in Neukölln
       derzeit in einer Plage befallen], wie Touris die Weserstraße. Aufgrund des
       starken Befalls erlässt der Bezirk ab Juli strenge Maßnahmen.
       
       Grund für die Plage seien weggeworfene Lebensmittel und Abfälle, aber auch
       das Füttern von Haustieren und Vögeln, so das Bezirksamt. Es schaffe für
       die Nager den „idealen Lebensraum“. Denn anders als die Feinschmecker-Ratte
       aus „Ratatouille“ sind die Neuköllner Wanderratten Allesfresser.
       
       Und ihnen wird ein stabiles Buffet geboten: Chipsreste, Kartoffeln und
       kalte Pommes liegen am Dienstag fein angerichtet zwischen Verpackungen,
       Pappbechern und Unterhosen. [2][Mit dem legendären, versifften
       Berlin-Charme hat das nur noch wenig zu tun.]
       
       Das findet auch die Obstverkäuferin: „Der Dreck ist nicht mehr auszuhalten.
       Die Ratten kommen nur, weil es so dreckig ist“, sagt sie entnervt. Die
       Stände selbst hinterließen keinen Müll. Zustimmung kommt vom
       Currywurststand: Das Problem seien Passanten, die ihren Müll fallen lassen
       sowie Tauben füttern. Sie fordert: „Der Senat soll endlich Berlin sauber
       machen!“
       
       ## Allgemeinverfügung ab Juli
       
       Die bisherigen Bemühungen des Bezirks die [3][Rattenpopulation durch
       Giftköder einzudämmen], war in der Tat äußerst halbherzig. Man muss kein
       Naturschutz-Experte sein, um zu erkennen: Solange der Platz ein vermülltes
       Rattenparadies bleibt, bringt auch Gift wenig. Inzwischen hat das auch der
       Bezirk eingeräumt – nun sollen zusätzliche Verbote folgen.
       
       Ab dem 1. Juli tritt eine Allgemeinverfügung in Kraft: Wer Tiere füttert,
       Lebensmittel nicht richtig lagert oder Abfall nicht ordnungsmäßig
       beseitigt, dem droht ein Ordnungsgeld von bis zu 25.000 Euro. Plakate
       sollen über die Probleme und die Anordnungen informieren.
       
       Das Bezirksamt warnt: Durch den Rattenbefall bestehe auf dem belebten
       Hermannplatz, mit Wochenmarkt und Bahnstationen, ein erhöhtes Risiko für
       die Verbreitung von Krankheiten, wie Typhus, Cholera oder Tollwut.
       
       Im Bezirksamt trägt die undercover Mission daher den Codenamen
       „Wuhan-Wildtiermarkt 2.0“. Spaß. Also halb: Der Undercoverteil stimmt. Von
       den geplanten Auflagen hat keine der Marktverkäufer*innen etwas
       mitbekommen. Die halten die Aufregung ohnehin für übertrieben: „Und Ratten
       sollen Berlins größtes Problem sein?“
       
       17 Jun 2025
       
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